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Das Manoever

Das Manoever

Titel: Das Manoever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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Matrosenanzug.
    Â»War das Ihre Frau?«, wollte James wissen. »Sie ist absolut umwerfend!«
    Kazakov runzelte die Stirn und drehte dann das Bild um, sodass James es nicht mehr ansehen konnte.
    Â»Die Ehe ist eine schwierige Angelegenheit für einen Soldaten«, sagte er traurig. »Sie hat wieder geheiratet, meine Eltern sind tot und mein Bruder ist auch tot. Mein Sohn ist vierundzwanzig und lebt wohl noch, soweit ich weiß. Aber ich habe keine Ahnung, wo er ist oder wie er aussieht.«

    Kazakov grollte leise vor sich hin und James suchte nach passenden Worten.
    Â»Du bist ein guter Mann, James«, stellte Kazakov unvermittelt fest. »Wenn du willst, kannst du mitkommen nach Amerika.«
    James grinste. »Wie kommen Sie darauf, dass ich Sie danach fragen wollte?«
    Â»Ein junger Mann ist fast wie eine Katze«, klärte ihn Kazakov mit leichtem Bedauern auf, »er will Essen, Sex und Spaß. Das Essen unten in der Kantine ist besser als das, was ich hier mache, und ich hoffe doch sehr, dass du nicht wegen Sex zu mir gekommen bist. Und der einzige Spaß, den ich dir bieten kann, ist ein Platz in meinem roten Team. Habe ich recht?«
    Â»Natürlich haben Sie recht«, lachte James.
    Â»Mit deinen blonden Haaren und den blauen Augen erinnerst du mich tatsächlich ein wenig an meinen Bruder«, sagte Kazakov milde. »Willst du mal sehen, wohin es geht?«
    Eigentlich wollte James so schnell wie möglich zu seinen Freunden zurück, doch es konnte ja nichts schaden, sich bei dem Trainer beliebt zu machen.
    Â»Das hier ist das Gelände«, erklärte Kazakov und führte James zu einem Küchentisch voller Notizen, Haftzetteln, Papieren und einer riesigen Collage aus Satellitenbildern, die auf einem Farbtintenstrahl-Drucker ausgedruckt und mit Tesafilm zusammengeklebt worden waren.
    James staunte nicht schlecht. Schon das SAS-Trainingsgelände,
das ein paar Kilometer vom Campus entfernt lag, hatte ihn beeindruckt. Aber im Vergleich zu Kazakovs meterlanger Karte von Fort Reagan hätte eine Abbildung davon wie ein Postkärtchen gewirkt.
    Â»Ãœber tausend Quadratkilometer Nevadawüste«, präsentierte Kazakov ihm.
    James betrachtete die Umrisse von Dutzenden von Wohnblöcken und von über tausend anderen Wohnhäusern, Einkaufsstraßen und Plätzen, umringt von goldener Wüste. Einiges davon war in breiten Alleen angelegt wie in amerikanischen Vororten, während andere Bereiche aus engen Fußgängergassen und nahöstlich anmutenden Gebäuden bestanden, die um Innenhöfe herumgebaut waren, oder aus aneinandergereihten Hütten wie in den Armenvierteln einer Dritte-Welt-Stadt.
    In der hintersten Ecke von Fort Reagan lag eine Militärbaracke mit Dutzenden von Zelten und einigen Gebäuden, einem Flugplatz und einem großen Parkplatz, auf dem man die grünen Fahrzeugumrisse von Hummer bis zu Abrams Kampfpanzer ausmachen konnte.
    Außerdem entdeckte James noch Baufahrzeuge und eine Menge frisch gepflanzter Bäume.
    Â»Scheint ganz neu zu sein«, bemerkte er.
    Kazakov nickte.
    Â»Ist letztes Jahr eingeweiht worden. Es hat sechs Komma drei Milliarden Dollar gekostet und ist das größte Militärübungsgelände der Welt, in dem die
amerikanischen Soldaten einen Vorgeschmack auf das bekommen sollen, was sie im Straßenkampf erwarten könnte. An jeder Übung nehmen bis zu zweitausend Soldaten und zehntausend Zivilisten teil  – hauptsächlich Collegestudenten und Arbeitslose, die mit Bussen dorthin gekarrt werden und acht Dollar pro Tag bekommen. So ein Manöver dauert zwischen zehn Tagen und drei Wochen und seine Inszenierung kostet mindestens hundert Millionen Dollar.«
    Â»Und wir sollen die Bösen spielen.«
    Â»Genau«, lächelte Kazakov. »Es gab bereits einige solcher Manöver mit Teams von amerikanischen Soldaten und Spezialeinheiten in der Rolle der Aufständischen. Aber was sie tatsächlich brauchen, ist jemand von außerhalb des amerikanischen Militärs, der ihre Standardtechniken herausfordert. Die Briten schicken zum ersten Mal ein paar Truppen hin, um in Fort Reagan mit den Amerikanern zu trainieren, und als die Frage aufkam, wer das rote Team anführen sollte, wurde mein Name in die Runde geworfen.«
    Â»Ist das da etwa ein Golfplatz?«, stieß James hervor und tippte auf die grünste Stelle der Satellitenkarte.
    Â»Ganz genau«, grinste Kazakov.

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