Das Manoever
Jugendlichen, die auch die Unruhen in Birmingham vor siebzehn Monaten ausgelöst hatten.
»Oggy, oggy, oggy!«, schrie Bradford.
»SAG, SAG, SAG!«, rief die Menge zurück.
Als James am Strand rechts abbog, waren noch weitere fünfzig Leute zu ihnen gestoÃen. Von der anderen StraÃenseite erklang ein dumpfes Trommeln. Der kahl rasierte Trommler führte eine Gruppe von Demonstranten aus einer SeitenstraÃe vom Themseufer her zu ihnen.
Dem Cop neben James lief Spucke über den Rücken. Er hatte den Schlagstock gezogen, doch die Polizisten wagten es nicht, einzugreifen und zuzuschlagen. Sie waren definitiv unterlegen.
»Wir haben euer Megafon!«, ertönte es plötzlich laut. »Wir haben euer Megafon! Lah la la lah la!«
Alle lachten, als sich der Trommler mit seinen Leuten quer durch den Verkehr schlängelte und sich an die Spitze des Zuges setzte. Doch schon der nächste Schlachtruf klang bösartiger.
»Wir stechen alle Cops ab! Wir stechen alle Cops ab! Lah la la lah la!«
Ein Aufbrüllen war zu hören und James bemerkte, dass die Polizisten ihre Taktik änderten und sich hinter die Protestgruppe fallen lieÃen. Aus den umliegenden StraÃen erschallten Sirenen, während sich der Marsch mit einer Vielzahl weiterer SAG-Sympathisanten vereinigte, die mit einem Mal aus einem Gelenkbus auftauchten.
Die Menge schwoll immer mehr an, breitete sich auf der StraÃe aus und mischte sich in den nur noch dahin kriechenden Verkehr. Hupen wurden laut. Einem ungeduldigen Autofahrer wurde der AuÃenspiegel abgerissen und das Seitenfenster eingetreten.
James beobachtete durch eine Lücke zwischen den Bussen, wie sich von der Themse her weitere Demonstranten näherten, während sich die Spitze des Zuges in Richtung Trafalgar Square bewegte.
Mittlerweile hatte er Chris Bradford und alle anderen SAG-Mitglieder, die er nach sechs Wochen Undercover-Einsatz kannte, aus den Augen verloren. Orientierungslos blickte er um sich; er war von einem
Haufen aggressiver Jungen umringt, die nicht viel älter sein konnten als er selbst. Sie brüllten, grölten und stieÃen sich gegenseitig an. Der BBC-Kameramann balancierte gefährlich wackelnd auf einem Betonpoller und versuchte, die grölende Menge von oben zu filmen.
»Ich hab dir doch gesagt, es lohnt sich«, grinste der Typ neben James und nahm einen Schluck aus seiner Bierdose. Etwas weiter weg zersplitterte Glas.
»Verdammt!«, lachte sein Kumpel. »Das war was GroÃes! Da hat sich wohl jemand einen Laden vorgenommen!«
Sein Freund nickte.
»Es geht los!«, rief es von irgendwo her, bevor ein weiterer »SAG! SAG! SAG!«-Chor durch die Menge gellte.
Keine fünf Meter von James entfernt schleuderten zwei Gothic-Girls  â die eigentlich so aussahen, als hätten sie mit Gewalt nichts am Hut  â den Metalleinsatz eines Mülleimers durch die Fensterscheibe einer Sandwichbar. Die Menge klatschte und johlte. »Nieder mit den Sandwiches!«, tönte es durch das gestohlene Megafon.
Die Aktion der beiden Mädchen stachelte wiederum ein paar Jungen an, selbst aktiv zu werden. Innerhalb weniger Sekunden gingen vier weitere Schaufenster zu Bruch und ein Mann in teurem Anzug wurde aus einem Taxi gezerrt, geohrfeigt und um seine Brieftasche und seine Rolex erleichtert.
Durch die Menschenmassen konnte James nicht viel erkennen, aber er hörte Hunderte von triumphierenden Stimmen und das Knirschen von Glas unter seinen Stiefeln.
Es ging los, und zwar gewaltig.
2
»Hört verdammt noch mal auf zu labern und haltet die Klappe!«, schrie die dreizehnjährige Lauren Adams und hielt sich die Ohren zu.
Das Bett in ihrem Zimmer auf dem CHERUB-Campus war auf die Seite gekippt, um auf dem Teppich mehr Platz für die Karten und Tabellen zu haben, um die Lauren mit sechs anderen Agenten herum saÃ: ihrem Freund Rat, ihrer besten Freundin Bethany, deren elfjährigem Bruder Jake, Rats bestem Freund Andy Lagan und zwei anderen Elfjährigen, die sie nur als Ronan Walsh und Kevin Sumner kannte.
»Wenn wir ausgewählt werden wollen, um nächsten Monat nach Las Vegas zu fahren, müssen wir jetzt unseren Plan fertig kriegen und diesen Sicherheitstest durchziehen«, fuhr Lauren bestimmt fort. »Das ATCC ist eine neue Einrichtung mit modernsten Sicherheitsstandards. Wir müssen ins Herz des Gebäudes vordringen und im Kontrollraum so viel
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