Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
Vom Netzwerk:
ihn engagiert, um dich zu trainieren. Er ist hoch begabt, ungefähr so groß wie du und etwa in deinem Alter. Aber er ist nicht vertrauenswürdig.«
    »Ich vertraue Euch nicht.«
    »Ich weiß, meine Liebe. Nun hol das Armband. Öffne deinen Geist und beantworte diese Fragen: Wo kommt es her? Was war es, bevor es geschmiedet wurde? Wer hat es besessen und wie ist es in meinen Besitz gekommen?«

    Lachen schallte über die Themse, als sich die vielen Boote Whitehall Palace näherten. Die Dees jedoch waren schweigsam. Petra betrachtete Agatha. Das Gesicht der Frau war so ausdruckslos wie immer. Es war unnatürlich.
    Doch als sie das Haus der Anlegestelle erreichten, vergaß
Petra Agatha Dee, und ihr Magen kribbelte vor Nervosität.
    Petra und die Dees reihten sich in den Strom der Besucher ein, die einen verspiegelten Korridor entlanggingen. Dabei erblickte sie sich kurz selbst in einem Spiegel. Sie sah aus wie eine Fremde.
    Sie trug ein altes granatrotes Kleid von Margaret, das einen hohen Kragen hatte, der die Gristlekinarben verbarg. Der Halsausschnitt war rechteckig, gerade so groß, um die Enden ihrer Schlüsselbeine sichtbar werden zu lassen. »Das ist viel zu brav!«, hatte Madinia laut protestiert. »Du siehst aus wie eine alte Schachtel!«
    »Gut«, erwiderte Petra.
    Sarah hatte das Kleid verlängert. Und dann machte sie viel Wirbel um Petras Haare mit kämmen und stutzen, flechten, aufstecken und aufdrehen. Als Petra Madinia gefragt hatte, ob sie ihr einige silberne Haarnadeln leihen könnte, war das Mädchen einverstanden und befestigte sie ihr selber ausgelassen an Ort und Stelle. Später war Madinia wegen des Balls viel zu aufgeregt, um das zusätzliche metallische Glitzern in Petras Haaren zu bemerken. Das war Astrophil, der sich wie eine Nadel in Gestalt einer Blume um einen kleinen Zopf klammerte.
    Petra folgte den Dees in den Beobachtungssaal, der von Fackeln beleuchtet wurde.Auf einem riesigen Tisch häuften sich gebratenes Fleisch und kandierte Früchte. Musikanten spielten in einer Ecke auf ihren Saiteninstrumenten und in der Mitte des Saals tanzten die Menschen. Petra kam der schnelle und figurenreiche Tanz sehr verirrend vor.
    Und, bereit, dich unter die Tänzer zu mischen? , fragte Astrophil boshaft. Ich verspreche auch, nicht mitzuzählen, wie oft du anderen
Leuten auf die Füße trittst. Wenn er Petra mit Kit fechten gesehen hätte, hätte er sie vielleicht nicht in dieser Weise aufgezogen. Er hätte gemerkt, dass Petra sich voller Anmut bewegen konnte, sofern sie genügend Zutrauen zu sich hatte.
    Petra betrachtete die Tänzer und schauderte.
    »Komm.« Margaret griff nach Petras Hand. »Wir begrüßen jetzt die Königin.«
    Zwischen den Schwestern ging Petra hinter deren Eltern her. John Dee beachtete Petra nicht weiter, was ihr nur lieb war.
    Als sie sich Königin Elizabeth näherten, biss Petra entschlossen die Zähne aufeinander. Sie musste eine Frage stellen.
    Eine freie Fläche umgab die auf dem Thron sitzende Königin. Wenn sie mit einem Lord oder einer Lady sprach, war das sowohl vertraulich als auch öffentlich. Es war vertraulich, weil niemand hören konnte, was gesprochen wurde, und es war öffentlich, weil niemand den Ausdruck auf dem Gesicht der Königin missverstehen konnte. Genau wie John Dee zu Petra bei ihrem ersten Besuch im Palast gesagt hatte, wurde im Beobachtungssaal immer jemand beobachtet, und sie beobachteten die Königin. Gerade jetzt waren viele Augen auf einen Mann gerichtet, der zu ihren Füßen kniete, und jeder konnte sehen, wie Königin Elizabeth die Stirn runzelte, während sie sprach. Die alte Frau schlug auf die Armlehne ihres Throns. Ihre grauschwarzen Augen waren groß vor Zorn. Der Mann schlich sich davon.
    Dann wurden Petra und die Dees vor die Königin geführt. Petra hatte gedacht, sie müsste warten, bis die Erwachsenen an langweiligem Zeug gesagt hatten, was sie zu sagen hatten, doch Dee winkte sie nach vorn. »Das ist das besagte Mädchen, Euer Majestät.«

    Petra trat vor den Thron.
    »Komm näher«, befahl die Königin. Also tat Petra das.
    Königin Elizabeths Gesicht war eingesunken, doch ihr Blick scharf. Petra wusste, dass ihr oranges Haar eine Perücke war, doch die Königin trug es wie einen Helm.
    »Na, Kind, hat dir niemand beigebracht, wie man sich hinkniet?«
    Petra gehorchte. Dann holte sie Luft, um zu sprechen.
    Doch die Königin sprach zuerst, während sie mit der Hand Petras Kinn anhob. »Petra Kronos, unser kleiner Flüchtling aus

Weitere Kostenlose Bücher