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Das Magische Messer

Das Magische Messer

Titel: Das Magische Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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er seine Jeans an und begann nach etwas Essbarem Ausschau zu halten. Die Hotels waren zu pompös. In das erste ging er zwar hinein, aber es war so groß, dass ihm unbehaglich zumute war, deshalb ging er auf der Promenade weiter, bis er ein kleines Cafe fand, das ihm genau richtig schien. Er hätte nicht sagen können warum; es unterschied sich mit seinem mit Blumenkübeln beladenen Balkon im ersten Stock und den Tischen und Stühlen auf dem Gehweg draußen kaum von einem Dutzend anderer Cafes, aber es zog ihn an.
    Drinnen war eine Theke, an der Wand dahinter hingen Fotografien von Boxern und das signierte Poster eines breit lächelnden Akkordeonspielers. Dann kam eine Küche, und eine Tür daneben führte zu einer engen Treppe, deren Stufen mit einem lebhaft mit Blumen gemusterten Teppich belegt waren.
    Er stieg langsam zu dem engen Treppenflur im ersten Stock hinauf und öffnete die erste Tür, an die er kam. Drinnen war es heiß und muffig, und Will machte die Glastür zum Balkon auf, um die Nachtluft hereinzulassen. Das Zimmer selbst war klein, mit zu großen Möbeln vollgestellt und etwas heruntergekommen, doch sauber und gemütlich. Gast  freundliche Menschen wohnten hier. An der Wand stand ein kleines Regal mit Büchern, auf dem Tisch lagen eine Zeitschrift und einige gerahmte Fotografien.
    Will ging hinaus und sah sich die anderen Zimmer an: ein kleines Badezimmer und ein Schlafzimmer mit einem Doppelbett.
    Als er an die letzte Tür kam, überlief ihn ein Kribbeln, und er bekam plötzlich Herzklopfen. Er war nicht sicher, ob er von drinnen ein Geräusch gehört hatte, aber etwas sagte ihm, dass das Zimmer nicht leer war. Wie seltsam es doch war: Der Tag hatte damit begonnen, dass jemand vor einem dunklen Zimmer stand, in dem er wartete, und jetzt war es umgekehrt –
    Während er sich noch darüber wunderte, sprang die Tür plötzlich auf und etwas wie ein wildes Tier schoss ihm entgegen.
    Doch der Gedanke an den Morgen hatte ihn gewarnt, und er stand nicht so dicht vor der Tür, dass er umgerannt wurde. Er wehrte sich nach Leibeskräften und mit Knien, Kopf, Fäusten und Armen gegen es, ihn, sie –
    Ein Mädchen ungefähr in seinem Alter, wild schnaubend und mit zerrissenen, dreckigen Kleidern und mageren nackten Armen und Beinen.
    Im selben Augenblick erkannte das Mädchen, wer er war, und fuhr von seiner nackten Brust zurück und kauerte sich in eine Ecke des dunklen Treppenflurs wie eine in die Enge ge  triebene Katze. Und zu Wills Erstaunen stand tatsächlich eine Katze neben ihm, eine große Wildkatze, die ihm bis zum Knie reichte, mit gesträubten Haaren, gebleckten Zähnen und ausgestrecktem Schwanz.
    Das Mädchen legte die Hand auf den Rücken der Katze und leckte sich die trockenen Lippen; dabei verfolgte es jede seiner Bewegungen.
    Langsam stand Will auf.
    »Wer bist du?«
    »Lyra Listenreich«, sagte das Mädchen.
    »Wohnst du hier?«
    »Nein«, sagte das Mädchen heftig.
    »Wo sind wir hier? In welcher Stadt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wo kommst du her?«
    »Aus meiner Welt. Sie ist mit dieser hier verbunden. Wo ist dein Dæmon?«
    Will starrte das Mädchen mit großen Augen an. Und dann sah er, wie mit der Katze etwas Außergewöhnliches passierte: Sie sprang in die Arme des Mädchens, und als sie dort ankam, hatte sie die Gestalt gewechselt. Sie war jetzt ein rotbraunes Wiesel mit cremefarbenem Hals und Bauch und funkelte ihn so böse an wie das Mädchen selbst. Doch Will merkte, dass beide, Mädchen und Wiesel, schreckliche Angst vor ihm hatten, als sei er ein Gespenst.
    »Ich habe keinen Dämon«, sagte er. »Ich weiß nicht, was du meinst.« Und dann: »Ach so! Ist das dein Dämon?«
    Das Mädchen stand langsam auf. Das Wiesel rollte sich ihm um den Nacken, die dunklen Augen unverwandt auf Wills Gesicht gerichtet.
    »Aber du lebst doch«, sagte das Mädchen ungläubig. »Du bist nicht … Man hat dich nicht …«
    »Ich heiße Will Parry«, sagte er. »Ich weiß nicht, was du mit Dämonen meinst. In meiner Welt sind Dämonen … eine Art Teufel, etwas Böses.«
    »In deiner Welt? Soll das heißen, das hier ist nicht deine Welt?«
    »Ja. Ich habe nur zufällig … einen Eingang gefunden. Vermutlich ist das wie bei deiner Welt. Sie muss mit dieser hier verbunden sein.«
    Die Anspannung des Mädchens ließ ein wenig nach, aber es beobachtete ihn immer noch aufmerksam, und er verhielt sich ruhig und behutsam, als sei das Mädchen eine fremde Katze, mit der er Bekanntschaft schließen

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