Das Mallorca Kartell (German Edition)
frage mich nur, wer dann hier für Ordnung sorgen soll. Der Bengel arbeitet nur an bestimmten Akten. Den komplizierten Rest lässt er liegen.«
Iñaki Valeras war gesprächiger, als Ángel gehofft hatte. Ein aufschlussreicher Punkt war, dass der Bürgermeister ein Familienmitglied im Katasteramt untergebracht hatte. »Kann ich mir nun die Akten ansehen?«
Dienstbeflissen sortierte Iñaki Valeras die Unterlagen auf Anas Schreibtisch, schaltete den Computer ein und fragte Ángel, ob er ebenfalls eine Tasse Kaffee wünsche. »Ich für meinen Teil habe eine Tasse Kaffee bitter nötig. Die arme Ana. Was ist eigentlich genau geschehen?«
Ángel berichtete kurz die Vorkommnisse der vergangenen Nacht und bedankte sich für die angebotene Tasse Kaffee. Während seines Berichts hatte er sich aufmerksam im Büro umgesehen und festgestellt, dass Iñaki Valeras das Büro verlassen musste, um Kaffee zu holen. Das gäbe ihm die Möglichkeit, einen kurzen Blick auf die Akte in Guillem Salinas Schreibtisch zu werfen.
Kaum war die Bürotür geschlossen, nahm er die Akte aus der Schublade und begann darin zu lesen. Es handelte sich um eine Grundstückssache in der Cala Llamp. Das Grundstück hatte soeben den Besitzer gewechselt und eine Baugenehmigung war erteilt worden. Die Umschreibung der Escritura war durch das Notariat von Carlos Súarez-Alonso vorgenommen worden. Er notierte sich die Grundstücksnummer, die Adresse des Vorbesitzers und auch den Namen der neuen Eigentümer. Es wäre interessant zu erfahren, wie die Kaufabwicklung durchgeführt worden war. Eilig klappte er den Aktendeckel zu und ließ die Unterlagen wieder im Schreibtisch verschwinden. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig zurück an Anas Platz, wo er hastig eine Akte aufschlug, als Iñaki Valeras mit zwei Kaffeebechern wieder durch die Bürotür trat und ihm einen der Becher reichte.
Er trank einen kleinen Schluck. »Können Sie mir etwas über Ana Llábras sagen? Wie war sie als Kollegin?«
Iñaki Valeras setzte sich auf eine Schreibtischkante und atmete tief durch. »Ana war ein liebes Mädchen. Immer fröhlich und hilfsbereit. Nicht so wie dieser Stinkstiefel Guillem, der einem nicht die Butter auf dem Brot gönnt. Wenn ich von meinem Wochenende erzählte, war Ana immer sehr interessiert und fand meine Segelausflüge toll. Guillem dagegen wurde vor Neid grün im Gesicht.«
Ángel überprüfte die Akten, an denen Ana gearbeitet hatte, entdeckte jedoch nichts Auffälliges. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Iñaki Valeras bestechlich war. Er war der Inbegriff eines zuverlässigen Beamten. Entweder hatte Ana Llábras Unregelmäßigkeiten sehr gründlich verheimlicht, oder aber es war Guillem Salinas, der die illegalen Genehmigungen für seinen Cousin verwaltete.
»Sind Sie nun fertig?«, fragte Iñaki Valeras schließlich. »Ich würde nun auch gerne nach Hause gehen.«
»Ja. Sollte Ihnen noch etwas einfallen«, er streckte ihm seine Visitenkarte entgegen und stand auf. »Egal, wie unwichtig es Ihnen auch erscheinen mag.«
Iñaki nickte nachdenklich und steckte die Karte ein. »Ich hoffe, Sie finden Anas Mörder. Sie war so ein nettes Mädchen.«
Ángel ging gedankenversunken den Gang entlang. Bevor er die Treppe erreicht hatte, hörte er Iñaki rufen. Er eilte zurück.
»Mir fiel gerade ein Telefonat ein. Ich weiß nicht, ob es etwas zu bedeuten hat, da Guillem immer in Rätseln spricht. Gestern kam ich aus einer Besprechung und wollte zurück in mein Büro. Leider habe ich nicht alles mitbekommen, doch weiß ich noch genau, wie Guillem sagte, Ana hätte Unterlagen zum Cap des Llamp eingesehen und Kopien gefertigt. Dann war noch von einer Zahlung die Rede. Ich wollte ihm nicht begegnen, da er mir den ganzen Tag über auf die Nerven gegangen war. Es kann durchaus sein, dass Guillem nur mit einem Notar gesprochen hat und das Gespräch harmloser war, als es sich anhörte. Ich hatte angenommen, dass ein Notar Kopien der Akten haben wollte, die er aber nicht erhalten hatte, und Guillem Ana die Schuld in die Schuhe schieben wollte, obwohl er es selbst vergessen hatte. Am Cap gab es in letzter Zeit einige Verkäufe.«
»Ich denke nicht, dass es wichtig war. Trotzdem vielen Dank.« Ángel würde noch genauer ermitteln, was es mit den Verkäufen am Cap des Llamp auf sich hatte. Doch das hatte keine Eile.
Im Eingangsbereich traf er Xisco, der gelangweilt an der Glasfront des Informationsschalters lehnte. »Was gibt´s Neues?«
»Nichts. Der
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