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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Wir werden
mindestens
vierundzwanzig Stunden benötigen, ehe wir die Wasseroberfläche erreichen.«
Plötzlich begannen alle durcheinanderzureden. Anstelle von Todesangst und mühsam unterdrückter Panik machte sich eine ebenso heftige Euphorie unter
den Jungen breit, so daß Trautman schließlich mit
energischer Stimme für Ruhe sorgen mußte.
Auch Mike war zutiefst erleichtert. Er fühlte sich immer noch verwirrt und hatte nach wie vor keine Antwort auf die Frage, woher er von dem passenden Ventil gewußt hatte, aber das hatte nun Zeit. Wichtig war
jetzt nur, daß sie gerettet waren. Er wandte sich wieder dem Fenster zu und sah hinaus. Trautman hantierte an seinen Hebeln, und die NAUTILUS gehorchte
zum ersten Mal seit Stunden wieder den Befehlen des
Ruders. Langsam schwang das gewaltige Unterseeboot
herum und nahm Fahrt auf. Und für die Dauer von einer Sekunde erblickte Mike jenseits des Fensters, hinter der seit Anbeginn der Zeit währenden Dunkelheit
etwas, was ihm den Atem stocken ließ.
Sechshundert Meter unter ihnen, sechstausend Meter
unter dem Meeresspiegel, aber so deutlich zu erkennen, daß er fast glaubte, nur die Hand ausstrecken zu
brauchen, um sie zu berühren, erhoben sich die Türme einer gewaltigen, hellerleuchteten Stadt.
    Als Mike seine Kabine betrat, fand er Astaroth zusam
    mengerollt auf seinem Bett vor. Der Kater sah gelangweilt auf, als Mike sich neben ihn auf die Bettkante
sinken ließ, begann jedoch sofort wie eine kleine Nähmaschine zu schnurren, als er ihm das Fell zwischen
den Ohren kraulte. Mike war unendlich müde. Jetzt,
als die unmittelbare Gefahr vorüber war, spürte er
mit doppelter Wucht, welche Anstrengungen der
zurückliegende Tag von ihm verlangt hatte.
Seine
Hände begannen zu zittern, und es dauerte eine ganze
Weile, bis er sich auch nur so weit wieder in der Gewalt hatte, daß er aus Hemd und Hose schlüpfen und
unter die
Bettdecke kriechen konnte. Hinter seiner
Stirn führten die Gedanken einen wirren Tanz auf. Er
hatte keinem der anderen von seiner Entdeckung berichtet, denn er hatte wahrlich keine Lust, sich den
Spott der anderen zuzuziehen, wenn er von
einer
Stadt auf dem Meeresgrund berichtete, die noch dazu
er als einziger gesehen hatte.
Mike begann nun auch unter seiner Decke zu schlottern. Es war noch immer sehr kalt in der NAUTILUS,
aber das war nicht der eigentliche Grund - das Fieber
vom vergangenen Tag schien zurückzukehren. Er hatte einen schlechten Geschmack im Mund, und seine
Stirn fühlte sich heiß an. Astaroth schien zu spüren,
daß es ihm nicht gutging, denn der Kater kam schnurrend über die Bettdecke herangekrochen, rieb seinen
Kopf an Mikes heißer Wange und kroch dann zu ihm
unter die Decke. Die Berührung seines weichen Felles
tat ungemein gut, und auch wenn es nur ein Tier war,
Mike hatte das Gefühl, nicht mehr allein zu sein, sondern einen Freund zu haben. So dauerte es nicht einmal eine Minute, bis er trotz allem wieder eingeschlafen war.
Und seinen Fiebertraum aus der vergangenen Nacht
     
    fortsetzte. Wieder befand er sich im Körper eines
vierbeinigen, schnellen Räubers, der auf der Suche
nach Beute durch einen bizarren Dschungel streifte,
wie es ihn nirgendwo auf der Welt gab. Wieder unterschied sich sein Denken völlig von dem eines Menschen, war mehr ein Fühlen, ein instinktives Handeln
als Entscheiden, und statt all der Sorgen und Gedanken eines Menschen waren in seinem Kopf nur mehr
Jagdfieber, Hunger und eine angeborene Vorsicht vor
anderen, noch gefährlicheren Räubern.
Dann aber änderte sich etwas, aus dem Traum wurde
ein Alptraum. Etwas geschah mit ihm. Der Jäger wurde zum Gejagten, er hatte seltsame Visionen von
großen, lauten, plumpen Wesen, die ihn hetzten, ihn
verfolgten und unbarmherzig in die Enge trieben, bis
es keinen Ausweg mehr gab, obwohl er viel schneller,
geschickter und klüger als jeder einzelne von ihnen
war. Er war plötzlich gefangen und konnte sich nicht
mehr rühren. Wesen waren um ihn herum, die Mike
als Menschen erkannte, ohne daß es ihm möglich war,
dieses Erkennen auf das Geschöpf zu übertragen, in
dessen Leib er steckte. Allen voran war ein uralter,
weißhaariger Mann mit einem Gesicht, das Mike als
gütig und wissend erschienen wäre, seinen tierischen
Traumkörper jedoch schier in Panik versetzte. Er war
in ein helles, mit sonderbar beunruhigend anmutenden Mustern besticktes Gewand gekleidet, und er tat
irgend etwas mit ihm. Auch war er nicht mehr in seiner gewohnten, grünen Dschungelwelt,

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