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Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Hickman
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Rolle gut.« Ambrose ließ seinen Blick über Pauls blasses Gesicht und die dunklen Augenringe wandern. »Ein wenig zu gut, wenn Ihr mich fragt.«
    »Dasselbe könnte man über Euch sagen.«
    »Zu freundlich, mein Herr.«
    Sie schwiegen und betrachteten sich lauernd.
    »Wie ich höre, bin ich eine Schande für die Ehrenwerte Kompanie«, ergriff Paul wieder das Wort.
    »Mehr konnte ich in so kurzer Zeit leider nicht bewerkstelligen«, gab Ambrose trocken zurück, »obwohl ich zugeben muss, dass ich von Eurem John Carew ziemlich beeindruckt bin. Es muss ihn einige Mühe gekostet haben, diese kleine Szene bei Eurer Constanza zu inszenieren. Ein findiger Bursche.«
    »Findig!«, erwiderte Paul bitter. »Carew geht wie üblich zu weit. Ich bin fertig mit ihm.«
    »Dann weiß er nicht, wie die Dinge wirklich stehen?«
    »Er ahnt nicht, dass Ihr ein Spion der Levante-Kompanie seid, wenn Ihr das meint. Oder dass ich Euch schon ebenso lange kenne wie Parvish.«
    »Und alles andere – davon weiß er auch nichts?«
    »Nicht das Geringste.«
    »Ihr seid Euch dessen vollkommen sicher?«
    »Nun ja, er hat etwas von den jüngsten Schwierigkeiten der Levante-Kompanie gehört, das ist wahr. Aber über Euch weiß er nichts. Er hält Euch für einen von Parvishs Faktoren, er glaubt, Ihr sammelt für sein Kuriositätenkabinett. Er weiß nicht, dass Ihr auch auf meine Bitte hin hier seid, um mich in einer geheimen Angelegenheit der Kompanie zu treffen.«
    »Aber Ihr seid zornig.« Ambrose bedachte Paul mit einem bohrenden Blick aus seinen wässrigen blauen Augen. »Sehr zornig auf ihn. Warum?«
    »Müsst Ihr das noch fragen? Er hat Euch eine Botschaft gesandt, dass Ihr mich in Constanzas Haus aufsuchen sollt. Dabei wusste er genau, dass …«
    »Was wusste er genau?«
    »Dass sich solche Nächte sehr in die Länge ziehen können.«
    »Ah, so nennt man das. Eine lange Nacht. Sehr hübsch. Zu meiner Zeit nannte man es sturzbetrunken.«
    »Darum geht es nicht, das wisst Ihr genau. Carew ist ein hinterhältiger, heimtückischer kleiner Bastard –«
    »Aber mein lieber Pindar«, unterbrach Ambrose ihn, »Ihr lasst ihn in dem Glauben, dass Ihr so gut wie ruiniert seid. Woher soll er wissen, dass Ihr lediglich, wie soll ich sagen …«
    »Ich diversifiziere.«
    »So nennen wir das jetzt, ja?«, fragte Ambrose hämisch.
    Paul ging nicht darauf ein. »Ich verringere meine Anteile an dem derzeitigen Kapital der Levante-Kompanie und erwerbe stattdessen etwas Solideres, etwas, das im Gegensatz zu unserem Kapital unter den gegenwärtigen Umständen seinen Wert behalten wird. Edelsteine, um genauer zu sein.«
    »Ich verstehe. Diesen Teil zumindest.« Ambrose zog ein großes, viereckiges Seidentuch aus der Tasche und wischte sich damit die Stirn. »Aber wenn kein Kaufmann in ganz Venedig über Eure Geschäfte im Bilde ist, wie könnte Ihr es dann von Eurem Diener erwarten?«
    »Von ihm erwarte ich, dass er seine Nase nicht überall hineinsteckt«, sagte Paul hitzig. »Wenn es nach mir ginge, säße er im nächsten Schiff zurück nach London, und zwar in der Kombüse, wo er sich die Überfahrt verdienen muss.«
    »Ihr seid zu hart.«
    »Das sagt Constanza auch. Aber Ihr befindet Euch ebenso im Irrtum wie sie. Mein einziger Fehler war, dass ich ihn nicht hart genug angefasst habe. Er glaubt, er kann sich alles erlauben, weil …« Paul sprach den Satz nicht zu Ende. »Aber er bedeutet mir nichts, rein gar nichts«, schloss er verbittert. »Er ist ein Dienstbote! Das Denken sollte er anderen überlassen!«
    »Nun, kümmert Euch nicht weiter um ihn.« Ambrose schob den Turban ein Stück zurück und wischte sich die schweißnasse Stirn. Er sah unzufrieden aus. »Dann bin ich also nichts weiter als einer von Parvishs Faktoren. Das ist ja noch schöner! Dazu möchte ich nur anmerken, dass mich das Sammeln für Parvishs Kabinett in mehr unerfreuliche Situationen gebracht hat als das Beschaffen von Geheimdienstinformationen für die Ehrenwerte Kompanie, abgesehen vielleicht von dem einen Mal, als sie ein Loch in die Decke des Audienzsaales der Dogen gesägt hatten. Aber das ist eine andere Geschichte.«
    »Bitte, Ambrose!«, unterbrach Paul ihn beruhigend. »Setzen wir uns doch. Lassen wir unsere Differenzen für den Moment beiseite. Welche Neuigkeiten bringt Ihr mir?«
    »Keine guten, fürchte ich. Wie Ihr bereits wisst, befahren die Holländer mit ihren Schiffen sehr erfolgreich den neuen Seeweg.« Ambrose zog eine Papierrolle aus dem neben ihm

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