Das magische Schwert
du erwartest, dass jeder andere auch so kämpft.«
Sie verschränkte die Arme. Das Gespräch war schnell von verwirrend zu verärgernd übergegangen und das sagte sie auch.
»Na bitte!«, triumphierte Kit. »Verstehst du jetzt, was ich meine? Was ist denn, wenn du so tun musst, als würdest du jemanden mögen? Könntest du das überhaupt? Ich glaube nicht. Ich hasse es, in Klischees zu reden, aber dein Gesicht ist ein offenes Buch. Und es ist schwer für mich gewesen, dich fast jeden Tag zu sehen und keine Ahnung zu haben, warum ich engagiert worden bin, um dich zu trainieren, und warum du so« - er holte tief Luft -, »so verloren aussiehst.«
Petra schwieg.
»Du musst mir gar nichts erzählen«, sagte Kit, »aber ich glaube, hier ist irgendwas nicht in Ordnung, und ich würde dir gern helfen.«
Petra zögerte. »Was hat der Winterball damit zu tun, dass du mir helfen willst?«
»Petra, du gehörst nicht hierher. Das weiß ich. Du hast nicht mal gewusst, wer Walsingham ist! Ich habe jetzt schon mehr als einen Monat lang die Nachmittage mit dir verbracht, und ich weiß, dass du von der Politik Englands ebenso wenig
Ahnung hast wie von seiner Geschichte, seinen Städten und seiner Landschaft.«
Petra bereute sofort (mal wieder), dass sie Astrophil nie zu den Schwertkampfübungen mitnehmen konnte. Er wäre in der Lage gewesen, ihre Wissenslücken auszufüllen.
»Du gleichst keinem englischen Mädchen, das ich je gesehen hab«, fuhr Kit fort. »Du sprichst meine Sprache perfekt, aber du bist eine Ausländerin. Ich weiß, was Agatha Dee fertigbringen kann, und das hat sie mit dir gemacht. Lass mich dich in Whitehall Palace herumführen. Ich kann dir sagen, wer wer ist, und dich davon ablenken, was auch immer dich bedrückt.«
Petra wandte den Blick ab.
»Und wenn du nicht auf den Ball kommst«, redete er auf sie ein, »stopfe ich mich mit Wachteleiern voll und langweile mich maßlos.«
Petra fing an, schwach zu werden.
»Kann ich dich irgendwie bestechen?«, fragte Kit. »Wie wär’s damit: Ich verspreche, dir eine hübsche kleine Sequenz mit dem Schwert beizubringen. Die hab ich selbst erfunden. Für deinen Gegner sehen dann deine Bewegungen nach Verteidigung aus, aber tatsächlich sind sie die ersten Schritte für einen Angriff.«
»Du sollst mir sowieso solche Sachen beibringen.«
»Ja, aber wenn ich dich in vier Tagen im Beobachtungssaal treffe, verspreche ich, sie dir besonders gut beizubringen.«
Der Winterball
P ETRA LEGTE den eisernen Schlüssel hin und griff nach dem Armband, dem zweiten Gegenstand, um den es beim heutigen Unterricht mit John Dee gehen sollte. »Ich würde gerne zum Winterball gehen«, erklärte sie ihm.
»Ach, ja?« Dee hob eine Augenbraue.
Ach, ja? Astrophil stürzte beinahe aus Petras Haaren. Petra, geht’s dir nicht so gut?
»Was?«, sagte sie zu beiden. »Glaubt Ihr, ich könnte nicht tanzen?«
Ich weiß, dass du es nicht kannst , erwiderte Astrophil.
Dee faltete die Hände. »Ich nehme an, du glaubst, dort einige Informationen über Gabriel Thorn von den Höflingen sammeln zu können. Niemand, der vielleicht etwas weiß, würde darüber mit einem dreizehnjährigen Mädchen reden. Wir haben ein amüsantes kleines Abkommen geschlossen, meine Liebe, doch ich sehe kaum, wie du ihm nachkommen kannst.Vielleicht solltest du aufgeben und dich auf deine Ausbildung konzentrieren.«
Petra schmiss das Armband durch die Bibliothek.
»Na, gut«, sagte Dee. »Wenn du darauf bestehst, dich kindisch zu benehmen, dann gehörst du vielleicht auch in einen
Saal voller selbstgefälliger Höflinge. Und zufällig haben Madinia und Margaret mich schon vor Wochen bedrängt, dich dazu zu bringen, auf den Ball zu gehen.«
»Das haben sie?« Petra hätte nicht gedacht, dass es die Schwestern kümmerte, ob sie zu dem Ball ginge oder nicht.
»Ja, aber ich hatte angenommen, du würdest keinen Spaß daran haben, und ich hielt es auch nicht für klug, dich zu noch einer Sache gegen deinen Willen zu zwingen.« Er brach ab, fügte dann aber hinzu: »Es ist günstig, dass du den Ball zu besuchen wünschst. Königin Elizabeth ist neugierig darauf, dich kennenzulernen.«
»Was? Warum? Was habt Ihr ihr über mich erzählt?«
»Alles. Sie ist meine Königin.«
»Aber Ihr habt mir gesagt, ich sollte vorsichtig sein! Meine Identität geheim halten! Was ist mit Kit? Ihr habt mir befohlen, ihm nichts zu sagen.«
»Er ist etwas völlig anderes als die Königin von England«, sagte Dee scharf. »Ich habe
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