Das Mallorca Kartell (German Edition)
ermittle im Fall Ana Llábras.« Er beobachtete, wie sein Gegenüber hektisch eine Akte schloss und ihn unsicher musterte.
Der junge Mann wartete einige Sekunden ab, um sich zu sammeln. »Guillem Salinas. Um was geht es überhaupt?«
Auf Guillem Salinas` Gesicht erschienen rote Flecken, was Ángel bemerkte. Gerne hätte er einen Blick in die Akte geworfen, die der Beamte so schnell geschlossen hatte. Er hatte ihn offensichtlich bei etwas gestört. »Kam Ana Llábras heute zur Arbeit?« Er wusste die Antwort. Trotzdem wollte er die Reaktion abwarten, bevor er ihn über Anas Tod informieren wollte.
»Nein. Sie ist heute nicht erschienen. Sie hat sich meines Wissens auch nicht krankgemeldet. Was soll die Fragerei?«
Guillem Salinas schien nervös zu werden, denn er fuhr sich immer wieder durch sein dünnes Haar. Ángel fragte sich, warum ihn die harmlosen Fragen so durcheinanderbrachten. »Wo waren Sie gestern Nacht?«
»Ich will nun endlich wissen, worum es eigentlich geht!«, presste Guillem hervor.
»Ihre Kollegin wurde gestern Abend erstochen. Sie ist tot.« Ángel bemerkte, wie Guillems Gesicht eine wächserne Blässe annahm, wodurch die roten Flecken noch deutlicher hervortraten. Er sank tiefer in seinen Bürostuhl und starrte Ángel fassungslos an.
»Ana ist tot? Was ist geschehen?«, platzte Iñaki Valera herein. Ángel hatte sich so auf Guillem konzentriert, dass er ihn nicht hatte eintreten hören.
»Sie müssen Iñaki Valera sein«, stellte Ángel fest. »Wo waren Sie gestern Nacht?«
»Sie wollen doch nicht unterstellen, ich hätte etwas mit Anas Tod zu tun?«, ereiferte sich Iñaki Valera.
»Nein, natürlich nicht. Trotzdem muss ich Ihnen diese Frage stellen«, erklärte Ángel.
»Ich war den ganzen Abend mit meiner Familie zusammen und bin zeitig schlafen gegangen.«
»Ihre Aussagen muss ich nachprüfen. Allerdings nehme ich nicht an, dass es ein Problem geben wird. Ana Llábras wurde gestern Nacht gegen dreiundzwanzig Uhr in ihrem Wagen erstochen. Alles deutet auf einen Raubüberfall hin. Allerdings müssen wir alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Können Sie mir sagen, woran Ana zuletzt gearbeitet hat?« Ángel sah die einmalige Gelegenheit, das Katasteramt zu überprüfen.
»Sie glauben doch nicht allen Ernstes, ihre Arbeit hätte etwas damit zu tun?«, wandte Iñaki Valera ein.
»Eben das will ich herausfinden. Ich muss wissen, woran Ana Llábras gearbeitet hat.« Ángel fixierte den schweigsamen Guillem Salinas, der nervös auf seinem Stuhl herumrutschte. Mit einer harmlosen Handbewegung öffnete er eine Schreibtischschublade und ließ darin die Akte verschwinden, die er bei Ángels Erscheinen eilig geschlossen hatte. Genau diese Akte würde er gerne einsehen. Vielleicht ergab sich noch eine Möglichkeit dazu.
Iñaki Valeras Gesicht wirkte ehrlich betroffen. »Ich zeige Ihnen die Akten. Sie können auch gerne die elektronischen Daten einsehen. Allerdings muss ich um eine amtliche Verfügung bitten, da ich sonst Ärger bekomme.«
Ángel zog ein Dokument aus der Innentasche seines Anzugs und legte es vor. »Selbstverständlich.«
Iñaki Valeras nickte erleichtert. »Dann werde ich Ihnen die Unterlagen aus Anas Schreibtisch zeigen. Benötigen Sie auch das Passwort für ihren Computer?«
Guillem Salinas sprang förmlich aus seinem Stuhl hoch. »Es tut mir schrecklich leid, aber ich habe in wenigen Minuten einen Termin, zu dem ich ohnehin zu spät kommen werde. Haben Sie noch Fragen an mich?«
»Momentan nicht«, entgegnete Ángel, »sollten noch Fragen auftauchen, weiß ich, wo ich Sie finden kann. Allerdings haben Sie mir immer noch nicht gesagt, wo Sie in der fraglichen Zeit waren!« Der Bursche hatte etwas zu verbergen. Er wirkte nervös und wollte offensichtlich schnell aus dem Büro.
»Äh, ich war zu Hause. Ich wohne noch bei meinen Eltern. Sie können sie gerne fragen.« Worauf du dich verlassen kannst, dachte Ángel.
Keine zwei Minuten später hatte Guillem Salinas seinen Schreibtisch aufgeräumt, seine Tasche gepackt und sich verdrückt.
»Der hatte es ja mächtig eilig. Macht Ihr Kollege immer so pünktlich Feierabend?« Ángel versuchte, durch den sympathisch wirkenden Mann an weitere Informationen zu kommen.
»Allerdings. Wenn dieser Bengel nicht der Cousin des Bürgermeisters wäre, hätte er diesen Job sowieso nie bekommen. Eigentlich kann ihn hier keiner ausstehen. Er ist einfach nur unangenehm. Aber was soll man machen? Noch zwei Jahre und ich bin ihn los. Ich
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