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Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Hickman
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mich sehen.« Ambrose nahm Paul das Kompendium aus der Hand und musterte es mit dem geschulten Blick des Sammlers. »Ein sehr minderwertiges Stück. Ich bin überrascht. Humphrey Cole würde sich im Grabe umdrehen. Wo ist das alte?«
    »Ich habe es verschenkt«, sagte Paul gleichmütig. »An eine Freundin.«
    »Eine Freundin?« Ambrose hielt den Deckel dicht vors Gesicht und betrachtete die beiden länglichen Fische. »Lampreten, wenn ich mich nicht täusche … ach so.«
    Er reichte Paul das Kompendium zurück und ließ sich schwerfällig auf einen Stuhl sinken. Dann nahm er den Turban ab und stellte ihn auf einen niedrigen Hocker.
    »Hört zu«, fuhr er in sanfterem Ton fort, während er sich über das schüttere Haar strich. »Ich weiß Bescheid über Euren Verlust, Pindar. Ich weiß, was Ihr durchgemacht habt.«
    »Ihr seid ein Narr, wenn Ihr alles glaubt, was Carew von sich gibt«, entgegnete Paul mürrisch.
    »Und Ihr seid ein Narr, wenn Ihr glaubt, dass ich meine Informationen nur von einem lausigen Dienstboten beziehe«, gab Ambrose zurück. »Mein Beruf ist das Sammeln, Pindar. Ich sammle die Hörner von Einhörnern, Meerjungfrauen, geheimdienstliche Erkenntnisse. Deshalb bin ich hier.«
    »Um Informationen über mich zu sammeln?« Paul brach in bitteres Gelächter aus und verzog sogleich das Gesicht, denn seine Rippen schmerzten noch vom Sturz der letzten Nacht. »Parvish hat Euch geschickt, damit Ihr Euch über mich informiert? « Er rieb sich die schmerzende Brust. »Ihr träumt, Ambrose.«
    Doch Ambrose konnte man nicht so leicht täuschen, er war hellwach, und Paul entschloss sich, es mit einem Bluff zu versuchen. »Wer genau sind Eure Informanten?«
    »Wie schon gesagt, ich gebe meine Quellen nie preis.« Ambrose sah ihn streng an. »Unter anderem bin ich hier, um von Euch die Zusicherung zu erhalten, dass Ihr mit dem Spielen aufhört und weder Euer eigenes Geld noch das von Parvish oder sonst jemandem einsetzt. Ihr behauptet, Ihr hättet die Spielerkrankheit nicht, also sollte es Euch doch ausgesprochen leichtfallen, mir dies zuzusichern, nicht?« Trotz seiner geringen Körpergröße verstand es Ambrose, Autorität auszustrahlen. »Nun«, bellte er drohend, »tut Ihr es?«
    Paul zögerte, dann nickte er kurz.
    »Ich habe Euer Wort?«
    »Ihr habt mein Wort.«
    In diesem Moment wurde der Vorhang zurückgezogen und ein atemloser Prospero erschien im Durchgang. »Verzeiht die Störung, meine Herren, aber Ihr habt Besuch, einen äußerst zudringlichen jungen Mann, der sich nicht abweisen ließ.« Bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, stürmte Carew an ihm vorbei ins Zimmer.
    »Ah, hier bist du! Constanza hat gesagt, du wärst vielleicht hier, ich habe überall nach dir gesucht …« Carew verstummte abrupt, als er Ambrose bemerkte. Dieser starrte ihn empört an. Was erdreistete sich dieser Dienstbote, so mit seinem Herrn zu sprechen! Er ließ es wirklich an jedem Respekt mangeln. Paul, der ihm seine Entrüstung ansah, überlegte für einen Moment, ob er ein erklärendes Wort einfließen lassen sollte. Aber er entschied sich dagegen: Was ging es Ambrose an, dass er und Carew wie Brüder aufgewachsen waren und sich seit ihrer Jugend nicht getrennt hatten?
    Die drei Männer taxierten sich misstrauisch. Als Erster fand Carew seine Stimme wieder.
    »Ach«, ließ er sich spöttisch vernehmen, »welch ein trautes Zusammentreffen.«
    »Macht Euch keine Sorgen, Prospero«, beruhigte Paul den betretenen Mendoza, »Signor Jones und ich waren gerade zum Ende gekommen.«
    »Dann gehabt Euch wohl, Pindar, ich habe noch etwas mit Prospero zu besprechen.« Ambrose bückte sich ächzend, um seinen Turban aufzuheben. »Und Euch möchte ich auch noch einige Fragen stellen, aber das hat keine Eile.«
    Prospero begleitete Paul in die Werkstatt zurück und gab ihm den Spinell. »Hier ist Euer Stein. Es ist ein hübsches Exemplar, das gebe ich zu, aber viel kann ich Euch nicht dafür bieten.« Er nannte einen Preis in Dukaten.
    »Ist das alles?«
    »Es tut mir leid, Engländer. Der Markt ist neuerdings von Schmucksteinen überschwemmt. Ein Spinell ist heutzutage nicht viel wert.«
    »Wieso?«
    »Es heißt, eine Dame verkaufe solche Steine, eine Dame aus einem der Klöster.«
    »Eine der Nonnen?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.« Prospero zuckte die Achseln. »Für mich klingt es unwahrscheinlich, denn was sollte eine Nonne mit so vielen Juwelen anfangen?«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach eine reiche Witwe, die

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