Das Manoever
Französin ihren Zigarettenrauch durch das Gitter blies.
»Alles in Ordnung? Kommst du rein?«
»Schau um Himmels willen nicht her!«, verlangte James gereizt.
Um sie herum wimmelte es nur so von Demonstranten
und Polizisten, und es war sowieso schon ein Wunder, dass er überhaupt so weit gekommen war.
Mit der Stiefelspitze drückte er nun gegen den unteren Rand der einen Türhälfte und stemmte sie einen Spaltbreit auf  â doch es war zu wenig, um seine Finger hineinzustecken. Also setzte er die gezackte Klinge seines Taschenmessers in die Lücke und nutzte sie als Hebel. Tatsächlich gelang es ihm, einen Spalt zu schaffen, durch den er vier Finger einer Hand schieben konnte.
Die Tür drückte gegen seine Fingerspitzen, und er stöhnte vor Schmerz. Aber er hörte nicht auf, daran zu ziehen, bis sie sich so weit bewegt hatte, dass er auch die Finger der anderen Hand in den Spalt bekam. Doch sie gab erst nach, als er schlieÃlich sein ganzes Körpergewicht dagegen warf.
Die Hydraulikkolben, mit denen die Tür normalerweise betrieben wurden, zischten auf und die Tür öffnete sich  â aber Jamesâ² Triumphgefühl währte nur eine halbe Sekunde, bis seine Finger den Halt verloren und er mit einem lauten Scheppern rücklings auf das Bodengitter dahinter fiel.
Als James sich wieder aufrappelte, sah er, wie die Französin sich gerade unter dem AuÃengitter durchklemmte. Durch den Lärm waren auch andere Demonstranten auf sie aufmerksam geworden.
Der Mann im Elektroladen hatte die X-Box fallen lassen und sprang über die Theke, um den Alarmknopf zu drücken.
»Raus aus meinem Laden!«, rief er aufgebracht.
Dummerweise war gerade das Auslösen des Alarms das Schlimmste, was er tun konnte. Nachdem bereits ein paar Demonstranten der Französin durch das Gitter gefolgt waren, lenkten die Sirenen endgültig die Aufmerksamkeit aller auf das, was vor dem Laden geschah  â und die Demonstranten fühlten sich wieder gestärkt.
»Oggy, oggy, oggy!«, schrie jemand durch ein Megafon.
»SAG! SAG! SAG!«, rief die Menge zurück. Dann gingen plötzlich die anderen Gitter hoch, und um die Automatiktüren entstand ein wildes Gedränge.
James packte die Französin an ihrem dünnen Arm und lief mit ihr in den hinteren Teil des Ladens zur Feuertür.
»Da ist das Lagähr!«, rief sie, und vor Angst verstärkte sich ihr französischer Akzent.
Als James den Notausgang schon fast erreicht hatte, verstellte ihm der Geschäftsführer den Weg  â ein Fehler, angesichts Jamesâ² Trainingszustand. Mühelos packte er den untersetzten Mann an der Krawatte und stieà ihn seitlich in ein Regal mit Batterieladegeräten und Adaptern.
»Lass mich in Ruhe, oder du bist krankenhausreif«, warnte James ihn und folgte schnell dem Notausgangsschild über der Feuertür  â gefolgt von über fünfzig Demonstranten, die inzwischen in den Laden eingedrungen waren. Die meisten wollten einfach nur
so schnell wie möglich fliehen, aber für ein paar von ihnen war die Versuchung zu groÃ.
Dutzende von Laptops, DVD-Playern und anderen Geräten wurden aus ihren Halterungen gerissen, was weiteren Alarm auslöste. Doch das schreckte die Randalierer nicht davon ab, so viele Kameras und iPods wie möglich in die Ladeneinkaufstüten zu stopfen.
DrauÃen waren mittlerweile Polizisten angerannt gekommen, um den Eingang zu versperren. Doch das konnte die Menge nur zum Teil einschüchtern. Ein anderer Teil fühlte sich erst recht bestärkt, denn nachdem die Polizisten ihre zu anfangs beeindruckende Schlagstocktrommelwirbel-Formation aufgegeben hatten, war ihre Unterzahl mit einem Mal offensichtlich.
Bevor es sechs Beamten schlieÃlich gelang, den Laden mit ihren Schilden abzuschirmen, waren schon etwa siebzig Demonstranten eingedrungen  â und keiner der Polizisten legte gesteigerten Wert darauf, dem durchgedrehten Mob zu folgen. Andere Aktivisten durchbrachen jetzt die Polizeireihen in Richtung Savoy-Hotel oder überrannten die Blockaden der SeitenstraÃen, die zur Themse führten.
Das Chaos griff erneut um sich und die Polizisten machten die Sache nicht gerade besser, indem sie ihre Schlagstöcke einsetzten und willkürlich jeden verhafteten, den sie erwischen konnten.
Währenddessen hatten es James und die Französin durch die
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