Das Magische Labyrinth
Dämmerlicht. »Bevor ich weit genug kam«, sagte Joe, »bin ich abgeftürft. Defwegen weif ich gar nicht, wie weit diefer Pfad überhaupt geht. Vielleicht brauchen wir einen ganfen Tag oder noch länger, um unten anfukommen.«
»Tom Mix erwähnte einmal, der Ägypter Paheri habe ihm erzählt, daß sie eine Essenspause einlegten, bevor sie unten waren«, sagte Burton. »Aber das muß nicht viel heißen. Da die ganze Reise ziemlich erschöpfend war, haben sie vielleicht eher Hunger bekommen als gewöhnlich.«
Sie fanden eine kleine Höhle. Um den Wind draußen zu halten, rollte Joe mit der Hilfe einiger anderer einen großen Felsen vor den Eingang. Sie zogen sich zurück und nahmen eine Mahlzeit ein. Zwei Lampen spendeten ihnen etwas Helligkeit, aber das Licht reichte nicht aus, um ihren Mut zu stärken. Was sie brauchten, war ein Feuer, der helle Glanz und die knisternde Wärme, die ihren steinzeitlichen Vorfahren und allen folgenden Generationen das Dasein versüßt hatten.
Tai-Peng war der einzige, der seinen Frohsinn deutlich zur Schau trug. Er erzählte Geschichten aus alter Zeit, berichtete von den Acht Unsterblichen der Weinbecher, seinen Gefährten von früher und gab hin und wieder einen chinesischen Witz zum besten. Obwohl es unmöglich war, seine Witze in ein adäquates Esperanto zu übersetzen, kamen sie gut genug an, um einige der Anwesenden – besonders Joe Miller – vor Vergnügen brüllen und sich auf die Schenkel klopfen zu lassen. Dann fing Tai-Peng an, einige seiner Stegreifgedichte aufzusagen, und schloß damit, indem er sein Schwert auf den Turm richtete, der irgendwo vor ihnen lag.
»Bald werden wir die Festung des Großen Grals erreichen! Mögen jene, die mit unserem Leben gespielt haben, sich in acht nehmen! Auch wenn sie Dämonen sind – wir werden sie bezwingen! Zwar hat der alte Kung Fu Tse uns Menschen davor gewarnt, uns mit den Geistern anzulegen, aber ich habe nie zu denen gehört, die ihm Beachtung schenkten! Ich höre auf keinen Menschen! Ich folge meinem eigenen Verstand! Ich bin Tai-Peng, und es gibt niemanden, der über mir steht!« Und dann krakeelte er: »Nehmt euch in acht, ihr Brüder, die ihr euch versteckt, herumschleicht und euch weigert, uns entgegenzutreten! Paßt auf! Jetzt kommt Tai-Peng! Und Burton! Und Miller!«
Und so ging es weiter.
»Wir follten in feiner Nähe bleiben«, witzelte Joe leise. »Die heife Luft, die er abgibt, könnte unf nütflich fein.«
Burton beobachtete Gilgemesch und Ah Qaaq. Sie benahmen sich nicht anders als die anderen, sondern lachten und feuerten den Chinesen an. Aber das konnte auch bedeuten, daß sie besonders gute Schauspieler waren. Er machte sich Sorgen. Spätestens wenn sie die Höhle erreichten – falls sie sie erreichten – mußte er in bezug auf die beiden etwas unternehmen. Auch wenn sich ihre Unschuld herausstellen sollte: Er mußte unbedingt in Erfahrung bringen, ob einer von ihnen – oder vielleicht sogar beide – mit X identisch war. Jeder der beiden konnte Loga sein. Oder Thanabur.
Aber wie sollte er das anstellen?
Und was hatte X – vorausgesetzt, seine Theorie entsprach der Wahrheit – überhaupt vor?
Burton ließ vor seinem inneren Auge eine Szenenfolge ablaufen. Wenn sie den Sims hinuntergingen, würde er dafür sorgen, daß Joe Miller die Führung übernahm. Er selbst würde an zweiter Stelle gehen. Ah Qaaq und Gilgamesch würden den Abschluß bilden, denn er wollte nicht, daß sie die Höhle als erste erreichten – falls sie überhaupt noch existierte.
Der Maya und der Sumerer – vorausgesetzt, sie waren das, wofür sie sich ausgaben – würden die Höhle zuletzt betreten und dann entwaffnet werden. Sie besaßen lange Messer und Pistolen, die Plastikkugeln vom Kaliber .69 verschossen. Joe und de Marbot mußten dafür sorgen, daß sie sie nicht einsetzen konnten. Frigate und Nur würden einen Tipp erhalten, sollten sich aber aus seinem Plan heraushalten. Burton war sich weder des Mauren noch des Amerikaners sicher. Seine Erfahrungen mit dem Agenten, der sich ebenfalls als Peter Jairus Frigate ausgegeben hatte, hatten ihn mißtrauisch gemacht. Er fragte sich immer noch, ob er diesmal dem echten Frigate gegenüberstand. Nur schien zwar der zu sein, als der er sich ausgab, aber Burton traute niemandem. Sogar der Titanthrop konnte ein Agent sein. Warum auch nicht? Er war trotz seiner ungeheuren Größe und seines komischen Aussehens intelligent und leistungsfähig.
Aber irgend jemandem mußte Burton
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