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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte und ich am laufenden Band Herzinfarkte zu erleiden drohte, wenn ich einem Gesicht begegnete, das meiner geliebten Livy, meiner Susy oder Jean oder Clara glich, und herausfand, daß ich mich wieder einmal geirrt hatte… Nun, immer wenn ich der ganzen Sache müde wurde, aufgeben wollte und nahe daran war, zu sagen >Hier, Cyrano, nimm die Kapitänsmütze. Ich gehe an Land und ruhe mich aus. Laß es dir gut gehen, vergiß diese ungeheure Schönheit, bring das Schiff den Fluß hinauf und schaff es mir aus den Augen<, dachte ich an John, an das, was er mir angetan hatte, und an das, was ich ihm antun würde. Und dann riß ich alle meine Kräfte zusammen und schrie: >Vorwärts, weiter, volle Kraft voraus! Macht weiter, bis wir diesen Hundesohn eingeholt und ihn auf den Grund geschickt haben!< Und das, der Gedanke an meine Aufgabe und das Verlangen, John zittern zu sehen, bevor ich ihm den Hals umdrehte, hat mich, wie du treffend sagst, zwei Generationen lang am Laufen gehalten!«
    Hermann konnte nur sagen: »Es betrübt mich, das zu hören!« Es war zwecklos, noch mehr Worte über dieses Thema zu verlieren.
     
    25
     
    Burton, der schon wieder an der verfluchten Schlaflosigkeit litt, verließ lautlos seine Kabine. Alice schlief den Schlaf der Gerechten. Er durchquerte den matt erleuchteten Korridor und gelangte schließlich auf das Landedeck der Rex. Der Nebel umwaberte die Reling des B-Decks, und vom A-Deck war überhaupt nichts mehr zu erkennen. Direkt über ihm glänzte der Himmel in all seiner Pracht, aber von Westen her trieben mit rapider Schnelligkeit Wolken auf das Schiff zu. Auf beiden Seiten des Tals verdeckten die Berge den größten Teil des Firmaments. Obwohl die Rex drei Kilometer von der Flußverengung entfernt in einer kleinen Bucht vor Anker lag, verbreiterte sich das Tal an dieser Stelle nur unwesentlich. Die Umgebung wirkte kalt und düster und erzeugte ein Gefühl der Verlorenheit. Es war John nicht leichtgefallen, die Moral seiner Leute an diesem Ort hochzuhalten.
    Burton gähnte, reckte sich und dachte darüber nach, ob er sich eine Zigarette oder eine Zigarre anzünden sollte. Verdammte Schlaflosigkeit! In den sechzig Jahren, die er sich nun auf dieser Welt befand, hätte er eigentlich lernen können, mit den Nöten fertig zu werden, die ihn schon auf der Erde geplagt hatten. (Er war neunzehn gewesen, als die Schlaflosigkeit ihn getroffen hatte.)
    Man hatte ihm unzählige Ratschläge gegeben, wie er damit fertig werden könnte. Allein die Hindus kannten ein Dutzend Abwehrtechniken, und bei den Moslems sah es nicht anders aus. Auch ein paar der primitiven Stämme aus Tanganjika kannten todsichere Mittel. Auf dieser Welt hatte Burton mehr als eine Methode versucht. Nur el-Musafir, der Sufi, hatte ihm etwas beigebracht, das mehr Resultate gezeigt hatte als jedes andere Verfahren. Aber drei Jahre später war es dem Alten Teufel Schlaflosigkeit doch wieder gelungen, nach und nach in ihm einen Brückenkopf zu errichten. Manchmal fühlte Burton sich schon glücklich, wenn er wenigstens zweimal in sieben Nächten zum Schlafen kam.
    »Du könntest die Schlaflosigkeit überwinden«, hatte Nur gesagt, »wenn du wüßtest, was sie hervorruft. Dann könntest du direkt gegen sie vorgehen.«
    »Jaaa«, hatte Burton erwidert. »Wenn ich das wüßte und meine Hand an sie legen könnte, würde ich nicht nur die Schlaflosigkeit überwinden, sondern die ganze Welt.«
    »Dazu müßtest du zuerst dich selbst erkennen«, hatte der Maure gesagt. »Und wenn dir das gelingt, wirst du schnell einsehen, daß es sich gar nicht lohnt, die Welt zu beherrschen.«
    Die beiden Wachen am Hintereingang des Deckaufbaus unterhielten sich im Halbdunkel des Landedecks, machten eine Drehung, marschierten zur Decksmitte, präsentierten sich gegenseitig das Gewehr, machten eine erneute Drehung, gingen an den Rand des Landedecks zurück und begannen die ganze Prozedur von neuem.
    Während dieser Vier-Stunden-Schicht hatten Tom Mix und Grapshink Dienst. Burton hatte deswegen keine Skrupel, sich mit ihnen zu unterhalten, weil sich ganz in der Nähe zwei weitere Wachen befanden, zwei weitere sich im Ruderhaus aufhielten und mehrere andere über das ganze Schiff verteilt waren. Seit dem Überfall von Clemens’ Männern stellte John regelmäßig Nachtwachen auf.
    Burton schwatzte eine Weile mit Grapshink – einem nordamerikanischen Indianer – in dessen Sprache, die zu erlernen ihn einige Anstrengung gekostet hatte. Tom Mix gesellte sich

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