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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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nach und nach im Laufe der Zeit ergeben. Du bist noch eine sehr junge Jägerin. Natürlich gibt es viele Dinge, auf die du eine Antwort suchst.“
    „ Woher weiß ich zum Beispiel, wen ich töten soll? Ich will nicht noch einmal so einen schrecklichen Fehler machen, wie mit Ruth. Durch meine Hand soll kein Unschuldiger mehr sterben.“
    „ Keine Sorge, so etwas wird nicht mehr passieren. Du wirst genau wissen, wer dein Opfer ist, vertrau mir. Der Sünder zeigt sich nur seinem Jäger. Er unterscheidet sich von allen anderen Menschen dadurch, dass die Welt ihn bereits ausgestoßen hat. Die bunten Farben der Natur, Licht und Wärme haben ihn schon verlassen und für dich wird er aussehen, wie ein Schatten, in Schwarz, Weiß und Grau. Wenn Gott einen Sünder für dich bestimmt hat, wirst du ihm immer wieder begegnen, wo du auch hingehst – so lange, bis du deine Aufgabe erfüllt hast.“
    Als Emmaline daraufhin die Stirn runzelte, legte Georgianna ihr freundschaftlich einen Arm um die Schultern, „Warte ab, Em. In der Theorie klingt alles immer schrecklich kompliziert. Sobald wir fertig sind mit deinem Unterricht und du zur Praxis übergehen kannst, werden sich viele Fragen von selbst beantworten.“

    Kurz vor den Osterfeiertagen meinte Georgianna, „Es sieht so aus, als ob du alles beherrschst, was ich dich lehren konnte, kleine Schwester. Ab jetzt musst du das Erlernte selbst vertiefen und weiterführen.“
    Emmaline strahlte, „Bin ich so geworden, wie du mich haben wolltest?“
    „ Ja, das bist du. Und noch viel mehr. Die Kraft aus deinem alten Leben war sehr stark und deine neue Kraft findet dich schnell. Du kämpfst überlegt und emotionslos. Deshalb ist es heute an der Zeit zu prüfen, was du gelernt hast.“
    Sie öffnete die kleine Tür an der Seite des verspiegelten Trainingssaals und Emmaline folgte ihr hindurch auf die oberste Stufe eines kleinen, kreisrunden Raumes, dessen Mitte nach unten abfiel und der aussah wie das Operationstheater einer alten Universität.
    Auf den Rängen waren hölzerne Sitzbänke montiert.
    Beim hinabsteigen der Stufen sah Emmaline, dass die meisten Plätze besetzt waren. Sie erkannte Victor und viele der Gesichter, die sie während des Lauftrainings in den Gängen gesehen hatte. Neben Victor saß Nathaniel. Ein leichtes Beben seiner Nasenflügel verriet ihr seine Anspannung.
    Unten, im kleinen zentralen Ring wartete Adam.
    „ Brüder und Schwestern“, begann Georgianna mit lauter klarer Stimme, als sie neben ihm zum Stehen gekommen waren, „Ich bitte euch heute zu beurteilen, ob Emmaline reif ist für ihre Aufgabe als volles Mitglied unseres Volkes. Sie ist meine Schülerin. Alles was sie kann, habe ich sie gelehrt. Wenn sie euren Ansprüchen nicht gerecht wird, werde ich die Konsequenzen dafür tragen.“
    Emmaline schauerte. Nun war also der Tag gekommen, von dem sie ihr erzählt hatte.
    Sie würde vor all den anderen beweisen müssen, dass aus ihr eine Kriegerin geworden war. Und sie würde ihre Lehrerin nicht enttäuschen.
    Insgeheim hatte sie schon damit gerechnet, dass Adam ihr Gegner sein würde, sie hatte keine Angst vor ihm.
    „ Ihr werdet mit Messern kämpfen“, fuhr Georgianna fort, „so lange, bis einer von euch beiden eine tödliche Verletzung erlitten hat. Ihr werdet den Schmerz spüren, aber nicht den Tod. – wie immer“, schloss sie leise.
    Sie gab jedem von ihnen ein schlichtes Messer- schwarzer Holzgriff, schlanke, scharfe Klinge - und trat aus dem Kreis.
    Adam verbeugte sich leicht vor ihr, dabei das Schlangenmal auf seinem Handgelenk zeigend und sie tat es ihm gleich.
    „ Ich habe gehört, du bist gar nicht so schlecht“, meinte er mit einem spöttischen Lächeln.
    „ Das wirst du gleich selbst beurteilen können“, antwortete sie kühl.
    „ Bitte, gib dir Mühe, Emmaline, es ist immer außerordentlich ermüdend, wenn die weiblichen Novizen bereits nach ein paar Minuten geschlagen zu Boden sinken.“
    Georgiannas Stimme unterbrach ihn, „Beginnt!“
    Sofort gingen beide leicht in die Knie und umkreisten sich einige Male. Adams Hand mit dem Messer schnellte nach vorne, aber Emmaline wich mühelos aus.
    „ Erstaunlich. Sie scheint dir tatsächlich etwas beigebracht zu haben!“
    Emmaline wusste, dass er sie zu einer unüberlegten Reaktion verleiten wollte und blieb vollkommen ruhig. Während des folgenden Schlagabtausches versuchte sie, seinen Kampfstil zu analysieren. Er tat das Selbe.
    Sie sprangen vor und zurück, die Messer stießen ins

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