Das magische Schwert
recht gehabt.«
»Natürlich hatte ich das! Aber, äh … mit was denn genau?«
»Ich gehöre nicht hierher. Ich fühle mich hier so fehl am Platz.«
»Na, das ist doch kein Verbrechen. Nicht wie ein Mord.« Seine Stimme wurde spöttisch. »Ich hab gehört, dass du den armen Walter Raleigh wegen Gabriel Thorn in die Mangel genommen hast.«
»Walter Raleigh? Der Poet?«
»Der schlechte Poet«, verbesserte Kit. »Aber er ist auch noch was anderes.«
»Woher weißt du, dass wir darüber gesprochen haben? Ich hab ihn erst vor einer halben Stunde kennengelernt und da warst du noch nicht da.«
»Das hast du bemerkt?«
Sie wurde rot. »Ich will wissen, woher du das weißt«, beharrte sie. »Hast du eine magische Begabung zu lauschen oder so?«
»Ich bin beleidigt.« Kit legte die Hand aufs Herz. »Hier bin ich, der ich von klein auf trainiert habe, ein Spion zu sein, und du verwechselst Intelligenz und Talent mit magischer Begabung. Du willst wissen, wie ich von deinem Tête-à-Tête mit Walter Raleigh erfahren habe? Er hat es mir erzählt. Ich hab ihn im Korridor getroffen, als er wegging. Du hast ihn wirklich verärgert, Petra. Wie ich schon gesagt hab (Einmal? Zweimal? Hm, ich muss mit der Aufschneiderei aufhören), ich weiß eine Menge über eine Menge Leute. Wie es dazu gekommen ist? Ich handele mit Geheimnissen. Ich habe ein System von Gefälligkeiten aufgebaut.Wenn ich dem Höfling X erzähle, dass Lady Soundso ihren Mann betrügt, dann
schuldet mir Höfling X irgendwann später ein Geheimnis. Sir Walter Raleigh hatte beschlossen, mich zu fragen, ob ich etwas über ein hübsches, neugieriges fremdes Mädchen mit grauen Augen wüsste, das ihn mit Fragen über Gabriel Thorn belästigt hatte.«
Petra versuchte, sich nicht davon ablenken zu lassen, dass sie »hübsch« genannt worden war. Das waren Raleighs Worte, nicht die von Kit, sagte sie sich selbst.
»Ich hätte Silberaugen gesagt, nicht grau«, fuhr Kit fort. »Aber vielleicht sehe nur ich das so.«
»Was hast du ihm erzählt?«
»Nicht viel. Ich weiß nicht viel.«
»Aber was hast du gesagt?«
»Dass du eine entfernte Cousine von Dee bist und ich engagiert wurde, um dich im Fechten zu unterrichten. Nichts mehr.«
Petra entspannte sich ein bisschen, forderte aber trotzdem: »Erzähl mir von Raleigh.«
»Auch wenn das heißt, dass du mir dann was schuldest?«
Petra , warnte Astrophil.
Aber sie war es leid, auf ihn zu hören, und leid, immer auf Sicherheit bedacht zu sein. »Ja«, sagte sie zu Kit.
Er wirkte selbstgefällig. »Was willst du wissen?«
»Warum ist die Königin wütend auf Raleigh und was hat das mit Thorn zu tun?«
Kit ergriff ihre Hand. »Ich zeig’s dir.«
»Wohin gehen wir?«
»Hast du Lust auf ein Abenteuer?«
»Ja.«
»Dann komm mit.«
Kit führte sie aus dem Beobachtungssaal und durch schmale
Korridore. In diesem Teil des Palasts war Petra noch nicht gewesen, doch er wirkte vertraut. Dann wurde ihr klar, warum: Die schwach erleuchteten Flure erinnerten sie an den unterirdischen Teil der Salamanderburg, wo alle Bediensteten arbeiteten. »Gehen wir in die Quartiere der Dienerschaft?«
Kit blickte zu ihr zurück und verstärkte sanft seinen Griff, was Petra für ein Ja nahm.
Er öffnete eine derbe Holztür und sie gingen in die Küche. Sie wuselte vor Betriebsamkeit, doch eine mittelalte Frau war nicht zu beschäftigt, um nicht zu bemerken, wer ihren Herrschaftsbereich betreten hatte. »Kit! Bist du gekommen, um mir eine Scheibe vom besten Ochsenfleisch der Königin abzuschwatzen?«
»Aber nein, Jessie. Doch wenn du mir das schon anbietest …«
Mit schmierigen Fingern wuschelte sie Kit durch das kurz geschnittene Haar. »Also, was willst du, du Gauner?«
»Ich würde gerne meiner Freundin Raleighs Geschenk an die Königin zeigen.«
»Ach, das! Dann geh schon, Junge.«
»Petra, erinnerst du dich daran, was ich dir über Drake erzählt hab, der Gold von den Spaniern gestohlen hat?«, fragte er Petra, während er sie in den Vorratsraum führte. »Also Raleigh ist auch ein Entdecker. Er ist ein erfahrener Seekapitän, und viele Leute haben gedacht, dass Drakes Aufgabe eigentlich ihm hätte übertragen werden sollen. Aber Thorn hat auf einer Ratsversammlung laut und deutlich gesagt: ›Warum soll dieser hirnlose Raleigh diesen klasse Job kriegen? Drake ist Euer Mann. Schickt Raleigh stattdessen in die Neue Welt, Euer Majestät. Das ist der Ort für Träumer wie ihn.‹ So ist dann Drake den einen Weg gegangen und
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