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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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dich anziehen oder zudecken kannst.“
    „ Ich verstehe“.
    Seine Stimme wirkte plötzlich verlegen, „Ich muss auch noch deine Hände und die Wunde über dem Auge versorgen. Und deine“, er zögerte, „Vorderseite.“
    Als sie nicht reagierte, sagte er sanft, „Emmaline, es tut mir so leid! Ich habe mir das alles ganz anders vorgestellt.“
    „ Was hast du dir anders vorgestellt?“
    „ Das hier. Dich. Uns.“ Er brach ab und fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar, mit dem Ergebnis, dass es noch wilder wirkte anstatt ordentlicher.
    „ Was rede ich nur! Ich höre mich an wie ein Idiot. Verzeih mir bitte.“
    Sie blieb still.
    „ Ich will ehrlich sein“, begann er von neuem, seine Stimme klang jetzt weich, „Als ich dich am Brunnen sitzen sah, dachte ich, du bist ein Engel.“
    „ Sagtest du nicht, es gibt keine Engel?“
    „ Nein bitte, lass es mich erklären. Ich habe noch nie eine Frau wie dich getroffen. Du bist so wunderschön. Aber das ist nicht alles. Wenn du nicht bei mir bist, leide ich körperliche Schmerzen und wenn du vor mir stehst und ich dich nicht berühren darf, habe ich das Gefühl wahnsinnig zu werden. Du bist in meinen Träumen wenn ich schlafe und in meinen Gedanken, wenn ich wach bin. Ich will dass du immer bei mir bist. Und vor allem will ich, dass du mich so liebst, wie ich dich liebe.“ Er verstummte und sie spürte dass er einen Schritt zurücktrat.
    „ Oh Gott, du hältst mich bestimmt für geisteskrank. Aber du brauchst keine Angst vor mir zu haben, mir liegt nichts ferner, als dich zu kompromittieren. Im Augenblick möchte ich wirklich nur deine Wunden versorgen. Dafür musst du dich aber zu mir umdrehen.“
    Er sah, wie sie die angespannten Schultern sinken ließ.
    „ Das war sehr beeindruckend“, sagte sie. „Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt fürchte, weil wir uns kaum kennen und du mir Dinge sagst, die in unserer Situation eigentlich nicht gesagt werden dürften - oder ob ich mich sicher bei dir fühle, weil du mir eine wundervolle Liebeserklärung gemacht hast.“
    „ Dann sieh mich an, vielleicht hilft das bei deiner Entscheidung.“
    Sie atmete tief ein und aus und drehte sich langsam zu ihm um.
    In seinen Augen brannte ein Feuer, das ihr den Atem nahm. Sie glaubte, bis auf den Grund seiner Seele blicken zu können. Eine lange Zeit standen sie so voreinander, bis sie sich nicht mehr für ihre Nacktheit schämte.
    „ Vielleicht bist du doch kein Wahnsinniger.“
    „ Ich habe dir die Wahrheit gesagt“, seine Stimme war rau. „Etwas zu früh und zu direkt, mag sein, aber ich habe jedes Wort ernst gemeint.“
    „ Was ist mit meinen Verletzungen“, versuchte sie das Thema zu wechseln.
    „ Die Wunden über der Augenbraue und in der Hand sind tief, ansonsten habe ich nur noch ein paar Kratzer gefunden. Ich werde mich darum kümmern. Dann werde ich Feuer im Kamin machen, damit du nicht frierst.“
    „ Nathaniel, ich kann auf keinen Fall hier bleiben!“, sie schauerte, „Was ist, wenn er mein Verschwinden bemerkt?“
    Er ging zu einem weiß lackierten Sekretär und nahm einen Bogen Papier heraus.
    „ Du wirst ihm schreiben, dass du die Stadt verlassen hast, um deine Wunden in einem Krankenhaus versorgen zu lassen, in dem man dich nicht kennt. Falls die Leute nach dir fragen, soll er sagen, du besuchst Freunde auf dem Kontinent. Wenn er versucht dich zu finden, oder behauptet du hättest ihn verlassen, wirst du dafür sorgen, dass seine Gewalttaten und seine Drogensucht öffentlich werden. Er ist um seinen Ruf mehr besorgt als um alles andere. Das wird ihn für eine Weile davon abhalten, etwas zu unternehmen und wir haben Zeit zu überlegen, was zu tun ist.“ Seine Stimme war eisig. Jacob würde nie wieder in ihre Nähe kommen.
    Emmaline fühlte sich plötzlich vollkommen erschöpft.
    Ohne zu widersprechen tat sie, worum er sie gebeten hatte. Er versiegelte den Brief und brachte ihn nach draußen. Sie hörte leises Flüstern auf dem Gang und kurz darauf schlug die Haustür.
    Dann kam er wieder ins Zimmer und begann Holzscheite im Kamin aufzustapeln.
    „ In der nächsten Zeit wirst du mit meiner Gesellschaft vorlieb nehmen müssen. Wenigstens so lange, bis du wieder etwas anziehen kannst.“
    Sie hatte sich vorsichtig, mit dem Rücken nach oben auf das Bett gelegt und murmelte, „Danke Nathaniel, du hast mich gerettet.“
    „ Nein, du hast mich gerettet, Emmaline“, flüsterte er, aber sie war bereits eingeschlafen.
    Er setzte sich in einen Sessel neben

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