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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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Dinge, die wir über Tristan wissen, hat Victor uns erzählt. Er streute gezielt Informationen und wir plapperten sie gerne nach. Dass Tristan Menschen getötet hat, die er nicht hätte töten sollen, hat nie jemand wirklich gesehen. Im Laufe der Jahre hat Victor ein Phantom aus ihm gemacht.“
    „ Aber wie es aussieht, hatte er Recht damit. Ich meine, Tristan hat Georgianna ermordet! Und Söldner angeworben, die uns vernichten sollten! Seinetwegen sitzen wir in diesem Flugzeug!“
    Nachdenklich fügte sie hinzu, „Obwohl mich auch Victors derzeitiger Geisteszustand beunruhigt!“
    Das Flugzeug begann mit dem Landeanflug und Adam lehnte sich in seinem Sitz zurück. Sein Mund bildete eine harte Linie. Einmal mehr erinnerte er Emmaline an eine Raubkatze. „Anscheinend sind wir mitten in einem Konflikt zweier Geisteskranker gelandet und ich lasse mich nicht gerne verheizen!“
    Sie legte eine Hand auf seinen Arm, „Es steht mir nicht zu, dich wegen deines Verhaltens von damals zu kritisieren. Wie du schon sagtest, was geschehen ist, kann man nicht mehr ändern. Für mich ist wichtig, wie du heute bist. Und ich weiß, dass du nicht mehr unbeteiligt daneben stehen würdest, wenn jemandem ein Unrecht zugefügt wird. Du würdest handeln. Deshalb bist du auch mitgekommen und das ist alles, was zählt.“
    Er sah auf Emmalines Hand und sagte nach einer Weile, „Ich hoffe, dich nie zu enttäuschen, Em, aber du solltest wirklich niemandem vertrauen, hat dir Nathaniel das nicht gesagt?“

56.

    1944
    Rom
    Italien

    Es war sehr schwierig gewesen, ihm so zu folgen, dass er sie nicht bemerkte. Ilaria glitt hinter eine Marmorsäulen, die eine Nische stützte. In ihrem Schatten war sie nahezu unsichtbar für die zahlreichen Menschen. Das Pantheon war niemals leer. Nicht einmal in Kriegszeiten. Natürlich gab es momentan keine Touristenführungen. Der letzte römische Tempel gehörte den Römern wieder alleine.
    Tristan stand am Rande des breiten Lichtkegels, der durch die kreisrunde Öffnung in der Decke hinunter auf den glatten Boden fiel und bunte Marmorvierecke und Kreise erstrahlen ließ. Aber sein Blick war nach oben gerichtet, auf die quadratischen Facetten der Kuppel, die sich wie Bienenwaben aufeinander türmten.
    Ilaria beobachtete ihn. Er stand einfach nur da, unbewegt und schien so in den prachtvollen Anblick versunken zu sein, dass er vergaß zu atmen. Beinahe sah er aus, wie eine Statue.
    Nach einer scheinbaren Ewigkeit löste sich aus einer Gruppe von Menschen eine Gestalt und trat auf ihn zu.
    Ilaria erschrak, als sie erkannte wer es war. Sisto! Einer der Ältesten! Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass er jemals seine unterirdischen Gemächer verlassen hatte!
    Sie rückte so nah wie möglich an die beiden heran, um zu hören, worüber sie sprachen. Sie hoffte inständig, dass sie ihre Anwesenheit nicht sofort spüren würden.
    „ Salve, Tristan“, sagte Sisto leise.
    Tristan deutete eine Verbeugung an und machte eine unauffällige Geste mit seinem linken Handgelenk, um dem alten Mann Respekt zu erweisen. „Sixtus Valerianus, alter Freund. Ich danke dir, dass du gekommen bist. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach für dich war.“
    „ Wahrscheinlich nicht viel schwieriger als für dich. Massimos Spitzel sind überall. Aber ich denke nicht, dass mir jemand gefolgt ist.“
    Nun richtete auch Sisto seinen Blick nach oben.
    „ Ah, das Pantheon“, seine Stimme klang brüchig, wie das Rascheln von welken Blättern, „Der einzige Ort auf dieser Welt, an dem ich noch den Atem meiner Zeit spüre. Wundervoll.“
    Einige Minuten vergingen, in denen keiner der beiden etwas sagte und sie nur stumm ihren Gedanken nachhingen. Tristan wusste, dass auch Emmaline oft hierher kam. Viele Male hatte er sie dabei beobachtet, wie sie an derselben Stelle stand, an der er sich nun befand und er verstand ihre Faszination. Das Pantheon war einzigartig. Nicht nur für Sisto. Schließlich brach der Älteste das Schweigen.
    „ Ich habe eine Antwort auf deine Frage“, er sah auf Tristan, „Victor hat sich versündigt an dir. Aber das Unrecht kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden. Du bist nun für immer ein Zeitjäger, obwohl es weder dein Schicksal, noch dein Wunsch war. Deine Eltern wurden heimtückisch ermordet. Beide. Weder deine Mutter noch dein Vater hatten den Tod durch unsere Hand verdient. Es war allein Victor, der dies zu verantworten hat. Aber wie ich schon sagte, das Unrecht kann nicht mehr ungeschehen

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