Das magische Schwert
schlecht.«
»Das wird gleich noch schlechter.« Er stieß Neel in den Raum, wo sie ihre Nahrungsvorräte lagerten. Da gab es Säcke mit Gerste, getrockneten Früchten, getrocknetem Fleisch, getrocknetem Gemüse und, am wertvollsten von allem, große Tonnen mit Frischwasser.
Treb schloss die Tür hinter ihnen, riss ein Streichholz an und hielt es an seine Pfeife. Das rote Glühen des brennenden Tabaks war die einzige Lichtquelle in dem Raum.
»Warum diese Geheimniskrämerei,Treb?«
»Weil du davon offensichtlich etwas zu wenig begriffen hast.«
»Geht es um den Globus?«
Treb antwortete nicht. Neel konnte das Knistern des glimmenden Tabaks hören.
»Und du willst mich jetzt in der Speisekammer einschließen und darüber befragen? Komm schon,Treb, jeder auf dem Schiff weiß, was wir haben und hinter was wir her sind.«
»Es gibt eine einzige Sache, von der ich will, dass sie meine Seeleute wissen«, sagte Treb.
»Ja? Was?«
»Wie wenig ich dir vertraue.«
»Diese Seeleute waren Böhmen«, erklärte Neel. »Böh-men. Scheint mir doch, du solltest jemand anderen schikanieren. Jemand Blondes.«
»Du glaubst also, Tomik hat den Seeleuten einen Tipp gegeben. Und warum sollte er das tun?«
»Um von ihnen gerettet zu werden, um nach Hause zu kommen.«
»Hm. Ja, das macht Sinn. Oder würde es, wenn ich nicht gesehen hätte, wie Tomik das Seil des Wasserankers durchgetrennt hat.«
Neel schwieg.
»Du bist begabt, Cousin. Aber was sind deine Fähigkeiten? Stehlen und Lügen. Nicht unbedingt die Sachen, die das Vertrauen in dich beflügeln. Bis jetzt hast du alles getan, um unsern Auftrag in Gefahr zu bringen. Wir brauchen den
Himmelsglobus, und du brauchst es, mir zu helfen, ihn zu bekommen, damit ich dir wieder vertrauen kann.«
»Vielleicht will ich dein Vertrauen gar nicht«, schoss Neel zurück.
»Denk bloß nicht, das wäre mir nicht auch schon in den Sinn gekommen.«
Der Kapitän verließ den Vorratsraum und ließ Neel im Dunkeln zurück.
»Der Kapitän möchte dich sehen,Tomik«, sagte Andras.
Tomik nickte wortlos. Er hatte eine ziemlich gute Vorstellung davon, warum nach ihm geschickt worden war. Er folgte Andras zum Heck in das Kapitänsquartier.
Vor Trebs Tür blieb Tomik nervös stehen. Vielleicht hatte er sich falsch entschieden. Vielleicht hätte er das Seil nicht durchschneiden sollen. »Klara?«, fragte er.
»Ihr geht’s gut.« Andras legte eine Hand auf Tomiks Schulter. »Und dir auch bald wieder.« Er machte die Tür auf.
Treb saß auf einem kunstvoll geschnitzten Stuhl mit Seidenrückenlehne, der ein Vermögen gekostet haben musste. Er beugte sich über einen eleganten Tisch und klopfte die Asche seiner Pfeife in eine Messingschale. Er sah Andras an und ließ dann seinen Blick zur Tür gleiten. Andras ging.
Tomik wollte Treb nicht direkt anschauen. Er starrte auf die seidenen Armlehnen. Der Stoff hatte Wasserflecke.
»Wir haben ihn aus dem Meer gefischt«, sagte Treb auf Romanes. »Es gibt Stürme, die schmettern andere Schiffe in Stücke, aber nicht die Pacolet. Wir sind Aasgeier. Das meiste unseres Reichtums haben wir von den Toten genommen. Manchmal kommen wir an Dingen vorbei, die auf den Wellen tanzen. Truhen, Möbel, Tote. Das hier zum Beispiel ist in
den Taschen einer Leiche gefunden worden.« Er griff in die Tasche seiner Jacke und zog eine Röhre heraus. Er gab sie Tomik.
Tomik untersuchte den Lederzylinder, bemerkte die Glaslinsen an beiden Enden. Er peilt durch die kleinere.
»Das ist ein Teleskop«, begann Treb, »um in die …«
»Ich weiß«, sagte Tomik. »Für weit weg.« Er gab das Teleskop zurück. »Ich repariere es.«
»Es ist nicht kaputt.«
»Ich mach besser«, beharrte Tomik und wünschte, dass er Romanes gut genug beherrschte, um zu erklären, wie.
Der Kapitän lächelte, und einen Augenblick lang dachte Tomik,Treb würde die Frage nicht stellen, die er befürchtete.
»Ich möchte dir noch einen anderen, wichtigeren Schatz zeigen«, sagte Treb. »Doch zuerst musst du mir etwas erzählen. Wie konnten diese böhmischen Seeleute wissen, dass wir den Erdglobus bei uns haben? Hast du dich mit einem Böhmen in Sallay angefreundet? Es ist für mich sehr verdächtig, dass das Schiff, das uns angegriffen hat, von deinen Landsleuten gesegelt wurde.«
Tomik blieb still.
»Also, ich beschuldige dich nicht. Nicht zwangsläufig.Vielleicht hatte jemand anders ein großes Maul. Jemand, der auch Tschechisch spricht. Ich weiß, dass ich dieser jemand nicht war. Aber
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