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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Weigerung. »Das wäre Selbstmord«, sagte er. Er deutete auf die Preßluftflasche, dann auf den nicht passenden Anschluß neben
der Tür. »Selbst wenn ein Wunder geschieht und uns
das Ding nicht um die Ohren fliegt - wir brauchen
mindestens ein Dutzend Flaschen, um das Wasser aus
dem Schiff zu pressen. Die Zeit reicht einfach nicht. Es
ist zum Verrücktwerden!«
Sein Gesicht verdüsterte
sich. »Wir haben die Rettung praktisch in Händen,
und alles, was fehlt, ist ein simples, kleines Ventil.«
»Bauen Sie es aus der Treibstoffpumpe aus«, sagte
Mike. »Im unteren Geräteraum steht ein Ersatzgerät,
das im Moment nicht gebraucht wird.«
Trautman starrte ihn an. Singh, der sich schon wieder an der Schraube zu schaffen machte, ließ die Hände sinken und hob den Blick, und Mike selbst konnte
spüren, wie sich ein überraschter Ausdruck auf seinem eigenen Gesicht breitmachte. Er hatte überhaupt
keine Ahnung, warum er das gesagt hatte.
»Jetzt dreht er völlig durch«, sagte Ben. »Was ist los?
Hat dir die Todesangst den Verstand geraubt?«
Mike antwortete nicht. Bis zu dieser Sekunde hatte er
nicht einmal gewußt, daß es das Gerät, von dem er
sprach, an Bord der NAUTILUS überhaupt gab, geschweige denn, welche Art von Anschlüssen es besaß.
Auch Trautman sah ihn an, als zweifle er ernsthaft an
seinem Verstand - aber plötzlich sprangen Singh und
er auf ein gemeinsames Kommando hin auf und stürzten davon. Mike hörte ihre Schritte auf der metallenen Treppe nach unten poltern.
Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, bis Trautman
und Singh zurückkamen. Mikes Augen weiteten sich
ungläubig, als er das
kleine Metallstück sah, das
Trautman wie einen kostbaren Edelstein in beiden
Händen vor sich her trug. Verblüfft beobachtete er,
wie Trautman das Ventil mit einer einzigen, raschen
Bewegung am Ende der Preßluftflasche befestigte und
es mit einem hörbaren Klicken einrastete.
»Es paßt!« keuchte Trautman. »Gott im Himmel, es ...
es paßt!« Er fuhr herum. »Hört auf zu pumpen! Ich
brauche den Schlauch - schnell!«
Binnen einer Minute hatten sie die schwere Handpumpe abmontiert und das Ende des Druckschlauches
mit dem Ventil verbunden. Trautman drehte an einem kleinen Rad an der Flasche, und sie alle konnten
hören, wie sich die Preßluft zischend ihren Weg
durch den Schlauch und in die Kammer hinter dem
geschlossenen Stahlschott bahnte.
»Es paßt!« sagte Trautman noch einmal. Fassungslos
schüttelte er den Kopf, starrte Mike kurz an und
wandte sich dann den anderen zu.
»Ihr helft
Singh!« befahl er. »Pumpt so viel Luft in
den Raum, wie es nur geht. Mike und ich gehen auf
die Brücke. Ich schicke ihn wieder zu euch, wenn ihr
aufhören könnt. Komm!«
Das letzte Wort galt Mike. Trautman wartete nicht ab,
ob er seinen Befehl befolgte, sondern war bereits wieder auf dem Absatz herumgewirbelt und rannte abermals die Treppe hinunter.
Mike folgte ihm, so schnell er konnte. Ihn schwindelte. Er mußte sich an der Wand abstützen, um auf der
schmalen Treppe nicht den Halt zu verlieren. Mit
schleppenden, kleinen Schritten legte er den Weg zum
Kommandoraum zurück, wo Trautman bereits wieder
hinter den Kontrollinstrumenten des Schiffes stand
und fieberhaft an den Schaltern und Hebeln hantierte.
Als Mike eintrat, sah er kurz auf und wandte sich wieder dem Schalttisch zu.
»Wie tief sind wir schon?« erkundigte sich Mike.
»Viertausend Meter«, antwortete Trautman. »Und wir
sinken immer noch.«
Viertausend Meter! Mike spürte ein eisiges Frösteln.
Plötzlich vermeinte er das Gewicht der Millionen und
    Abermillionen Tonnen von Wasser über seinem Kopf
fast körperlich zu spüren. Und wie um seine Angst
noch zu erhöhen, hörte er in diesem Augenblick wieder jenes schreckliche,
knirschende Geräusch, als
stöhne die NAUTILUS unter den Schmerzen, die ihr
der unvorstellbare Wasserdruck zufügte.
»Schaffen wir es?« fragte er leise.
Trautman hob zur Antwort nur die Schultern. »Ich
glaube, wir sinken schon nicht mehr ganz so schnell«,
murmelte er. »Aber ich weiß nicht, ob es reicht.«
Die Zeit schien stehenzubleiben. Mike hatte das Gefühl, daß die Sekunden träge verstrichen, während die
Zahlen auf dem Tiefenmesser auf Trautmans Pult nur
so dahinzurasen schienen. Die NAUTILUS sank auf
viereinhalbtausend, dann auf fünftausend Meter, bis
auch Mike zu erkennen glaubte, daß sich die Geschwindigkeit ihres Absinkens allmählich verlangsamte.
»Fünfeinhalbtausend«, mumelte Trautman. Er schüttelte den Kopf.

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