Das Manoever
»Davon findet man zwar in Bagdad oder Mogadischu Mitte nicht ganz so viele, aber diese Generäle kommen eben nicht ohne ihre achtzehn Löcher aus.«
James spürte Kazakovs Spott und lachte. »Sie sind kein groÃer Fan der Amerikaner, was?«
»Ignorante Idioten!«, zischte Kazakov verächtlich.
»Sie haben die Taliban ausgebildet, die meinen Bruder umgebracht haben, und sie haben ihnen die Geschosse geliefert, von denen eines den Hubschrauber getroffen hat. Ich und der Copilot, wir sind davongekommen. Sechzehn andere, einschlieÃlich meiner ganzen Einheit, sind gegrillt worden.«
»Ich dachte, die Taliban, das sind diese Bärtigen, gegen die die Amerikaner kämpfen?«, wunderte sich James.
»Ja, heute schon«, nickte Kazakov. »Aber in den achtziger Jahren hat die CIA die Taliban ausgebildet und sie mit Waffen im Kampf gegen die Sowjetunion versorgt. Genauso war es mit Saddam Hussein. Die Amerikaner haben ihm die Waffen geliefert, um im Iran einzufallen. Und mithilfe amerikanischer Technologie sind auch jene chemischen Waffen entwickelt worden, mit denen im Irak die Kurden vergast wurden.«
James lächelte unsicher. »Politiker sind manchmal wie Fünfjährige. Einmal sind sie die besten Freunde und gleich darauf wälzen sie sich im Dreck, treten, beiÃen und schlagen aufeinander ein.«
»Guter Vergleich«, fand Kazakov. »Ich habe da so eine Strategie: zehn CHERUB-Agenten, dreiÃig Offiziere der Spezialeinheiten und mehrere Hundert Sympathisanten unter der Zivilbevölkerung. Innerhalb von achtundvierzig Stunden werde ich diese amerikanischen Generäle auf die Knie zwingen und sie betteln lassen, sich ergeben zu dürfen.«
Die Heftigkeit in Kazakovs Worten überraschte James.
»Aber es ist doch nur eine Ãbung«, gab er zu bedenken. »Und die Amerikaner sind unsere Verbündeten.«
»Vergiss es.« Kazakov schlug mit der Faust auf den Küchentisch. »Ich werde es den eingebildeten Yankees mit ihren Kriegsspielen und ihren Militärakademien schon zeigen, wie es ist, in die Gosse zu steigen und eine ordentliche StraÃenschlacht zu führen!«
James wunderte sich ein wenig. Das, was Kazakov erzählte, hörte sich nicht gerade nach Ferien in Las Vegas und einem anschlieÃenden leichten Training an, wie Lauren es ihm verkauft hatte.
»Und wann geht es los?«, wollte er wissen.
»An Neujahr«, erklärte Kazakov. »Ich schicke euch im Laufe des Tages noch einen Plan.«
»Na dann.« Mit einem Blick auf die Uhr zog sich James zur Tür zurück. »Ich treffe mich im Speisesaal mit den Jungs zum Frühstück. Ich wünsche Ihnen Frohe Weihnachten und ich schätze, wir sehen uns dann zum Weihnachtsessen unten.«
»Vielleicht«, entgegnete Kazakov düster. »Aber Weihnachten ist nicht so mein Ding und ich muss noch viel vorbereiten.«
19
James gähnte, als sie zehn Kilometer vom Campus entfernt das Tor des militärischen Flugplatzes passierten. Er war bis halb drei Uhr wach geblieben, um das neue Jahr zu begrüÃen, und dann früh wieder aufgestanden, um noch etwas Wäsche zu waschen, damit er für die zweiwöchige Reise auch genügend Kleidung mitnehmen konnte.
Die hydraulische Tür des mit sechsundzwanzig Sitzplätzen ausgestatteten Busses ging zischend auf und ein Sicherheitsbeamter der Royal-Air-Force stieg ein. »Die Reisepässe bitte!«, verlangte er.
Alle hielten ihre Pässe bereit, sowohl die CHERUB-Mitarbeiter Mac, Meryl und Kazakov als auch die Agenten James, Lauren, Rat, Kevin, Jake, Bruce, Andy, Kerry und Gabrielle  â nur Bethany kramte panisch in ihrem Rucksack herum, bis sie ihren Pass schlieÃlich in einer versteckten Seitentasche fand.
»Ich habe die Ausfuhrgenehmigung für Waffen, Sprengstoff und Drogen«, erklärte Mac und deutete auf einen Stapel Papiere.
»Wir haben Sie hier schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen«, entgegnete der Offizier, sah sich die Papiere einzeln an und stempelte sie nacheinander ab, was ein wenig umständlich war, da er sie nur auf einer federnden Schaumstoff-Kopfstütze ablegen konnte.
»Tja«, lächelte Mac. »Ich bin sozusagen in Halb-Pension gegangen.«
»Alles fertig«, sagte der Offizier, gab Mac die Papiere zurück und wandte sich dann an Trainer Pike. Pike nahm zwar nicht an der Ãbung teil, hatte sich aber als Bus-Chauffeur
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