Das Manoever
Armaturen fehlten. Doch dann begriff er, dass die Dusche nur funktionierte, wenn man den Duschkopf nahm und auf einen Hebel drückte.
Als er zwei Minuten später wieder herauskam, warf ihm der nackte und stark tätowierte Sarge ein Handtuch zu und ging dann selbst hinein. Die Uniform, die James nun anzog, gehörte zwar auch wieder jemand anderem, aber zumindest waren das grüne T-Shirt und die sandfarbenen Hosen frisch gewaschen. Die einzigen vernünftigen Stiefel, die er fand, waren ihm zwei Nummern zu groÃ, aber er konnte sich mit zwei Paar sauberen Socken behelfen. Bevor er in die Stiefel schlüpfte, sprühte er sie noch mit einem Deodorant aus.
»Was hast du gesehen?«, fragte eine Frauenstimme.
James drehte sich um und zog die Augenbrauen hoch, als er die Soldatin vom Haupttor in Begleitung eines Offiziers entdeckte. Sie waren zwei Abteilungen weiter und sprachen mit dem Soldaten, der mit seinem gebrochenen Fuà auf dem Bett lag. James hechtete in die Ecke zur Dusche.
»Gesellschaft!«, stieà er nervös hervor.
»Na und?«
»Sie suchen uns! Da ist die Frau vom Tor!«
»Im Ernst?« Jetzt erschrak auch der Sarge, schoss
aus der Duschkabine und griff nach dem feuchten Handtuch, das James über ein Bettende gehängt hatte.
James drehte sich noch einmal um und sah die Frau auf sie zukommen.
»Verschwinde«, befahl der Sarge und hüpfte in eine Hose. »Ich komme dann nach.«
Doch gerade als James mit seinem Rucksack über den Mittelgang lief, gab es einen scharfen Knall und eine rosa Explosion und er tauchte zwischen zwei Betten unter.
Der nur mit Hosen bekleidete Sarge schnappte sich sein Gewehr und feuerte schnell hintereinander zwei wohlgezielte Schüsse ab. Während der Sarge ihm Deckung gab, glitt James über den Vinylboden in die nächste Abteilung, doch nur zwanzig Meter weiter kamen drei Soldaten durch die Zeltklappe herein.
Die Gemeinschaftsbereiche hatten Ausgänge mit ReiÃverschlüssen und einige davon standen offen, um frische Luft hereinzulassen. Doch James war klar, dass er diese nicht vor den Soldaten erreichen würde. Seine einzige Chance war ein Schlitz in der Zeltleinwand, durch den eine tragbare Klimaanlage ragte.
»Die kenne ich doch!«, entfuhr es dem Sarge, der in beide Richtungen feuerte, während James auf ein Bett sprang. »Diese Frau vom Tor: Die war auf einer NATO-Konferenz der Spezialeinheiten letztes Jahr auf Malta. Sie muss bereits Verdacht geschöpft haben, als wir an ihr vorbei sind.«
James schlug mit aller Kraft auf die Klimaanlage. Das Bett rutschte zurück und die Zeltleinwand wölbte sich, und was noch besser war: Die Klimaanlage löste sich aus ihren Halterungen in der Zeltwand. James spannte den Stoff mit einer Hand und hämmerte immer weiter auf die Klimaanlage ein.
Nach einem Dutzend schmerzhafter Schläge brach die Klimaanlage endlich ganz ab und schlug drauÃen laut scheppernd auf den Sand auf.
»Super«, lächelte der Sarge, der die herannahenden Soldaten mit weiteren Schüssen in Schach hielt.
James warf seinen Rucksack durch den Schlitz und zog sich vom Bett hoch. Er steckte den Kopf hindurch, aber bei den Schultern wurde es so eng, dass der Sarge das Feuer vorübergehend einstellen musste, um ihn hindurchzuschieben. Die äuÃere Beschichtung der Zeltleinwand wirkte wie eine Rutsche, und James landete hart im Sand. Seine Hände schmerzten.
»Nimm beide Rucksäcke!«, schrie der Sarge und warf seinen durch den Schlitz hinterher.
James war leicht desorientiert und erkannte erst nach ein paar Sekunden, dass der Sarge nicht mit ihm kommen würde: Wenn er mit seinem jugendlichen Körper schon einen Schubs brauchte, um durch den Zeltschlitz zu kommen, dann bestand für den Sarge nicht die leiseste Hoffnung, es zu schaffen.
»Ich bin tot!«, schrie der Sarge, als die SchieÃerei im Zelt endlich aufhörte. »Benutz die Rauchbomben und verschwinde von hier!«
James hoffte, sich ein paar Sekunden Zeit zu verschaffen, indem er eine Rauchgranate aus seinem Rucksack holte, den Stift abzog und sie durch den Zeltschlitz warf. Dann begann er zu rennen. Während der Grundausbildung wurde den Cherubs eingebläut, sich immer an die Taktik zu halten, aber jetzt bemerkte James, dass er sich zu sehr auf die Organisation von Kazakov und Sarge verlassen hatte. Denn jetzt war er auf sich allein gestellt.
Die Chancen standen
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