Das Mallorca Kartell (German Edition)
wissen.
»Folge einfach der Hauptstraße durch Camp de Mar bis zur Abzweigung ans Cap, dann biegst du in die Straße Camí de la Cala Blanca ein. Dort gibt es nur fünf Häuser, weil seit Jahren nichts mehr gebaut werden darf. Ich stelle meinen Wagen vor dem Haus ab. Du kannst es nicht verfehlen.« Während Cristina den Weg erklärte, packte sie hektisch ihre Tasche und suchte ihre Autoschlüssel.
Sie raste durch die Stadt Richtung Westen und bretterte über die Vía Cintura Richtung Autobahn Andratx. Sie war froh, dass kaum Verkehr herrschte, und so erreichte sie die Autobahnauffahrt nach zehn Minuten. Nach weiteren zehn Minuten fuhr sie durch Camp de Mar, bog zum Cap ab und stoppte mit quietschenden Reifen vor Célias Haus. Sie fand Célia in ihrem Garten, der direkt an das Grundstück von Carmen grenzte. Ein halbes Dutzend Arbeiter machte sich gerade daran, eine Aleppokiefer zu fällen. Stamm und Äste eines alten Johannisbrotbaums lagen verstreut auf dem Rasen.
»Siehst du, was habe ich dir gesagt?« Célias Gesicht war vor Aufregung ganz rot.
»Gut, dass du angerufen hast. Ich gehe rüber und versuche sie so lange aufzuhalten, bis die Polizei eintrifft. Du bleibst hier.« Cristina überquerte mit schnellen Schritten das Grundstück und verlangte den Verantwortlichen zu sprechen.
»Der Besitzer ist nicht hier. Er hat uns nur den Auftrag gegeben, die gekennzeichneten Bäume abzuholzen. Er will freien Blick aufs Meer«, erklärte ein schmerbäuchiger Arbeiter.
»Ich werden Ihnen was erklären, und hören Sie mir genau zu. Was Sie hier machen, ist illegal! Es handelt sich um den Besitz einer kürzlich verstorbenen Dame, die Ihnen bestimmt keinen Auftrag gegeben hat. Sie befinden sich hier auf Privatbesitz, in den Sie widerrechtlich eingedrungen sind. Zudem handelt es sich hier um ein Naturschutzgebiet. Die Polizei ist unterwegs. Ich persönlich werde Sie anzeigen, wenn Sie zwischenzeitlich auch nur einen einzigen Ast anrühren. Ich bin Mitarbeiterin des GOB und weiß, wovon ich rede.«
Der Arbeiter zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. »Dann warten wir eben ab. Ich habe hier einen offiziellen Auftrag der Firma Propiedades Baleares S.A., die ganz offensichtlich im Besitz dieses Geländes ist. Sonst hätte man uns wohl kaum beauftragt.«
»Bald werde ich Ihnen das Gegenteil beweisen! Das Anwesen gehört der verstorbenen Carmen Gómez, die ein Testament hinterlassen hat, das noch nicht vollstreckt wurde. Daher sind die Besitzverhältnisse im Moment noch gar nicht geklärt.« Cristina war fassungslos, dass sich eine Firma als neuer Eigentümer ausgab. Da konnte etwas nicht stimmen.
Die Arbeiten wurden eingestellt. Der Holzfällertrupp versammelte sich um ihren Chef, der ihnen mitteilte, dass sie vorerst nicht weitermachen konnten. Die Polizei sollte das klären. Zufrieden ging Cristina zurück zu Célia, die in Begleitung von María und Gabriel auf sie wartete.
»S ie warten auf die Polizei. Bis die kommt, rühren sie keinen Baum an.« Sie nahm Célia beiseite. »Wieso sind die beiden denn hier?«
»Sie hatten keine Arbeit mehr, und ich dachte, ich könnte hier auch etwas Hilfe gebrauchen. Gabriel hat sich ausgezeichnet um Carmens Garten gekümmert, und mein Garten hat Pflege dringend nötig. Er ist zwar mehr ein kleiner Junge als ein erwachsener Mann, aber er liebt die Gartenarbeit und macht seine Sache sehr gut. Carmen hätte nicht gewollt, dass die beiden ohne Arbeit dastehen und am Ende noch abgeschoben werden. Gabriel sind die Arbeiten auf Carmens Grundstück aufgefallen. Er hat sich fürchterlich darüber aufgeregt, als die Fahrzeuge über den Rasen fuhren.«
Cristina hatte ihr in den vergangenen Jahren mehrmals vorgeschlagen, sich eine Haushälterin und jemanden für den Garten zu suchen. Célia war immer dagegen gewesen, weil sie nicht wollte, dass ständig jemand im Haus war. Offenbar hatte sie ihre Meinung geändert. »Es freut mich, dass du dir endlich helfen lassen willst.«
»María kocht hervorragend und das Haus blitzt. Es war die richtige Entscheidung. Wobei mir beinahe ein wenig langweilig ist, so ganz ohne Hausarbeit. Ich werde mir eine andere Beschäftigung suchen müssen.«
»Du könntest vielleicht zu malen anfangen.« Cristina lächelte. »Wo hast du sie untergebracht?«
Célia machte eine Kopfbewegung in Richtung des Anbaus, der seit Jahren leer stand. »Sie wohnen zusammen im Gästeapartment. Sie stören mich überhaupt nicht, eher im Gegenteil. Warum habe ich nicht schon
Weitere Kostenlose Bücher