Das Mallorca Kartell (German Edition)
Martin drehte sein Glas in der Hand. »Gehst du damit zur Polizei?«
»Die scheint sich dafür nicht zu interessieren. Ich habe gestern Abend angerufen und nachgefragt, was sie wegen der Baumfällarbeiten unternommen hat.«
Cristina nahm einen kleinen Schluck und stellte das Glas geräuschvoll auf dem Glastisch ab. »Weißt du, was der Polizist mich gefragt hat?« Ohne Martins Antwort abzuwarten, sprach sie weiter. »Ob sich denn noch mal jemand auf dem Grundstück hat sehen lassen. Als ich das verneinte, meinte er lapidar, dann habe sich die Sache wohl erledigt. Dabei ging es doch auch um die Klärung der mehr als merkwürdigen Umschreibung. Schließlich sind in dem Haus auch noch Carmens persönliche Sachen. Doch auch das hat die Polizei nicht interessiert.« Christina stemmte sich von ihrem Stuhl und wanderte im Zimmer auf und ab. »Célia hat mich deswegen angerufen und erklärt, sie würde demnächst die Sachen aus Carmens Haus holen. Sie hat immerhin einen Ersatzschlüssel. Geheuer ist mir das Ganze allerdings nicht.«
»Und die Polizei will tatsächlich nichts unternehmen?« Martin starrte sie fassungslos an.
»Sieht nicht so aus. Gestern habe ich mir überlegt, einen Privatdetektiv zu engagieren. Ich weiß einfach nicht, wie ich sonst an Informationen über diese Firma kommen kann.«
»Das ist doch ganz einfach«, meinte Martin. «Ruf in dieser Firma an. Die können dir bestimmt Auskunft geben.«
»Als ob die mir etwas sagen würden! Ich habe auch schon daran gedacht, unseren Staranwalt Carlos anzurufen. Immerhin hat seine Kanzlei die Umschreibung vorgenommen.«
Nachdem sie es ausgesprochen hatte, wusste sie, was sie tun würde. Sie würde erst bei Propiedades Baleares anrufen und anschließend die erhaltenen Informationen mit denen des Notariats abgleichen. Dadurch käme sie sich nicht mehr so untätig vor. Sollte das nichts nützen, engagierte sie besser doch den Privatdetektiv, mit dem sie manchmal durch den GOB zu tun hatte. Er hatte bisher zuverlässig alle Anfragen schnell und gründlich recherchiert.
»Und du glaubst wirklich nicht, dass Anas Job etwas mit ihrem Tod zu tun hatte?«
Martin leerte sein Glas und sah betreten auf seine Schuhe. »Darüber hatte ich bisher noch nicht nachgedacht. Aber ich glaube nicht, dass Ana Zugang zu brisantem Material hatte. Das Einzige, was ich mir vorwerfe, ist, dass ich Ana gestern alleine ins Kino gelassen habe.«
Cristina sah zu, wie Martin auch dieses Glas mit einem Zug leerte. »Du solltest nicht so viel trinken.«
»Vielleicht kann ich dann wenigstens schlafen«, rechtfertigte sich Martin, wobei sein Blick starr auf die Flasche gerichtet blieb.
»Du kannst im Gästezimmer übernachten. Ich lege mich nun auch hin. Es ist zwar erst zehn Uhr, aber morgen wartet ein harter Tag auf mich. Sag Jesús, ich komme nur ins Büro, wenn es unbedingt notwendig ist, okay?«
Martin nickte, schnappte sich die Rumflasche und verschwand wortlos aus dem Zimmer.
***
Ángel nahm das Telefon zur Hand und bestellte Xisco zu sich. Wenige Augenblicke später trat Xisco ein und sah ihn fragend an.
»Hast du den Bericht geschrieben?«
»Wenn du den über Ana Llábras meinst, der ist vor heute Abend nicht fertig«, erklärte Xisco. »Die aus der Forensischen hängen wie immer hinterher. Weder an der Tür noch am Lenkrad oder sonst wo im Innenraum gab es brauchbare Spuren. Einige Fasern werden noch untersucht, wobei es schwierig sein wird, genau zu bestimmen, welche Fasern davon zu Kleidungsstücken des Opfers gehören. Es kann jederzeit auch ihr Freund am Steuer gesessen haben. Von dem gibt es übrigens auch jede Menge Abdrücke, aber das war nicht anders zu erwarten.« Xisco lehnte sich lässig an den Türrahmen. »Mit viel Glück finden sich Haare, da wäre die Zuordnung einfacher und man hätte gleich noch eine DNA. Denkst du wirklich, der Überfall auf die Kleine hat etwas mit den Ermittlungen gegen den ehrenwerten Bürgermeister zu tun?«
»Ja. Ich nehme an, es hat mit dem Andratxer Rathaus zu tun. Morde dieser Art sind auf Mallorca die Ausnahme. Sicher werden hin und wieder Frauen erstochen. Doch dabei handelt es sich meist um Beziehungsdramen. Raubüberfälle laufen anders ab. Wer riskiert schon lebenslange Haft für eine Handtasche?«
»Nur ein Trottel, und der hätte Fingerabdrücke hinterlassen. Es gab hier aber vor Jahren doch eine Überfallserie. Erinnerst du dich daran?«
»Du meinst die Immobiliensache?«
Xisco nickte zustimmend.
»Da war die
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