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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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erinnerte was passiert war, war sie überrascht, noch am Leben zu sein.
    In ihrem rechten Handballen steckte eine Glasscherbe. Sie zog sie mit der Linken heraus und versuchte sich aufzusetzen. Etwas Warmes lief über ihren Nacken und den Rücken hinunter.
    Anscheinend waren dieses Mal keine Knochen gebrochen, aber sie spürte, dass sie blutete und ihr Körper voller Splitter war.
    Wenn sie es nicht schaffte zu fliehen bevor er zurückkam, würde er beenden, was er begonnen hatte.
    Sie erhob sich aus dem Meer von Scherben und verließ das Grundstück seitlich durch den Dienstboteneingang. Nachdem sie eine Weile gelaufen war, immer im Schatten der Gaslampen, unsichtbar für die wenigen Menschen die so spät noch unterwegs waren, dachte sie, dass ihr Körper wohl in einem Schockzustand war, denn sie fühlte ihre Verletzungen kaum. Aber diese barmherzige Schmerzlosigkeit würde nicht ewig dauern.
    Endlich stand sie vor Nathaniels Haus.

    „ Jacob ist nach Hause gekommen“, sagte sie entschuldigend, als er ihr die Tür öffnete.
    Bestimmt hatte er schon geschlafen, denn seine schwarzen Haare waren zerzaust und das Hemd stand offen. Mit einem Blick erfasste er die Schnitte auf ihren Händen und in ihrem Gesicht.
    Wortlos zog er sie ins Haus. Er zitterte vor Wut aber noch bevor Emmaline es bemerken konnte, hatte er sich wieder unter Kontrolle. Zuerst würde er sich um ihre Wunden kümmern und dann diesen Kretin ein für allemal aus der Welt schaffen.
    Sie schien seine Gedanken zu lesen.
    „ Nein, Nathaniel, dieses Vorrecht gehört mir.“
    Er führte sie hinauf in ein Gästezimmer im ersten Stock.
    „ Warte kurz, ich bin sofort wieder bei dir.“
    Sie hörte ihn die Treppe hinunter laufen und blieb unbewegt in der Mitte des Raumes stehen. Langsam begann sie jede ihrer Verletzungen zu spüren. Ihr Körper brannte und das Kleid klebte durch das Blut an ihrem Rücken, festgesteckt mit vielen glitzernden Scherben, die sich in ihr Fleisch bohrten.
    Nach kurzer Zeit kam er mit einer großen Schüssel Wasser, einem kleinen Arztkoffer und sauberen Tüchern zurück.
    „ Du musst dein Kleid ausziehen, damit ich deine Wunden reinigen und versorgen kann.“
    „ Nein, ich kann nicht“, begann sie.
    „ Emmaline bitte, du bist verletzt. Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um schüchtern zu sein“, er wollte noch mehr sagen, aber sie unterbrach ihn.
    „ Ich bin nicht schüchtern. Aber ich kann mein Kleid nicht ausziehen. Du musst die größeren Splitter zuerst aus meinem Rücken ziehen, damit sich der Stoff von meiner Haut löst.“
    Seine Augen weiteten sich entsetzt.
    „ Er hat mich durch die Scheibe des Wintergartens gestoßen. Ich habe wahrscheinlich noch Glück, dass ich nicht schlimmer verletzt wurde. Aber ich weiß nicht, wie lange ich bewusstlos war und an den Weg hierher kann ich mich kaum erinnern.“
    Rasch öffnete er den Arztkoffer und nahm eine Pinzette heraus, dann trat er hinter sie und begann vorsichtig damit die Scherben zu entfernen. Splitter für Splitter ließ er in eine kleine Porzellanschale fallen.
    Sie versuchte, so ruhig wie möglich zu stehen aber von Zeit zu Zeit konnte sie ein leises Wimmern nicht unterdrücken.
    „ Ich denke, das war alles. Das Kleid klebt aber durch das getrocknete Blut noch fest. Ich werde jetzt Wasser darüber gießen.“
    Sie spürte, wie warmes Wasser zwischen den Schulterblättern hindurch nach unten lief. Es brannte ein wenig, aber der Stoff löste sich dadurch wenigstens sofort von ihrer Haut.
    Nathaniel öffnete die Knöpfe und ließ das Kleid langsam zu Boden gleiten. Schicht um Schicht entfernte er ihre Unterkleidung, bis sie nackt mit dem Rücken zu ihm stand und er das ganze Ausmaß ihrer Verletzungen sehen konnte.
    Er musste sich beherrschen, um nicht auf der Stelle hinaus in den Regen zu laufen und Jacob zur Rechenschaft zu ziehen.
    Unzählige Schnitte übersäten ihren Rücken, Arme und Beine.
    Nachdem er akribisch jedes noch so kleine Stück Glas entfernt hatte, zog er die Kämme aus ihrem Haar und begann ihren Kopf zu untersuchen.
    „ Es scheint, als hättest du wirklich unglaubliches Glück gehabt. Die Schnitte sind zwar schmerzhaft, aber nicht sehr tief und dein Kopf ist fast unverletzt. Ich denke nicht, dass allzu viele Narben bleiben werden. Aber du hast viel Blut verloren und wir müssen zusehen, dass alles abheilt, ohne sich zu infizieren. Die Wundfläche insgesamt ist sehr groß und manche der Schnitte bluten immer noch – ich bezweifle, dass du

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