Das magische Schwert
Haare flattern, als sie die Webeleinen nach unten kletterten. Neel hatte recht, es war einfacher, und als Tomik wieder solides Holz unter den Füßen spürte, war er ruhig.
Ganz in der Nähe nahm Kiran einen Fisch aus. Er warf die blutigen Eingeweide über Bord und blickte Tomik an. »Gut gemacht.«
Das war alles, was irgendjemand jemals zu Tomiks erstem Ausflug in die Wanten sagte, denn das ganze Schiff war kurz davor, sich auf eine Schlacht vorzubereiten.
Neel raste über Deck nach hinten zu Treb und Andras. »Ich glaub, wir werden verfolgt.«
Treb nahm die Pfeife aus dem Mund. »Wie kommst du darauf?«
Neel deutete zu einem Punkt auf dem Wasser.
»Hmm«, sagte Treb.
»Kann auch nichts sein«, sagte Andras.
»Kann sein, kann nicht sein.«
»Von wegen nichts. Die sind jetzt unserem Kurs schon ein paar Stunden gefolgt.«
Treb runzelte die Stirn. »Ich hab keine Zeit für Piratenspiele.«
»Der Ozean ist groß«, meinte Andras. »Wir könnten ihnen davonfahren.«
»Wir lassen sie unser Kielwasser sehen«, stimmte Neel zu.
»Bei dem Wind?«, spöttelte Treb. »Der ist so sanft wie ein Damenfurz. Je nachdem, was das für ein Schiff ist, können die uns einholen. Wir dürfen es nicht riskieren, ein feindliches Schiff anzugreifen. Mit dem Erdglobus an Bord …«
Die drei blickten sich an.
Treb kniff die Augen zusammen. »Hat da jemand unser Geheimnis in Sallay ausgeplappert?«
Andras wurde ernst. »Was glaubst du?«
Plötzlich fiel Neel der Ziegenhirt ein. »Also ich war das nicht.«
»Neel«, drohte Treb, »wenn ich dafür einen Grund sehe, hänge ich dich an den Zehen in der Takelage auf.«
»Das Schiff«, sagte Andras, der nach hinten blickte, »holt eindeutig auf.«
»Wenn die den Globus wollen, kann das zu unserem Vorteil sein«, sagte Treb. »Dann wagen sie es nicht, auf uns zu schießen. Jedes Schiff, auf dem der Globus ist, ist zu wertvoll, um es zu versenken. Wenn sie auf unser Schiff scharf sind, kommen sie längsseits der Pacolet und gehen an Bord. Dann schlachten sie uns einen nach dem anderen mit dem Schwert ab. Aber wenn es ganz normale Piraten sind, müssen wir mit Kanonenfeuer rechnen. Wir zahlen es ihnen zurück, so gut wir können.«
»Es könnte ja auch ein friedliches Schiff sein«, sagte Andras.
»In diesen Gewässern?«
»Wir sollten kein Schiff versenken, das uns nichts tut.«
Treb schnaubte. »Warst du schon immer so weich?«
»Es könnten sogar Maraki sein«, argumentierte Andras. »Wir können nicht sehen, welche Flagge sie führen.«
Treb überlegte schweigend.
Andras zeigte auf eine weit entfernte Anballung von dunklem
Blau. »Da kommt ein Sturm auf. Der Wind wird auffrischen.«
»Stimmt«, sagte Treb. »Und so machen wir es jetzt. Neel, du holst den Wasseranker rauf.Wir lassen sie glauben, wir wären ein langsames Schiff, das von unerfahrenen Seeleuten gefahren wird. Sie werden näher kommen, und wir können sehen, was mit ihnen los ist.Wenn wir wegen des Globus gejagt werden, finden wir das besser raus. Wir lassen sie auf keinen Fall an Bord. Andras, sag Garil, er soll die Kanonen bereit machen.«
Andras ging los.
»Und sag ihm, sie sollen hoch zielen!«, rief Treb ihm hinterher.
»Was ist los?«, fragte Tomik Neel.
»Nichts.«
Tomik blickte über die Mannschaft. Sie starrte vor Schwertern. »Nichts sieht aber sehr nach etwas aus.«
»Vielleicht gehst du besser unter Deck und hörst auf, mich mit Fragen zu belästigen, deren Antwort du schon kennst.«
»Ich kann rausfinden, was vor sich geht. Was ich will« - Tomik verschränkte die Arme -, »sind die genauen Einzelheiten. Und mein Messer.«
»Was?«
»Mein Glasmesser.«
Wie alle anderen Seeleute an Bord hatte auch Neel wichtigere Dinge zu erledigen, als dazustehen und erstaunt zu gucken. Doch das tat er.
Sowohl Neel als auch Tomik spürten, dass dies ein immer wiederkehrendes Thema bei ihnen sein würde, nämlich herauszufinden, wer was wem schuldete und wer was hatte.
»In Ordnung«, sagte Neel. »Komm mit. Du kannst helfen.«
Sie stiegen in den Bauch des Schiffs hinunter, bis sie zu einer großen Holztür kamen, die sperrangelweit offen stand. Nicolas kam aus dem Raum. Er hatte ein Schwert in der Hand, einen Dolch an der Hüfte, im Stiefel ein Messer und ein zweites Schwert auf den Rücken geschnallt.
Neel zog eine Augenbraue hoch. »Wie kannst du dich mit all dem noch bewegen?«
»Wie ein gut bewaffneter Mann«, antwortete Nicolas knapp und ging.
Die Luft in dem Raum war streng. Es roch nach
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