Das magische Buch
dürfen keine Zeit verlieren!«
Ich ziehe die Mappe unter der Bettdecke hervor und gebe sie ihm.
»Hier ist das Kapitel drin, das du uns gestern diktiert hast. Lies es dir durch, und sag uns, was du davon hältst.«
Papa nimmt die Seiten und fängt an zu lesen. Lucía und ich sehen uns schweigend an und warten.
»Gut … sehr gut«, urteilt er, als er zu Ende gelesen hat. »Glückwunsch! Es ist perfekt!«
»Wirklich?«, fragt Lucía.
»Wirklich. Es ist sehr gut geworden. Jetzt werde ich euch das nächste Kapitel diktieren.«
»Aber streng dich nicht zu sehr an!«, mahnt Mama. »Du bist noch immer ziemlich schwach.«
»Du hast recht, Schatz … Also, dann mal los:
Die Sonne trat schüchtern hinter dem schwarzen Berg hervor, als die Schreiber sich anschickten, Prinzessin Hanna ihre Antwort zu übermitteln. Alle Mitglieder des Rates setzten sich um einen großen gelben Stein, in dessen Mitte eine mächtige Flamme loderte, das Symbol der Fantasie. Die Schreiber verharrten einige Minuten in Schweigen, als dächten sie über die Antwort nach, die zweifellos schon feststand.
Hanna und ihre Freunde warteten ungeduldig auf die Entscheidung, doch sie drängten die Schreiber nicht. Sie wussten, dass sie die ersehnte Antwort bald bekommen würden.
Endlich erhob sich der Älteste des Rates und verkündete feierlich die Entscheidung, die sie getroffen hatten:
›Hört, was wir beschlossen haben! Wir können das Buch schreiben, um das ihr uns gebeten habt …‹
Alle atmeten erleichtert auf. Es war, als hätte man ihnen das Leben zurückgegeben.
›Aber …‹
Sie erstarrten. Die Botschaft hatte also einen zweiten Teil, und ihre Eingebung sagte ihnen, dass dieser Zusatz nicht erfreulich sein würde.
›… es muss mit unsichtbarer Tinte geschrieben werden, damit wir nicht Gefahr laufen, dass es irgendwelchen Gaunern in die Hände fällt. Sein Inhalt wird so mächtig sein, dass es geschützt werden muss. Niemand soll es lesen können, der nicht bei seiner Entstehung dabei gewesen ist. Ein Buch für eine Person wird es sein, nur für Augen bestimmt, die gesehen haben, wie es geschrieben wurde. Doch wir müssen eine Warnung aussprechen: Dieser Mensch läuft Gefahr zu erblinden! Denn das Buch wird im Lichte reinen Schwefels geschrieben werden, der den tiefsten Tiefen der Erde entrissen wird und dessen Licht so hell ist, dass es die Sehkraft jener, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, schädigen kann … auch die des Schreibers.‹
›Ich bin bereit dazu!‹, rief Hanna und stand auf.
›Nein! Ich will diese Person sein‹, bot sich der Bibliothekar an. ›Ich bin ein alter Mann, es schreckt mich nicht, blind zu werden.‹
›Nein, es ist besser, wenn ich das übernehme, denn später wird man es in Anwesenheit Scrooms lesen müssen‹, beharrte die Prinzessin.
›Was meinen die anderen?‹, fragte der Älteste des Rates.
›Mir scheint, das ist eine Aufgabe für Hanna‹, meldete sich Nasshan zu Wort. ›Wenn das Buch geschrieben ist, muss es unter großen Gefahren zu Scroom gebracht werden. Ich glaube, aufgrund ihrer Jugend eignet sich Hanna am besten für diese Reise.‹
Die Anwesenden sahen sich an. Ihren Blicken war deutlich zu entnehmen, dass sie dem Jäger zustimmten. Hanna war die richtige Person für diese Aufgabe.
›Ich möchte dich noch einmal darauf hinweisen, dass du erblinden könntest. Vielleicht in einem Monat oder in einem Jahr oder erst in zehn Jahren … Es ist unmöglich vorauszusagen, wann das verderbliche Schwefellicht seine Wirkung entfaltet. Es ist noch nicht einmal sicher, dass du dein Augenlicht überhaupt verlierst. Aber die Möglichkeit besteht. Das solltest du wissen, bevor du dich in das Abenteuer stürzt.‹
›Ich bin bereit‹, wiederholte Hanna. ›Nichts kann mich von meinem Entschluss abbringen.‹
›Dann soll es so sein‹, entschied der Greis.
›Gut‹, meldete sich Nasshan wieder, ›wenn du bereit bist, dich in Gefahr zu bringen, dann bin ich es auch. Ihr könnt auf mich zählen, ich schließe mich dem Kampf gegen Scroom an.‹
Hanna schenkte ihm einen dankbaren Blick. Doch sie wusste, was ihn tatsächlich zu seinem Entschluss veranlasst hatte …
Nevalia trat auf den Jäger zu und sagte zu ihm:
›Du weißt, dass du dich in große Gefahr begibst, nicht wahr?‹
›Ich habe immer mit ihr gelebt‹, antwortete er. ›Und ich möchte mir nicht die Gelegenheit entgehen lassen, etwas Nützliches zu tun. Scroom darf sich nicht zum Herrscher der Welt
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