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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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zurückgelegt, schwere Prüfungen bestanden, gemeinsam Denis gerettet … Aber noch immer konnte er diesen Mann nicht richtig einschätzen. Wer war er? Woher war er gekommen? Wer war er vor der Katastrophe und in den ersten Jahren danach gewesen? Bei all seiner Redseligkeit – sobald das Gespräch auf seine Vergangenheit kam, verschloss er sich und wurde schweigsam. Warum? Mit welchem Ziel war er damals in ihre Stadt gekommen? Möglicherweise war er wirklich nur zufällig in der Kolonie gelandet, weil ihn Jedis Karawane halbtot dorthin gebracht hatte? Aber wen oder was hatte er in der Stadt gesucht? Warum hatte er seine Mission aufgegeben und war mit ihnen nach Moskau gezogen? Nur weil er Mitleid mit ihm und Denis hatte? Aus Dankbarkeit für Polina, die ihn so liebevoll gesundgepflegt hatte? Unsinn, Max war ganz sicher kein Altruist! Er war ein Raubtier, und nur an den von Menschen bewohnten Stationen legte er die Maske des
guten, verlässlichen Kumpels an. Sergej glaubte nicht daran, dass Max sich nicht mehr an seinen Auftrag erinnern konnte, weil das Gift der Hummeln sein Gedächtnis angegriffen hatte. Vielleicht war das anfangs so gewesen, aber sein Erinnerungsvermögen musste längst zurückgekehrt sein. Und als Sergej ihm mit Fragen zugesetzt hatte, hatte Max eindeutig gelogen, und das nicht besonders schlüssig, was ihm selbst klargeworden sein musste. Dennoch blieb er bei seiner fadenscheinigen Version. Was für eine dämliche Dickköpfigkeit!
    Sergej konnte nicht anders, als sich zu fragen: War Max ein Freund oder ein Feind? Seine Zunge weigerte sich, einen Menschen als Feind zu bezeichnen, der ihnen so oft das Leben gerettet hatte. Aber warum sagte Max nicht die ganze Wahrheit? Was verbarg er?
    Die Tunnelringe zogen an ihnen vorbei. Es war still bis auf das Geräusch ihrer Schritte …
    Vor ihnen tauchte ein Licht auf. Die Station Perowo .
    »Na wunderbar«, sagte Max erleichtert. »Den ersten Abschnitt haben wir hinter uns. Hoffentlich geht es immer so schön weiter. Dies ist wirklich eine friedliche Linie …«
    »Hast du das etwa nicht gewusst?«, fragte Sergej augenblicklich, denn er konnte seinen Verdacht einfach nicht abschütteln. »Du hast doch jahrelang an der Schosse Entusiastow gewohnt! Oder war das eine Lüge? Du lügst die ganze Zeit … Bist du denn nicht zwischen den Tunneln hin und her gezogen? Auf welchen Linien warst du denn noch?«
    »Weshalb fragst du?« Max’ Stimme klang trocken. »Es ist besser, mein Freund, wenn du darüber nichts weißt. Gutes
gibt es da nicht viel. Wir können uns später darüber unterhalten. Weißt du noch, welche Aufgabe wir uns gestellt haben? Denk lieber daran.«
    Ich werde es herausfinden, schwor sich Sergej. Auf jeden Fall … Er wird mir alle Fragen beantworten. Er soll bloß nicht denken, dass er mich so leicht loswird.
    Von der Absperrung schlug ihnen grelles Scheinwerferlicht entgegen. Max rief den Wachen zu, dass sie Transit-Dokumente bei sich hätten, und hielt diese für alle Fälle in die Höhe. Das Gewehr hatte er auf den Rücken geschoben und die zweite Hand ebenfalls erhoben.
    Man ließ sie bis zur Absperrung vor, wo ihre Papiere genauestens überprüft wurden. Der Ranghöchste unter den Wachleuten – Sergej hielt ihn für den Zwillingsbruder des stämmigen, schnurrbärtigen Wachmanns von der Nowogirejewo – musterte sie alle drei eingehend. Sein Blick blieb an Max hängen.
    »Woher kenne ich dich?«, fragte er mit misstrauischer Miene.
    Max lachte nervös und entgegnete: »Wir sehen doch hier alle gleich aus.«
    Sie beschlossen, an der Perowo Rast zu machen. Mit dieser Station erging es Sergej genauso wie mit der Nowogirejewo : Einerseits erkannte er sie wieder, andererseits war sie völlig verändert. Aufgrund der fehlenden Säulen wirkte sie weitläufiger, aber von der Reinlichkeit und dem Glanz, die sie in seiner Erinnerung ausgestrahlt hatte, war nichts mehr übrig. Mit dem Licht schien man hier äußerst sparsam umzugehen, denn die Station war nur spärlich beleuchtet. Außerdem wurde jeder Quadratmeter Fläche genutzt: Die
Produktionszelte befanden sich Wand an Wand mit den Wohnzelten. Dies hier war, wie Sergej bald begriff, gewissermaßen das Industriegebiet der Linie. Hier arbeitete eine große Anzahl von Menschen, von denen viele auch hier untergebracht waren.
    Die Produktionsabteile – die Fabrikhallen sozusagen – bestanden aus Bretterbuden, mit Ausnahme einiger Gruppenzelte, die man zusammengenäht hatte. Die Arbeitsplätze waren

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