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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dem Schiff zu pusten, aber die
Ventile passen nicht genau aufeinander.«
»Also doch pumpen?« fragte Mike.
Trautman hob die Schultern. »Das kann
Tage
dauern«, sagte er. »Hast du eine Vorstellung, wie viel Arbeit es bedeutet, etliche zehntausend Liter Wasser aus
dem Schiff zu pumpen?«
»Wenn wir alle mithelfen - «
»Darum geht es nicht«, unterbrach ihn Trautman.
»Ich bin nicht sicher, daß uns genug Zeit bleibt.« Er
deutete zur Decke hinauf. »Vergiß nicht auf Winterfeld. Früher oder später werden sie hier herunterkommen. Und wenn sie uns entdecken...« Er seufzte. »Im
Moment ist die NAUTILUS eher hilflos, fürchte ich.«
Mikes Hand schmerzte. Er sah auf sie herab und stellte fest, daß die beiden winzigen Bißwunden mittlerweile angeschwollen waren und sich dunkelrot zu verfärben begannen. Geistesabwesend strich er mit den
Fingern der anderen Hand darüber und sagte: »Das
sieht nicht gut aus, wie?«
    »Nein. Aber noch bin ich mit meinem Latein nicht
ganz am Ende. Morgen früh schweißen Singh und ich
erst einmal den Riß im Rumpf. Wenn wir das Boot abgedichtet haben, sehen wir weiter. Vielleicht kann ich
irgend etwas zusammenbasteln, damit die Ventile
doch noch passen.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf Mikes Hand. »Tut es sehr weh?«
»Nein«, log Mike - obwohl seine Hand mittlerweile
klopfte und pochte, daß es ihm fast die Tränen in die
Augen trieb. Trautmans Blick ließ erkennen, was er
von Mikes Antwort hielt, aber er sagte nur: »Geh jetzt
schlafen. Morgen wird es ein anstrengender Tag«, und
wandte sich dann wieder der Preßluftflasche zu.
Mike sah Singh und ihm noch einige Augenblicke
lang zu, dann ging er zu seiner Kabine im untersten
Deck der NAUTILUS zurück. Trotz aller Aufregung
schlief er sofort ein.
    Und träumte. Ganz anders als in einem normalen
Schlaf war er sich in jeder Sekunde des Umstandes
bewußt, zu träumen, und trotzdem war es ein Traum
von beinahe unheimlicher Realität. Er befand sich
nicht mehr in seiner Kabine auf der NAUTILUS, sondern inmitten eines gewaltigen, wogenden grünen
Dschungels, wie er ihn noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte, weder in Wirklichkeit, noch auf einem
Bild oder als Beschreibung in einem Buch. Bäume von
schier unvorstellbarer Größe standen so dicht um ihn
herum, daß sie eine undurchdringliche Barriere zu bilden schienen; wo es überhaupt noch ein Durchkommen gab, da wucherten dichtes Gestrüpp, dornige Büsche oder fremdartig aussehende Blumen. Die Bäume
hatten eine seltsam geschuppte Rinde, und als er im
Traum den Kopf hob und in den Himmel sah, erkannte er, daß es gar keine richtigen Bäume waren, viel
    mehr eine Art gigantischer Farngewächse, wie es sie
vor Millionen von Jahren auf der Erde gegeben hatte.
Ihre riesigen Blätter vereinigten sich hoch über ihm
zu einem Dach, das so dicht war, daß es das Sonnenlicht nicht ganz durchließ; auf dem Grund dieses Waldes herrschte ein dunkelgrünes, feuchtes Zwielicht, in
dem es niemals wirklich hell wurde.
Und nicht nur die Umgebung, in der er sich in diesem
sonderbaren Nicht-Traum wiederfand, war anders als
seine normale Welt - auch er war nicht mehr er
selbst. Mike hatte keinerlei Kontrolle über seinen
Traum-Körper, so daß es ihm nicht möglich war, an
sich herabzublicken und sich selbst in Augenschein
zu nehmen, aber das mußte er auch nicht, um zu begreifen, daß er sich nicht mehr in seinem Körper, ja,
vermutlich nicht einmal mehr in dem eines Menschen
befand. Alle Bewegungen waren auf unheimliche, mit
menschlichen Worten einfach nicht zu beschreibende
Weise neu und fremdartig, er sah, hörte, roch und
schmeckte ungleich schärfer und deutlicher als zuvor,
und anstelle von Logik und Vernunft empfand er eine
verwirrende Vielfalt anderer Gefühle, die er auch als
Mensch dann und wann kennengelernt hatte, aber
niemals auch nur annähernd in dieser Heftigkeit:
Hunger, Jagdfieber, Furcht, Mißtrauen - alles Instinkte eines Raubtieres, und dazu andere, völlig fremde
Gefühle, für die er einfach keine Worte fand, weit sie
ihn in seinem bisherigen Leben als Mensch vollkommen unbekannt gewesen waren.
Mike war nicht in der Lage, die Bewegungen oder Taten seines »Gastkörpers« irgendwie zu beeinflussen,
so daß ihm nichts anderes übrig blieb, als sich in die
Rolle des passiven Beobachters zu fügen. Immerhin
begriff er, daß das Geschöpf, dem er in diesem Traum
als Wirt diente, ein Vierbeiner war, und dazu offensichtlich ein Räuber, denn ein paarmal kam eine
schwarze,

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