Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
Unterlagen. Er hätte kaum mit einem Aktenköfferchen unterm Arm an die frische Luft gehen können. Schon bei dem ersten Wachposten hätte man sein Spiel durchschaut. - Nein, der alte Lear war viel zu ausgebufft, um sich bei dem Versuch erwischen zu lassen, das womöglich wichtigste Dokument unserer Zeit aus dem am strengsten bewachten Militärkomplex zu schmuggeln. Welche Alternative blieb ihm also, abgesehen davon, die Unterlagen zu vernichten?«
»Keine«, beantwortete Wallace die rhetorische Frage.
»Falsch! Er konnte sie immer noch vor Ort verstecken - in seinem Büro! Um die Unterlagen dennoch zu schützen oder zumindest um Zeit zu gewinnen, mischte er sie unter die Tausenden übrigen Aufzeichnungen, sodass die Suche nach den richtigen Aufzeichnungen einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleichen würde.«
Green stellte sein Scotchglas auf den Tisch und wartete gebannt auf eine Reaktion.
»Einmal angenommen«, begann Wallace zögernd, »Sie haben recht und das Dokument befindet sich noch immer in Lears Büro. Warum lassen Sie die Unterlagen nicht von Ihren Agenten suchen? Cohen, zum Beispiel. Er ist doch noch immer vor Ort, oder nicht?«
»Tja, das hat Jonathan bereits getan. Mehrfach sogar. Und die haben das wahrscheinlich auch. Aber keiner hat etwas gefunden. Haben Sie eine blasse Vorstellung, wie viele Dokumente sich in Lears Büro angesammelt haben? In zehn Jahren Forschung sind Tausende und Abertausende von Mappen, Berichten, Tabellen und Auswertungen angelegt worden. Und Lear hatte alles, aber auch wirklich alles aufgehoben; und das meiste davon auch noch verschlüsselt. Es würde Jahre dauern, dieses Chaos zu ordnen, wenn …«, er setzte sich auf und schien auf einmal wieder hellwach, »… wenn man nicht weiß, wie man das Chaos in den Griff bekommt.«
»In den Griff bekommt?«, fragte Susan, die nun ebenfalls senkrecht in ihrem Sessel saß.
»Ganz genau! Ich will auf immer und ewig verdammt sein, wenn ich mich täusche: Aber Professor Lear verwüstete nicht einfach sein Büro. Ich gehe davon aus, dass er das Chaos auf seine höchst eigene Art und Weise plante. Und zwar täuschte der alte Fuchs die Unordnung nur vor. De facto sind all die Unterlagen sehr wohl geordnet und inmitten dieses augenscheinlichen Durcheinanders ist auch das S-4-Dossier versteckt.«
»Quod esset demonstrandum«, fügte Wallace hinzu, der nun ahnte, welche Aufgabe ihm vorbehalten war.
»Aber selbst wenn Ihre Theorie stimmt, wie wollen Sie an dieses Dokument herankommen?«, ereiferte sich Susan, die Wallace´ Einwand anscheinend nicht gehört hatte. »Außer Lear wird niemand die Unterlagen ordnen können. Und selbst wenn, dann nicht in kürzester Zeit. Es wird denen doch auffallen, wenn jemand tagelang in Lears Büro herumschnüffelt?«
»Nun, ich denke, wir sind uns einig, dass Lear dafür Sorge getragen hat, dass sein Wissen im Falle seines Todes weder für immer verloren gehen noch in die falschen Hände geraten würde. Er musste das Dossier also so verstecken, dass mindestens noch eine weitere Person sein System durchschauen können würde.«
Wallace schaute Green fassungslos an. »Sie meinen doch nicht wirklich mich?« Greens regungslose Miene brachte ihm Gewissheit. »Woher in Gottes Namen soll ich wissen, was sich Lear bei diesem Durcheinander gedacht hat. Sie selbst haben doch gerade gesagt, dass er Tausende von Mappen hinterlassen hat. Wie soll ich da ein einzelnes Dokument finden?«
»Wer sonst, wenn nicht Sie, Dr. Wallace, sollte auch nur eine Chance haben, sich in Lears Gedanken hineinzuversetzen?«
»Ja, aber hier geht es nicht um einen Fachartikel, welchen ich analysieren soll. Das hier ist doch etwas ganz anderes! Ich bin doch kein Dechiffrier-Experte.«
»Auch Lear war kein Experte für Codierungen. Um seine Unterlagen zu verschlüsseln, konnte er nicht auf mehr Wissen zurückgreifen als Sie! Genau das ist Ihr Vorteil. Sie kennen Lear besser als jeder andere. Er hat Sie das wissenschaftliche Denken – sein wissenschaftliches Denken – gelehrt!«
»Ja gut, aber was hat das mit dem möglichen Versteck ...«
»Ich dachte, Sie wären ein kluger Mensch, Dr. Wallace!«, unterbrach ihn Green und seine eisblauen Augen schienen jetzt die Luft zu durchschneiden. »Haben Sie mir die letzten Stunden eigentlich zugehört? Glauben Sie, Lear würde denen derart essenzielles Wissen überlassen? Was denken Sie, wem Lear einen Wissensvorsprung geben wollte, wenn nicht Ihnen. Ihnen will er sein Wissen vermachen.
Weitere Kostenlose Bücher