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Das magische Portal - Weltennebel

Titel: Das magische Portal - Weltennebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P Roberts
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sich erneut die Tür öffnete.
    In Begleitung einer feuchten Windböe kam ein gebeugt gehender, kräftiger Mann herein. Als er seine nasse Kapuze vom Kopf zog, kamen borstige, graue Haare zum Vorschein. Ein Bart hing ihm bis auf die Brust, er trug eine Augenklappe, und sogleich machten die Männer ihm Platz. Offensichtlich war er bekannt und geachtet.
    Nachdem der Neuankömmling eine Weile der Diskussion gelauscht hatte, schaltete auch er sich ein.
    »Ich kann mich noch an Atorian von Northcliff erinnern«, begann er und setzte sich auf den rasch herbeigeholten Hocker.
    »Das ist Hermdal, unser Geschichtenerzähler«, flüsterte der Schweinebauer Darian zu und wandte sich dann sofort wieder dem alten Mann zu.
    Langsam und umständlich zog Hermdal seinen Umhang aus, welchen eine junge Magd, die Darian einen schüchternen Blick zuwarf, ihm rasch abnahm. »Ich war ein Mann im besten Alter«, erzählte Hermdal, nachdem er einen tiefen Schluck aus seinem Bierkrug genommen hatte, »und fuhr zur See. Dann kamen eines Tages Atorian von Northcliff und einige seiner Männer zu mir. Sie beabsichtigten auf die Inseln westlich der Nebelinsel zu segeln.«
    Man hörte einige Männer hörbar die Luft einsaugen. »Die Geisterinseln«, flüsterte einer von ihnen mit weit aufgerissenen Augen.
    Hermdal nickte zustimmend. »Ja, die Geisterinseln. Auch sie liegen häufig im Nebel, aber die uralten Steine sollen denen, die eine Antwort suchen, manchmal einen Blick in die Zukunft weisen.«
    »Hat Atorian seine Antworten gefunden?«, fragte Darian gefesselt.
    Hermdal drehte sich langsam um, so als würde er ihn erst jetzt bemerken. Kurz zuckte er zurück, dann betrachtete er Darian so eindringlich, dass diesem unwohl zumute wurde. Schon häufiger hatte Darian gehört, dass er seinem Bruder ähnlich sah, und er hoffte, dass ihn Hermdal nicht erkannte.
    Der ältere Mann wandte seine Augen nicht von ihm. »Atorian von Northcliff war ein mutiger, ehrenvoller Mann, der keine Gefahren scheute. Wir segelten über die See der tausend Stürme und trotzten den schlimmsten Orkanen und den Wassergeistern, doch kurz vor den Inseln tauchte mit Tosen und Gurgeln ein gewaltiges Seeungeheuer aus den Fluten.«
    An Hermdals Gesicht sah man genau, dass er das Grauen auch heute noch nicht abgeschüttelt hatte. »Es erhob sich direkt vor uns und fünf meiner Leute wurden von ihm verschlungen, bevor sie auch nur schreien konnten. Alle kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, aber keiner glaubte, das Festland noch einmal wiederzusehen.« Hermdal streckte sich. »Aber Prinz Atorian schrie uns immer wieder aufmunternde Worte zu und entfachte selbst dann noch unsere Hoffnung, als der gezackte Schwanz des Ungeheuers das Heck des Schiffes wegriss.« Kurz schloss der alte Mann die Augen. »Was dann geschah, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Als ich zu mir kam, lag ich in meinem Beiboot und Prinz Atorian ruderte aus Leibeskräften durch die stürmische See. Er hat mich gerettet, und auch wenn all meine Freunde ihr Leben gelassen haben, so hat er doch bis zum letzten Atemzug für sie gekämpft. Und das werde ich niemals vergessen.«
    Zum Gedenken an Hermdals Freunde und auch an Prinz Atorian hoben alle Anwesenden ihre Krüge und verbeugten sich nach Westen.
    »Ich bin seit diesem Tag niemals wieder zur See gefahren.« Bei diesen Worten klang Hermdal wehmütig. »Es ist, als würde ich ihre Seelen noch immer dort draußen auf dem Meer um Hilfe schreien hören.«
    »Wenn König Darian doch nur einen Funken von dem Anstand Atorians in sich hätte«, spie der Schweinebauer aus, der nun bereits eine beträchtliche Anzahl leerer Krüge vor sich stehen hatte. Zustimmendes Gegrummel ertönte.
    »Zu Anfang hat man auch Gutes von ihm gehört«, warf Hermdal ein.
    »Ach was«, widersprach ein dürrer Mann mit langem Gesicht, der bisher sehr still gewesen war, »das waren doch nur Geschichten. Ich habe ihn selbst gesehen, er und seine Schergen haben unseren Hof niedergebrannt.« Sein ausgemergeltes Gesicht verzog sich hassvoll. »Nur zwei Pfund Mehl zu wenig konnte ich dieser Ratte von Berem liefern, und deshalb haben sie mir alles genommen. König Darian ist ein grausamer Schlächter.«
    Mit einem Ruck sprang Darian auf. Er wollte richtigstellen, dass er diesen Mann niemals gesehen, geschweige denn seinen Hof niedergebrannt hatte, doch dann erinnerte er sich daran, dass er ja unerkannt bleiben wollte. Die Männer starrten ihn bereits an.
    »Ähm, ich muss mal kurz vor die

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