Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
Forschungsreihen am lebendigen Gehirn ermöglichen. In den Universitätslaboratorien waren die technischen Möglichkeiten im Vergleich zu dem, was ihm angeboten wurde, lächerlich. Außerdem: Wieviel Zeit blieb ihm in seinem hohen Alter noch, einen wirklich bedeutenden wissenschaftlichen Durchbruch zu erzielen? Noch immer bastelte er an seinem ›Neuronensensor‹ herum und versuchte, einen Chip mit lebenden Zellen von Schnecken zu verbinden. Nun bekam er plötzlich eine einmalige Chance geboten, seine Chance. Er konnte am lebendigen Gehirn eines hochintelligenten Wesens forschen. Unbehelligt von jeglichen moralischen Einwänden. Ganz gleich, welche finanziellen Mittel notwendig sein würden. Lear konnte das Gehirn buchstäblich am lebendigen Objekt sukzessiv zerlegen und untersuchen. Das intakte Gehirn eines Lebewesens, das noch intelligenter ist als der Mensch. Wann hätte er jemals vergleichsweise arbeiten können?«
Wallace verschränkte fest die Arme vor der Brust.
»Das ist ja widerlich«, stöhnte Susan.
»Mag sein«, entgegnete Green. »Aber so ist die Forschung nun einmal. Und wie oft bekommt man die Gelegenheit, ein außerirdisches Gehirn unter das Skalpell zu bekommen. Genauso sah das auch der Professor. Sie sehen, Dr. Wallace, der Umstand, dass er an einem Außerirdischen im mutmaßlichen Auftrag des Militärs forschen würde, sollte kein Hindernis sein – es war vielmehr der Hauptgrund. Sein Wissensdurst und Forscherdrang war unersättlich, aber ich denke, Sie kennen Lear diesbezüglich besser als ich.«
Wallace schaute Green fassungslos an. Er hatte in den letzten Stunden eine Menge fantastische Geschichten gehört, aber die Erforschung eines außerirdischen Gehirns sollte dem Ganzen die Krone aufsetzen.
Green ignorierte Wallace´ sichtlich verstörten Gesichtsausdruck und fuhr unbeirrt fort. »Als ich von Professor Lears Einstellung auf AREA S-4 erfuhr, ahnte ich, dass der Geheimbund etwas über das Flugobjekt herausgefunden haben musste. Ich schleuste einen anerkannten Spezialisten auf dem Gebiet der ›Suche nach extraterrestrischen Intelligenzen‹ in das Team Lears ein: meinen Freund Jonathan Cohen. Seine Aufgabe war es, den Stand der Untersuchungen zu erkunden und mich rechtzeitig zu unterrichten, wenn Lear Fortschritte machte. Und Lear machte Fortschritte. Gewaltige sogar. Wie nicht anders zu erwarten, leistete er großartige Arbeit. Vor knapp vier Jahren gelang es ihm dann - ich nenne es mal - den Hirn-Code des EBE zu knacken. Er fand zudem auf Grundlage seiner Neurobionik-Forschung heraus, wie dessen Nervenfunktionen durch mikroelektronische Systeme ersetzt werden könnten, und entwickelte den ersten Prototyp einer Neuroprothese.«
»Neuroprothese?«, fragte Susan stirnrunzelnd.
»So etwas wie eine Art organischen Gedankenübersetzer«, erklärte Wallace.
»Soll das heißen, die Maschine soll das Denken des EBE übernehmen?«, hakte Susan nach.
»So ungefähr.« Wallace zögerte. »In der Humanmedizin forscht man schon lange an einer Neuroprothese, einer Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer, auch Brain-Computer-Interface, kurz BCI genannt. Gehirnströme werden mit der Hilfe von Rechnern in Steuersignale umgewandelt. Das BCI ist also eine computergesteuerte Schaltzentrale im Gehirn, über die jede Funktion im Körper dirigiert werden kann. Solche Systeme können dem Menschen durch Unfall oder Krankheit verlorengegangene Fähigkeiten zurückgeben. Zum Beispiel könnten Prothesen jeglicher Art sensibel vom Patienten gesteuert werden.«
»Ich verstehe gar nichts mehr«, fiel ihm Susan ins Wort. »Dann soll dieses Ding also zum Beispiel meine Augen ersetzen?« Sie schaute hilfesuchend zuerst zu Green, dann zu Wallace.
»Zum Beispiel. Ich denke, das dürfte mit Hilfe eines BCI nicht allzu schwer sein. Lichtsignale würden von einem implantierten Mikrochip mit Fotodioden über eine implantierte Mikrokontaktfolie direkt an die Nervenzellen im Auge übermittelt werden. Schon haben wir das perfekte künstliche Auge«, erklärte Wallace. »Und wenn wir schon dabei sind, ersetzen wir auch gleich den Hörsinn. Cochlea-Implantate im Innenohr werden bald der Vergangenheit angehören. Im Grunde soll mit einem BCI alles möglich werden, was das Leben erleichtern könnte. Denken Sie an die gedankliche Steuerung von Software. Körperbehinderte, Querschnittsgelähmte, Kriegsinvaliden, Unfallopfer – sie alle könnten kraft ihrer Gedanken einen Rollstuhl steuern oder ihre Handprothese so bewegen,
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