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Das Magische Messer

Das Magische Messer

Titel: Das Magische Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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seine nackten Schultern und seine Füße.
    Als das Omelette fertig war, faltete er es in der Mitte über  einander und schnitt es mit dem Spatel in zwei Hälften. »Hol zwei Teller«, sagte er und Lyra gehorchte.
    Sie schien überhaupt willig, Befehle auszuführen, wenn sie ihr einleuchteten, deshalb wies er sie an, ein Tischchen vor dem Cafe abzuräumen. Dann trug er das Essen und Besteck nach draußen, und sie setzten sich, noch ein wenig befangen, zusammen hin.
    Sie verschlang ihr Omelette in weniger als einer Minute und begann dann unruhig auf ihrem Stuhl zu schaukeln und zupfte an den Plastikstreifen des geflochtenen Sitzes, während er sein Omelette aß. Ihr Dæmon verwandelte sich in einen Distelfinken, der unsichtbare Krümel vom Tisch pickte.
    Will aß langsam. Er hatte dem Mädchen die meisten Bohnen gegeben, brauchte aber trotzdem viel länger. Der Hafen vor ihnen, die Lichter entlang des leeren Boulevards und die Sterne am dunklen Himmel über ihnen, alles war von einer gewaltigen Stille erfüllt, als ob sonst nichts existierte.
    Und die ganze Zeit beschäftigte ihn unablässig das Mädchen. Es war klein und schmächtig, aber drahtig, und hatte gekämpft wie ein Tiger; Wills Faust hatte einen blauen Fleck auf seiner Wange hinterlassen, den es aber ignorierte. Der Ausdruck auf seinem Gesicht schien im einen Augenblick der eines kleinen Kindes – als es die Cola probiert hatte –, dann wieder von tiefer Trauer und Erschöpfung beherrscht. Es hatte blassblaue Augen, und seine Haare wären in gewaschenem Zustand dunkelblond gewesen; aber es war dreckig, und es roch, als habe es sich Tage nicht gewaschen.
    »Laura?«, fragte Will. »Oder Lara?«
    »Lyra.«
    »Lyra … Listenreich?«
    »Ja.«
    »Wo liegt deine Welt? Wie bist du hierhergekommen?«
    Lyra zuckte die Schultern. »Ich bin gelaufen«, sagte sie. »Es war überall Nebel. Ich wusste nicht, in welche Richtung ich ging. Ich wusste nur, dass ich meine Welt verließ, aber diese konnte ich erst sehen, als der Nebel sich lichtete. Dann war ich hier.« 
    »Und wie war das mit dem Staub?«
    »Staub, ach so. Ich will herausfinden, was das ist. Aber diese Welt scheint leer zu sein, und hier ist niemand, den man fragen könnte. Ich bin jetzt hier seit … seit, keine Ahnung, drei Tagen, vielleicht vier. Und es ist niemand hier.«
    »Aber warum willst du wissen, was Staub ist?«
    »Ein besonderer Staub«, sagte sie kurz, »nicht der gewöhnliche natürlich.«
    Der Dæmon verwandelte sich wieder. Im Bruchteil einer Sekunde war aus dem Distelfink eine Ratte geworden, eine mächtige, pechschwarze Ratte mit roten Augen. Will beobachtete sie misstrauisch und Lyra bemerkte seinen Blick.
    »Du hast auch einen Dæmon«, sagte sie entschieden. »In dir drin.«
    Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Ganz bestimmt«, fuhr sie fort, »sonst wärst du kein Mensch. Du wärst … halb tot. Wir haben ein Kind gesehen, dessen Dæmon weggeschnitten wurde. Du bist nicht wie die  ses Kind. Auch wenn du es nicht weißt, du hast einen Dæmon, ganz bestimmt. Du hast uns zuerst ganz schön er  schreckt, als wärst du ein Nachtmahr oder so was. Aber dann haben wir gemerkt, dass du ganz anders bist.«
    »Wir?«
    »Ich und Pantalaimon. Wir. Dein Dæmon ist ja nicht von dir getrennt, er ist du, ein Teil von dir. Ihr seid Teile voneinander. Gibt es so etwas in deiner Welt denn nicht? Sind dort alle wie du, mit einem versteckten Dæmon?«
    Will sah die beiden an, das magere, helläugige Mädchen mit dem schwarzen Rattendæmon, der jetzt auf Lyras Arm saß, und fühlte sich plötzlich schrecklich einsam.
    »Ich bin müde«, sagte er. »Ich gehe ins Bett. Bleibst du hier in der Stadt?«
    »Keine Ahnung. Ich muss noch mehr über das herausfinden, wonach ich suche. Es muss doch auch in dieser Welt Wissenschaftler geben oder sonst jemanden, der sich aus  kennt.«
    »Vielleicht nicht in dieser Welt. Aber ich komme aus einer Stadt, die Oxford heißt. Dort gibt es jede Menge Wissenschaftler, wenn du welche brauchst.«
    »Oxford?«, schrie sie. »Da komme doch ich her!«
    » Gibt es in deiner Welt auch ein Oxford? Denn aus meiner Welt bist du sicher nicht!«
    »Nein«, sagte sie entschieden, »aus einer anderen. Aber in meiner gibt es auch ein Oxford. Und sprechen wir nicht beide Englisch? Dann haben wir wahrscheinlich auch andere Dinge gemeinsam. Wie bist du hergekommen? Über eine Brücke, oder wie?«
    »Durch eine Art Fenster in der Luft.«
    »Zeig es mir«, sagte sie.
    Es war ein Befehl,

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