Das magische Schwert
Er ist der Grund dafür, warum ich hier im Schatten sitze. Und du weißt davon, oder?« Er bekam schmale Augen.
Sie schüttelte den Kopf.
»Tust du! Du musst! Der ganze Hof weiß es! Na gut, erst vor Kurzem hat mich der Wichtigtuer John Dee wegen ihm befragt, wollte wissen, wo ich an dem Morgen war, als Thorn gestorben ist. Ich will dir die Wahrheit sagen, ich würde auf Thorns Grab spucken und noch darüber lachen, aber da wäre ich nicht der Einzige, wie Dee selbst genau weiß!« Der Mann stand auf, zerknüllte das Papier in der Faust und stürmte davon.
Petra schaute ihm hinterher und fragte sich, ob dieser Mann der Mörder war. Schließlich hatte er Thorn eindeutig gehasst und gerade zugegeben, Dinge getan zu haben, die er bereute.
Kit würde ihr mehr über den Poeten erzählen. Das einzige Problem bestand nur darin, dass er nirgends zu sehen war, und daher schlenderte Petra zu Madinia und Margaret. An Petras Schweigen gewöhnt, schnatterten sie weiter. Petra fragte sich gerade, warum Kit so darauf bestanden hatte, dass sie zu dem Ball käme, wenn er selbst sich nicht einmal die Mühe machte aufzukreuzen, als Madinia (ausnahmsweise mal) still wurde.
»Mmm.« Madinia blickte Petra über die Schulter. »Ich empfinde plötzlich den enormen Drang, Fechtunterricht zu nehmen …«
Petra drehte sich um. Es war Kit. Sie sagte sich, es gäbe keinen Grund, nervös zu werden, doch ihr Herz stotterte, und sie war sich sicher, wenn sie an sich hinabblicken würde, sähe
sie, dass der dicke Stoff ihres Kleides mit ihrem Herzschlag zittern würde.
Kit war fein, wenn auch ein bisschen schäbig gekleidet. Als er Petras Blick erwiderte, leuchteten seine Augen auf.
Margaret war gut darin, eine verlorene Sache zu erkennen, wenn sie eine sah. Sie nahm Madinias schmachtenden Blick wahr, Kits Eifer und Petras gerötete Wangen und sagte zu ihrer Zwillingsschwester: »Sieh mal, die Essex-Jungs stehen da drüben. Lass uns mal schauen, ob sie uns zum Tanz auffordern.«
»Oh, nichts wie hin!« Madinia zog ihre Schwester in Richtung der beiden jungen Männer.
Alleine gelassen beobachtete Petra, wie Kit näher kam.
Als er bei ihr war, verbeugte er sich in der gleichen Weise, wie es alle Männer im Saal taten, wenn sie einer Dame begegneten. Petra hätte in Erwiderung knicksen müssen, was sie aber nicht tat.
»Du siehst ganz anders aus.«
»Wem sagst du das.«
Kit zuckte zusammen.
Ich finde, du hast gerade ziemlich arrogant geklungen , bemerkte Astrophil.
Was? Wann?
Als Kit gesagt hat, du siehst anders aus und du gesagt …
Ich weiß, was ich gesagt hab, und natürlich sehe ich anders aus! Ich sehe aus wie eine ausgestopfte Puppe oder ein Affe, den man in die Sachen seiner Herrin gesteckt hat, oder …
Astrophil stocherte auf ihrer Kopfhaut herum.
Petra unterdrückte einen Schrei. Was soll das?
Ich mache das, weil ich nicht groß genug bin, um dich an den Schultern zu packen und zu schütteln!
Dann merkte sie, dass Kit ihren Ärmel berührte. »Das ist ein schwerer Seidenstoff«, sagte er und strich mit den Fingern über das Gewebe.
»Ich glaube schon«, sagte sie und wusste, dass sie unhöflich klang. Doch sie sagte einfach das, was ihr in den Sinn kam, damit sie Zeit gewann, darüber nachzudenken, warum sie einen Strom warmer Hoffnung empfand, wenn sie Kits Hand auf ihrem Arm spürte.
Er ließ die Hände sinken und sein Ausdruck veränderte sich. Sie sah die Enttäuschung und dann wirkte er nur noch kühl.
»Die Dees halten dich gut«, sagte er. »Dieser Stoff ist ein sehr teures Gewebe.« Kit schaute in den Saal, Petra folgte seinem Blick und sah John und Agatha Dee mit Königin Elizabeth sprechen.
»Das Kleid ist an mich weitergegeben worden.«
»Na gut, dann ist es eine teure Weitergabe.« Er sah sie wieder an, doch wachsam. »Stürzen wir uns ins Vergnügen.« Er zeigte auf die Tänzer.
»Nein«, sagte Petra. Dann bekam sie Angst, missverstanden zu werden, und fügte hinzu: »Ich kann das nicht. Nicht so. Ich kenne nur Volkstänze. Was die da machen, sieht …«
Einer seiner Mundwinkel hob sich. »Unnötig kompliziert aus?«
Petra merkte, dass sie das halbe Lächeln auf Kits Gesicht halten wollte, und daher sagte sie: »Kann ich dir ein Geheimnis erzählen?«
»Das kannst du, aber eigentlich lieber nicht, doch ich kann so einer Frage nicht widerstehen, also ja. Erzähl.«
Petra, sei vorsichtig. Astrophil umklammerte ihren Zopf fester.
Petra achtete nicht auf ihn. Sie sagte zu Kit: »Du hast mit mir
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