Das magische Portal - Weltennebel
Augen und blickte auf die kleine Flasche. Voller Furcht erwartete er, dass das Bedürfnis nach dem Trank emporsteigen und wieder Besitz von ihm ergreifen würde.
Seine Kiefermuskeln spannten sich an, er wappnete sich, den Kampf gegen die Sucht aufzunehmen, und war fest entschlossen, es diesmal zu schaffen. Doch heute, an diesem Herbsttag, den Darian nie vergessen würde, blieb das Verlangen aus. Ruhe und Stille waren in seinem Inneren, eine Ruhe, die er während der Meditationen mit Tagilis gefunden hatte.
»Ich will es nicht.«
»Bist du sicher?« Lilith sah ihm fest in die Augen.
»Ich will es nicht mehr, und ich brauche es nicht mehr!« Darian war selbst überrascht davon, dass diese Worte ehrlich gemeint waren und aus tiefstem Herzen kamen. Erleichtert lachend umarmte er Lilith und wirbelte die kleine Frau glücklich herum.
Auch Lilith lächelte, aber sie schien noch nicht gänzlich überzeugt zu sein. Sie hielt Darians Hand fest und drückte die Flasche hinein. Kurz runzelte er die Stirn, dann schüttelte er den Kopf, nahm Lilith an der Hand und ging nach draußen. Eine plötzliche Windböe ließ seine halblangen dunkelblonden Haare auffliegen. Darian holte aus und warf die Flasche in hohem Bogen an den nächsten Felsen, wo sie klirrend zerschellte.
»Es war doch wirklich echter Azetá, oder?«, fragte er, von plötzlicher Ungewissheit ergriffen.
Mit Freudentränen in den Augen nickte Lilith und umarmte ihn. »Du hast es wirklich geschafft.«
Von unglaublichem Glücksgefühl durchflutet schloss Darian die Augen und genoss den Wind, der über sein Gesicht strich. Endlich war er frei – er hatte sein Leben zurück.
Lilith räusperte sich und wischte sich eine Träne fort. »Ich kann Aramia holen lassen. Wenn sie sich beeilt, ist sie in zwei Tagen hier, sie hält sich im Norden der Insel auf.«
Zu Liliths sichtlicher Überraschung schüttelte er jedoch entschieden den Kopf. »Ich würde nichts lieber tun, als auf der Stelle mit Menhir zu ihr reiten, aber ich habe noch etwas zu erledigen, bevor ich ihr wieder unter die Augen treten kann.«
Nun wurden Liliths Gesichtszüge ernst. »Alles war umsonst, wenn du tot bist. Samukal ist sehr stark.«
»Nein, es geht hier nicht um Samukal. Sicher, eines Tages wird er bezahlen müssen, aber ich will zuerst Fehenius aus der Burg werfen und mich bei den Menschen entschuldigen, denen ich großes Unrecht angetan habe. Erst dann habe ich meine Selbstachtung zurück und kann ihr gegenübertreten.«
Lilith zögerte. »Du wirst sie trotzdem nicht öffentlich zur Frau nehmen können. Du bist verheiratet, und sie ist eine Nebelhexe.«
Darian runzelte die Stirn. »Du hast Recht, aber sag mal, kann ich mich nicht scheiden lassen?«
»Was soll das bedeuten?«
»Mich von Elysia trennen, die Ehe auflösen.«
»Das ginge nur, wenn sie dich betrogen oder deinem Königreich Schaden zugefügt hat – und du das beweisen kannst. Allerdings kam so etwas, soweit ich mich erinnern kann, nur ein einziges Mal in der Geschichte der Menschen vor.«
»Ich bin mir sicher, dass Elysia mich betrogen hat, aber ich kann es nicht beweisen«, murmelte Darian bedrückt.
Lilith legte ihm eine Hand auf ihren Arm. »Wenn Elysias Sohn seinen fünfundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hat, kann er auf die Insel der Drachen gehen. Dort wird sich herausstellen, ob er ein rechtmäßiger Erbe von Northcliff ist. Bis dahin wirst du höchstens eine heimliche Beziehung mit Aramia führen können.«
»Das ist ja eine halbe Ewigkeit«, rief er entsetzt aus.
Mit einem milden Lächeln sah Lilith ihn an. »Ihr beide habt viele Sommer zu leben, ihr könnt warten.«
Unzufrieden runzelte Darian die Stirn. »Wie auch immer, zuerst muss ich einige Dinge erledigen.«
»Darian, Aramia hat dir etwas wirklich Wichtiges zu sagen, ich denke, du solltest sie zuerst anhören.«
»Was denn?« Nun wurde er doch neugierig.
Lilith runzelte die Stirn, öffnete den Mund, dann biss sie sich auf die Lippe. »Ich gab ihr mein Wort, es für mich zu behalten. Es war Aramia sehr wichtig, dass du es aus ihrem Munde erfährst.«
Zu gern hätte Darian gewusst, was es war, aber er kannte Lilith mittlerweile zu gut. Sie würde nichts verraten, wenn sie es versprochen hatte.
»Wie auch immer, ich muss das erst in Ordnung bringen. Diese Schuld lastet zu sehr auf mir. Vorher kann ich ihr nicht mit gutem Gewissen gegenübertreten. Ich hoffe, du verstehst das und kannst es ihr erklären.«
Voller Aufregung und Vorfreude begann Darian
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