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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kurzerhand
auszog, ehe er sich wieder an dem Verschluß zu schaffen machte. Die Katze miaute laut und warnend, doch
er beachtete es nicht. Mit einem Klicken schnappte
der erste Verschluß zurück.
Nur einen Sekundenbruchteil später schrie Mike vor
Schmerz auf, riß den Arm zurück und schlenkerte ihn
wild hin und her - um die Katze abzuschütteln, die
plötzlich gar nicht mehr einsam und verschmust war,
sondern sich mit rasender Wut in seine Hand verbissen hatte. Die Katze flog davon, suchte vergeblich mit
den Krallen auf der spiegelglatten Oberfläche des Sarges nach Halt und landete unsanft auf dem Boden.
Mike preßte die Hand einen Moment unter die Achsel
und hob sie dann stöhnend vor das Gesicht. Der Biß
sah nicht sehr dramatisch aus, aber er tat höllisch
weh. Die Zähne hatten sich tief in seine Haut gebohrt.
Einige Blutstropfen quollen aus den kleinen Wunden.
Zornig sah er die Katze an, die mittlerweile wieder
auf den Glassarg hinaufgesprungen war und ihn mit
gebleckten Zähnen anfauchte. Ihr buschiger Schwanz
peitschte wild hin und her, und die Krallen waren
drohend ausgefahren. Ihre Ohren lagen flach am Kopf.
Hastige Schritte näherten sich. »Was ist los?« keuchte
Singhs Stimme hinter ihm. »Ist Euch etwas geschehen? Seid Ihr in Gefahr, Herr?« Mike drehte sich herum, Singh und
Trautman
kamen
hintereinander
durch die Tür, aufgescheucht durch seinen Schrei.
Singh war mit einem Satz neben ihm, hob die Hände
und sah sich kampflustig nach dem unbekannten
Feind um, der seinen Herrn bedrohte, während Traut
    man wie vom Donner gerührt stehenblieb und den
Glassarg und die schwarze Katze anstarrte.
»Was ist geschehen?« fragte Singh noch einmal. Dann
bemerkte er
Mikes blutende Hand und fuhr erschrocken zusammen. »Ihr seid verletzt, Herr!«
Er wollte nach Mikes Hand greifen, aber Mike zog den
Arm hastig zurück und verbarg die Hand wieder unter der Achselhöhle. Er war verletzt - aber wenn er
ehrlich war, dann hauptsächlich in seinem Stolz.
»Schon gut«, sagte er. »Ein Kratzer. Nicht mehr.«
Wie nicht anders zu erwarten
gewesen war, war
Singh in diesem Punkt entschieden anderer Meinung.
Aber er kam nicht dazu, eine entsprechende Bemerkung zu machen, denn Trautman berührte ihn am
Arm und deutete auf den gläsernen Sarg, und der Anblick schlug selbst den normalerweise durch nichts
zu beeindruckenden Sikh in seinen Bann.
»Unglaublich!« flüsterte Trautman.
»Ich habe es entdeckt«, sagte Mike. »Das Mädchen
muß schon seit einer Ewigkeit hier liegen. Passen Sie
auf!« fügte er erschrocken hinzu, als Trautman einen
Schritt auf den Sarg zu tat. »Dieses Mistvieh wird rabiat, wenn man ihm zu nahe kommt.«
Die Katze miaute zur Antwort, hörte auf, mit dem
Schwanz zu wedeln, zog die Krallen ein und begann
zu schnurren. Trautman bewegte sich vorsichtig weiter. Unschuldig blickte ihn das Tier an, leckte eine
seiner Pfoten und schnurrte dabei, als könnte es kein
Wässerchen trüben.
»Ja, das ist ein richtiges Ungeheuer«, sagte Trautman
belustigt. Er trat an den Glassarg heran, nahm die
Katze mit beiden Händen hoch und betrachtete sie
eingehend, ehe er sie behutsam wieder absetzte. »Es
ist übrigens ein Kater. Das erklärt alles. Sei froh, daß
er dir nicht den Arm abgerissen hat.«
    Mike blieb weder das Glitzern in Trautmans Augen
noch der spöttische Klang seiner Stimme verborgen,
aber er zog es vor, nicht darauf zu reagieren. Für heute hatte er sich eigentlich genug blamiert.
Feindselig musterte er den Kater und trat an Trautmans Seite, hütete sich aber, dem Sarg zu nahe zu
kommen.
»Es sieht fast so aus, als ob er sie bewache«, sagte
Singh leise.
Mike blickte auf seine Hand herab: »Hm.«
»Wer mag sie gewesen sein?« murmelte Trautman.
»Das ... das war ein Kind.« Er sah kurz zu Mike. »Keinesfalls älter als du. Wahrscheinlich sogar jünger.
Das ist unglaublich.«
»Vielleicht ist das Ganze hier nichts anderes als ein
riesiges Grabmal«, sagte Mike.
»Möglich.« Trautman überlegte. »Die Pyramiden haben
auch keine andere Aufgabe, als Tote zu bewahren.«
»Wenn sie tot ist«, hörte Mike sich zu seiner eigenen
Überraschung sagen.
Trautman schüttelte heftig den Kopf. »Deine Phantasie geht mit dir durch, junger Mann«, sagte er. »Sie
atmet nicht, ist dir das schon aufgefallen? Möglicherweise ist sie die einzige Überlebende von Atlantis.« Er
zuckte die Schultern. »Auf jeden Fall ist sie tot. Wir
können uns später noch den Kopf darüber zerbrechen,
wer sie war, und wie sie hierhergekommen

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