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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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ertragen. Lieber wäre ich tot. Meine Antwort ist also ja, um ihn zu töten, würde ich mein Leben geben.“
    Sie lachte bitter, „Wenn ich allerdings ungestraft damit davon kommen könnte, würde ich sogar meine Seele verkaufen.“
    Jetzt bemerkte sie, dass es Schmerz war, der seine Augen verdunkelte. „Deine Seele ist unsterblich, Emmaline, die kannst du nicht verkaufen. Dein Leben ist als Preis hoch genug.“
    Er stand auf und nahm ihre beiden Hände in seine. „Was wäre, wenn es nicht nur dieses eine Leben gäbe?“
    „ Dann müssten die anderen wohl wesentlich angenehmer sein als dieses, damit ich sie wollte.“
    Sie lächelte unsicher, „Es fällt mir nicht schwer, diese Hölle, in der ich tagein, tagaus lebe zu beenden. Ich möchte es nur nicht öffentlich am Galgen tun, von allen verurteilt, die keine Ahnung von meinen Qualen haben!“
    „ Und wenn ich dir ein neues, besseres Leben versprechen könnte?“ er stand so dicht vor ihr, dass sie die goldenen Funken in seinen Augen sehen konnte.
    „ Dann würde ich jeden Preis dafür bezahlen“.
    Er sah ihre Entschlossenheit und wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Sie ließ abrupt seine Hände los und nahm ihren Hut.
    „ Was bist du nur, Nathaniel? Seit ich dich im Garten sah, ist etwas mit mir geschehen. Ich habe plötzlich wieder Hoffnung, aber mein Verstand sagt mir, dass es sinnlos ist.“
    Es war ihm nicht entgangen, dass sie nicht gefragte hatte wer, sondern was er war. „Ich werde dir die Antwort darauf geben, wann immer du es wünschst. Du musst dir nur sicher sein, es wirklich wissen zu wollen.“
    Sie strich ihm mit den Fingerspitzen über die Wange. Seine Haut war kühl und glatt. Er legte den Kopf schief um die Berührung zu verlängern, aber sie ließ ihre Hand sinken und sagte mit einer Traurigkeit in ihrer Stimme, die fast unerträglich für ihn war, „Lass mich noch einen Augenblick länger an meinen rettenden Engel glauben. In letzter Zeit gab es nicht viele gute Dinge und ich möchte diesen Moment noch etwas genießen, bevor die Realität mich einholt.“
    „ Es gibt keine Engel, Emmaline, weißt du das denn nicht?“
    Er legte einen Arm um ihre Taille und zog sie zu sich heran. Sie ließ es geschehen.
    „ Du musst es nicht selbst tun. Es wäre mir eine Freude ihn zu töten. Und um mein Seelenheil muss man sich auch keine Gedanken mehr machen…“ Seine Arme schlossen sich fester um sie, „Ich würde alles für dich tun.“
    „ Dieser Preis ist zu hoch, Nathaniel, ich will nicht, dass du für mich tötest.“
    „ Emmaline, du verstehst nicht, ich bin…“
    „ Nein, bitte, ich will es tun. Ich habe mich selbst in diese Hölle gebracht und ich werde mich selbst wieder aus ihr befreien. Aber ich werde nie vergessen, dass du mich hast wählen lassen und was du bereit bist, für mich zu tun.“
    Sie trat zurück und löste sich von ihm. „Er wird sicher bald nach Hause kommen. Ich muss jetzt gehen.“
    „ Wir haben wenig Zeit“, er begleitete sie zur Tür. „Wenn du mein Angebot annimmst, komm morgen wieder. Wenn dir der Preis zu hoch erscheint“, seine Stimme wurde hart, „dann werde ich es für dich tun - mit Freuden.“ Sie sah das harte Glitzern in seinen Augen und zweifelte keine Sekunde an seinen Worten.
    „ Emmaline!“
    Sie verharrte auf den Stufen.
    „ Wenn du morgen zu mir kommst, gibt es kein Zurück mehr.“
    Seine Worte klangen noch in ihren Ohren als sie abends in ihrem Bett in Jacobs Haus lag.
    Sie hatte keine Angst.

8.

    1961
    Las Vegas
    USA

    Nachdem sie ihren Hut abgesetzt hatte, zog sie langsam die Handschuhe aus und legte ihre Hände vor sich auf den Tisch. Erst dann sah sie ihre Freunde einen nach dem anderen an.
    Sie las Überraschung in ihren Gesichtern, Ungläubigkeit, aber keine Angst.
    „ Wie ist das nur möglich?“, Charlotte streckte vorsichtig, wie um Emmaline nicht zu erschrecken, den Arm aus und betastete ihre Wange.
    Die anderen hielten den Atem an.
    Dann hielt sie ihre faltige, mit Altersflecken übersäte Hand neben die glatte Hand Emmalines.
    Selbst jetzt, als ihnen langsam klar wurde, dass etwas Ungeheuerliches mit ihrer Freundin geschehen sein musste, mischte sich kein Abscheu in ihre Gedanken.
    Sie sahen in das ernste Gesicht das noch genauso jung und wunderschön war wie an dem Tag, als sie verschwand. Jetzt, da sie den Hut abgenommen hatte, fiel ihr Haar in langen, blonden Wellen hinab über ihre Schultern, die Haut war frisch, zart und leicht gebräunt, die vollen Lippen rosig und

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