Das Mal der Schlange
ich nicht. Was ist mit Adam und dir?“
„ Das hattest du mich schon in Edinburgh gefragt. Und ich gebe dir wieder die gleiche Antwort. Nichts. Wir sind nur Freunde.“
Ein spöttisches Lächeln erreichte seine Augen und das goldene Feuer darin flackerte kalt. „Natürlich.“
Emmaline wurde wütend. „Dein Sarkasmus ist absolut unangebracht, Nathaniel. Zwischen Adam und mir ist nichts - nichts als Freundschaft.“
Nun lächelte er nicht mehr, „Ich bitte dich, sogar ein Blinder kann sehen, wie verliebt er in dich ist!“
„ Du irrst dich! Und selbst wenn es so wäre – ich gehöre zu dir, das solltest du inzwischen wissen.“
Rasch trat er auf sie zu und zog sie in seine Arme. Nach einem Augenblick spürte sie, wie er sich entspannte und legte den Kopf an seine Brust. Eine kleine Weile standen sie einfach nur da und hielten einander fest. Keiner von beiden wollte, dass der Augenblick vorüberging.
Schließlich schob er sie ein wenig von sich, und sah sie ernst an, „Verzeih mir, Emmaline. Ich will mich wirklich nicht wie ein eifersüchtiger Trottel benehmen. Aber ich sehne den Tag herbei, an dem wir endlich gemeinsam in Frieden leben können und ich nicht dabei zusehen muss, wie du deine Zeit mit Adam MacFarlane verbringst.“
Sie legte eine Hand an seine Wange, „Ich bin es so leid, von einem Ort zum nächsten zu hetzen, bedroht zu werden und ein Spielball anderer zu sein. Und am schlimmsten ist es für mich, ständig von dir getrennt zu sein!“
Er ließ sie los und ging hinüber zu seinem Schreibtisch. Aus einer Schublade nahm er einen kleinen Schlüsselbund und reichte ihn Emmaline. „Damit ist jetzt Schluss. Hier sind die Schlüssel zu diesem Haus und zu dem Haus in Edinburgh.“
„ Du willst mit mir zusammen leben?“
„ Ich bin immer noch ein altmodischer Mann, Emmaline.“, lächelte er, „Zusammen leben alleine reicht mir nicht. Ich will endlich das tun, was wir uns vor langer Zeit versprochen haben. Sobald das alles hier vorbei ist. Bis dahin will ich dich wenigstens immer an meiner Seite wissen.“
Sie nahm den Schlüsselbund aus seiner ausgestreckten Hand.
„ Heißt das, du bist einverstanden?“, fragte er leise.
„ Was ist, wenn Tristan davon erfährt, dass wir hier zusammen in London sind? Er hat ziemlich deutlich zum Ausdruck gebracht, dass du nichts von allem wissen darfst.“
„ Das wird er sowieso, heute Nacht. Es besteht kein Grund mehr, sich zu verstecken.“
Sachte legte sie ihre Hand in die seine, die er noch immer ausgestreckt hielt. „Du hast Recht. Kein Grund mehr, sich zu verstecken.“
58.
1944
Rom
Italien
„ Wo bist du heute gewesen?“
Ilarias Stimme klang schrill. Sie konnte ihre Wut kaum verbergen. Zitternd saß sie auf einem zierlichen Polstersessel.
In diesem Zustand hatte Tristan sie noch nie erlebt. Was war passiert, dass sie derartig in Rage war? Fieberhaft ging er Minute für Minute seines Tages im Kopf durch.
Ohne auf seine Antwort zu warten rief sie, „Habe ich nicht alles getan, um dich glücklich zu machen? Hast du hier nicht alles, was ein Mann sich wünschen kann? Und trotzdem willst du mich verlassen!“ Sie sprang auf und gab der halb offen stehenden Tür ihres Salons einen Tritt, so dass sie krachend ins Schloss fiel.
„ Was redest du da? Ich habe doch nicht vor, dich zu verlassen.“
„ Lüg mich nicht an! Ich habe dich und Sisto heute im Pantheon gesehen! Und ich habe jedes Wort gehört, das ihr gesprochen habt!“
Für einen winzigen Augenblick flackerte Panik in Tristans Augen. Er war so kurz vor dem Ziel gewesen und durch seine eigene Dummheit hatte er nun Ilaria den Ball in die Hände gespielt. Anscheinend hatte sie ihm nachspioniert. Wieso war ihm das nicht aufgefallen? War er zu leichtsinnig gewesen? Nicht nur sein Leben, sondern auch das von Sisto war nun in Gefahr. Unmöglich konnte er sich unter diesen Umständen Emmaline nähern. All seine Pläne waren mit einem Mal in Frage gestellt.
Widerstrebend trat er hinter Ilaria und legte seine Arme um sie, „Du hast das missverstanden, Liebes.“
„ Für mich klang es ziemlich eindeutig!“, sie stieß ihn von sich.
„ Lass es mich erklären.“
Er stand nun dicht vor ihr und sah sie aus silbergrauen Augen traurig an. Sein Gesicht war das eines Engels. „Es stimmt, ich vermisse meine Heimat. Und ja, ich hasse Victor – du weißt, wieso. Deshalb hielt ich es für richtig, Sisto um Rat zu fragen. Immerhin ist er einer der Ältesten und kennt die Gesetze besser,
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