Das Mal der Schlange
aber du findest keinen Grund bei mir zu bleiben! Ich habe die ganze Zeit über versucht, mich zurückzuhalten und dich nicht zu drängen. Und kaum sind deine Verletzungen geheilt- siehst du keinen Grund mehr bei mir zu bleiben!“
Seine zornigen Augen brannten auf ihrem Gesicht und sie suchte verzweifelt nach Worten.
„ Meine Erfahrung mit Männern ist so gut wie nicht vorhanden.“
Er wollte sie unterbrechen.
„ Nein, bitte, lass mich erklären.“
Als er schwieg, fuhr sie fort.
„ Damals, als alle meine Freundinnen ihre ersten Verehrer hatten und Schmetterlinge im Bauch, gab es niemanden, der mich interessierte. Die jungen Männer die ich kannte sprachen weder mein Herz, noch meinen Geist an und ich zog es vor, meine Zeit nicht mit jemandem zu verschwenden, der mich langweilte. Langsam begann ich zu glauben, dass es in dieser Welt einfach keinen Mann gab, der all das war, wonach ich suchte. Meine Freundinnen heirateten und ich blieb allein. Darüber war ich nicht unglücklich, denn ich war frei und konnte tun und lassen was ich wollte und da ich nie verliebt gewesen war, wusste ich nicht, was ich vermisste. Dann stellten meine Eltern mir Jacob vor. Mir war sein Langem klar, dass ich früher oder später heiraten musste und da es mir egal war wen, dachte ich, ich könnte mit meiner Entscheidung wenigstens meine Familie glücklich machen. Was für einen fatalen Fehler ich begangen hatte, wurde mit nur zu schnell klar, aber es war zu spät. Ich beschloss, mich in mich selbst zurückzuziehen und mein Schicksal zu akzeptieren.“ Sie zuckte die Schultern, „Was für ein Schock, als du an Alastairs Brunnen plötzlich vor mit standest!“
Überraschung hatte die Enttäuschung in seinem Blick ersetzt.
„ In dem Augenblick, als du mich ansahst, wusste ich, dass es auch für mich Glück an Stelle von Leid hätte geben können, wenn wir uns früher begegnet wären. Ich wusste, dass ich die Hölle, in der ich lebte, nun noch schwerer würde ertragen können, weil ich dich immer vor mir sehen würde, deine Lippen, deine Augen, das Gefühl deiner Arme um meine Taille. Unerreichbar. Ich konnte es kaum glauben, als du genau das aussprachst, was in meinem Kopf vor sich ging. Dass er sterben müsste. Ich habe mir einen kleinen Hoffnungsschimmer gestattet, denn es gibt tatsächlich nur diese eine Möglichkeit für mich.“ Sie hielt sich die Hand vor die Augen, „Es ist schrecklich, das zu sagen.“
Seine Finger legten sich um ihr Handgelenk und er zog es sanft zu sich.
„ Ich meine, ist es nicht verwerflich, so etwas überhaupt zu denken? Dass ein Mensch sterben muss, damit ein anderer weiterleben kann? Und wer entscheidet, wessen Leben wichtiger ist?“ Sie sah auf ihre Hand hinunter, die nun in der seinen lag.
„ Und dann diese Freude in meinem Herzen, dass du das gleiche für mich empfindest, wie ich für dich! Aber in den letzten Wochen warst du so verschlossen, dass ich dachte, du hast dich von mir zurück gezogen, weil du mich abstoßend findest. Meinen Körper mit all seinen Narben. Meine Gesellschaft.“
Er wollte protestieren, aber sie hielt ihn zurück.
„ Ich meine es ernst, ich kann mich nicht länger bei dir verstecken. Es ist zu gefährlich! Früher oder später wird er es herausfinden und dann ist auch dein Leben in Gefahr. Dieser Gedanke ist für mich unerträglich!“
Sie lächelte, „Du hast mich gerettet, Nathaniel, meinen Körper und mein Herz. Und ich kann es nicht zulassen, dass er dir etwas antut.“
„ Du willst mich verlassen, weil du dich um meine Sicherheit sorgst?“
Sie nickte.
Er strich ihr über die Wange und zog ihr Gesicht zu sich heran.
„ Emmaline“, flüsterte er, „Wenn ich dir verspreche, dass er mir nichts anhaben kann, wirst du dann bei mir bleiben?“
„ Natürlich, was denkst du nur? Ich liebe dich!“
Unbändige Freude erhellte sein Gesicht und entzündete die goldenen Funken in seinen Augen.
Er küsste sie sanft und vorsichtig, seine Lippen lagen auf den ihren wie ein Windhauch, dann flogen ihre Arme um seinen Hals und sie presste sich an ihn.
Sein Mund wanderte zu ihrem Hals, unter ihrer zarten Haut spürte er ihr Blut pochen. Er wusste, dass sie sich ebenso nach ihm sehnte, wie er sich nach ihr. Aber man hatte ihr so weh getan.
„ Bist du sicher?“ hörte sie seine Stimme an ihrem Ohr.
„ Ganz sicher“, war ihre Antwort und noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, hob er sie hoch und küsste sie erneut, nicht mehr zart, sondern voller
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