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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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die gleichen Kabelhalterungen und die nutzlosen, an einigen Stellen bereits verrottenden Kabelstränge. In der linken Wand waren kaum sichtbare Aushöhlungen zu erahnen.
    Denis hat sich getäuscht, sagte sich Sergej. Natürlich hat er sich getäuscht. Er ist doch mit seinen zehn Jahren noch ein Junge, ein erschrockener kleiner Junge. Hier ist alles in Ordnung; wir werden durch diesen Tunnel genau so hindurchmarschieren wie durch den ersten.
    »Sieh mal«, sagte Max und leuchtete mit seiner Taschenlampe.
    Hoch oben in der Wölbung stand mit großen weißen Buchstaben geschrieben:
    ACHTUNG GEFÄHRLICHER ABSCHNITT
    »Papa …«, sagte Denis und fing an zu zittern.
    »Keine Sorge, mein Sohn, es ist alles in Ordnung, alles wird gut …«
    Sergej machte sich seine Gedanken.
    Er legte die linke Hand auf die Schulter seines Sohnes, die rechte hielt die Taschenlampe, mit der er Wände und Decke ableuchtete. Es gab keine anderen Aufschriften.
    Vor ihnen war alles ruhig. Leblos.
    Im Augenblick machte ihm Max die größeren Sorgen. Mit einem Mal war die Maske gefallen, und darunter hatte er
den Mordgesellen, den Menschenfresser erblickt. Ein Freund? Bis zu einem bestimmten Punkt …
    Natürlich, Sergej hatte ihn mit seinen Fragen genervt, sich eingemischt, mal mit, mal ohne Grund … Der Hahn auf dem Dach hatte sich im Wind gedreht. Die Verhältnisse hatten sich verändert. Sergej war sich sicher: Sobald er Max einen ernsthaften Anlass bot, würde dieser seine Drohung wahrmachen und ihn ausschalten.
    »Schneller«, rief Max ihnen besorgt zu. »Vielleicht schaffen wir es noch bis zur Station.«
    Sie beschleunigten ihren Schritt. Aber vielleicht schaffen wir es nicht, dachte Sergej.
    Ach Gott … Wovor soll ich denn noch Angst haben? Was habe ich denn zu verlieren? Wovor soll ein lebender Leichnam davonlaufen? Ich würde mich auch mit leeren Händen in eine Schießscharte stellen! Wer keine Zukunft hat, hat nichts zu befürchten. Und vor dir, du Held, habe ich auch keine Angst, dachte Sergej fast laut mit einem Blick auf Max.
    Seine Frage war ganz und gar nicht müßig. Denn Max wollte weder ihn noch Denis retten. Max zog sein eigenes Programm durch, verfolgte seine eigenen Pläne. Irgendwer hatte eine Feder in ihm aufgezogen, und nun pflügte er sich vorwärts, nichts konnte ihn aufhalten, weder Schneesturm noch Ungeheuer noch Menschen, die er von Ungeheuern nicht zu unterscheiden wusste – immer auf sein Ziel zu. Und solange er das nicht erreicht hatte, ließ der Antrieb nicht nach.
    Dir geht es doch nur um deine Angelegenheiten, Max … Du benutzt mich doch nur?
    Nein, er hatte genug von dieser Heimlichtuerei.
    »Max, wer war die Frau an der Perowo ?«, fragte Sergej.
    »Lass mich in Ruhe …« Max knurrte, ohne den Kopf zu wenden.
    »Nein«, sagte Sergej ruhig. »Ich will eine Antwort. Ich spioniere nicht und schnüffele auch nicht rum. Ich frage dich ganz direkt. Und du antwortest mir ganz direkt. Ich will wissen, was du für ein Mensch bist …«
    Sergej packte die Leidenschaft. Er spürte jetzt ganz deutlich die Gefahr, die sie umgab, die sich rundherum um sie erhob, aber er musste eine Antwort haben. Augenblicklich, sofort.
    »Warum hat Stepanow vor dir solche Angst? Besser gesagt, warum nimmt er sich vor dir in Acht? Warum wurden wir an der Nowogirejewo so gut aufgenommen? Nur weil wir Waffen und Anzüge als Zahlungsmittel anzubieten hatten? Zum Teufel mit den Anzügen. Warum haben sie mich alle so angeglotzt? Was haben sie verheimlicht? Max, ich muss es wissen …«
    »Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß«, murmelte Max.
    »Woher kennst du Michejew? Warum hast du uns von der Perowo weggelotst? Ich wollte nicht gehen, und Denis auch nicht! Du hast es nicht meinetwegen getan. Sondern deinetwegen!«
    Sergej hatte die Stimme erhoben, dabei lief er schnell, rannte fast und zerrte seinen Sohn hinter sich her. Aber er konnte nicht mit Max mithalten, der mit großen Schritten konzentriert und mit dem schussbereiten Gewehr in der Hand vorauslief und die Wände mit der Taschenlampe ableuchtete.
    »Du hast uns angelogen, oder? Du weißt etwas, etwas äußerst Wichtiges!«
    »Papa!« Denis kreischte plötzlich vor Angst auf, riss sich von seinem Vater los und prallte vor Schreck zurück.
    »Denis, komm zu mir! Max, du musst …«
    »Halt den Mund«, entgegnete Max und erstarrte selbst auf der Stelle. »Hörst du das?«
    Sergej und Denis lauschten ebenfalls. Der Junge winselte leise auf.
    »Ich höre nichts«, sagte

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