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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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wollte irgendetwas von ihm
oder von Denis wissen. Das Einzige, was ihm auffiel, war, dass Max respektvoll behandelt wurde.
    Seine, Sergejs, letzte Runde verstrich ohne Halt und Pause. Und auch seine Kräfte zerrannen, gerade wie der Sand im oberen Glaskolben. Irgendwann bemerkte er, dass er nicht mehr so gut sehen konnte: Die Konturen verloren an Schärfe.
    Später fanden sie sich alle drei in einem ziemlich großen Zelt wieder, das voller fremder Kleider, Gegenstände und Bücher war. Max sprach wieder, Sergej nickte mechanisch mit dem Kopf oder schüttelte ihn ablehnend, je nach Situation – aber offenbar war seine Reaktion nicht in allen Fällen angemessen, denn Max wurde wütend und seine Stimme laut. Sergej antwortete nicht, sondern ging in dem Zelt auf und ab und besah sich die abgewetzten Buchrücken, die verstreuten Gegenstände und die herumliegenden Blätter mit den Bleistiftaufzeichnungen.
    Stopp.
    Die Handschrift.
    Ich kenne diese Handschrift, sagte sich Sergej. Mit einiger Willensanstrengung zog er sich selbst aus dem trüben Dunst, in dem sich sein Geist befand, genau wie Münchhausen sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf gezogen hatte. Komm schon, komm zu dir! Du kennst diese Handschrift.
    Er wandte sich Max zu, und irgendetwas in Sergejs Gesicht veranlasste diesen, seine hitzige Tirade mitten im Satz zu unterbrechen.
    »Woher stammen diese Aufzeichnungen von Wosnizyn?«, fragte Sergej und atmete tief ein. »Ist das sein Zelt?«
    »Und ich dachte schon, wir verlieren dich«, sagte Max erleichtert. »Setz dich, nimm dir diese Notizen vor, alles, was du hier findest, und lies es. Vielleicht stößt du auf irgendeine Information über das Medikament, das du brauchst. Denis, hilf deinem Vater, such für ihn alle Papiere raus, die wie dieses hier aussehen.«
    »Ich find mich schon zurecht«, sagte der Junge sehr erwachsen.
    »Gut …«, murmelte Max und wandte sich zur Tür. »Ihr seid hier ja erst mal beschäftigt. Ich komme gleich wieder …«
    Er blieb zwei Stunden weg. In dieser Zeit gelang es Sergej, im trüben Licht einer einzigen Petroleumlampe stapelweise Aufzeichnungen seines ehemaligen Chefs durchzusehen. Es handelte sich dabei hauptsächlich um Tagebuchnotizen. Auf einigen Seiten wurde ein gewisser Wikinger erwähnt, der von Wosnizyn mit bestimmten heiklen Erledigungen betraut wurde und erst kürzlich von einem seiner Aufträge zurückgekehrt war. Ein Teil der Aufzeichnungen beschrieb den Aufbau eines Labors an der Marxistskaja . Alle Informationen bezüglich des Forschungsvorhabens, das dort realisiert werden sollte, waren jedoch in einem Ziffern- und Buchstabencode verschlüsselt notiert. Am Ende treiben ihn die Absichten der Roten um, einen Superhelden zu züchten, der ohne Strahlenschutzanzug auf der Erdoberfläche leben kann, überlegte Sergej mit spöttischem Lächeln, während er versuchte, den Code zu entschlüsseln. Sicher nicht. Hier ging es um etwas anderes. Vielleicht um ein Medikament. Wosnizyn war besessen gewesen von der Idee, ein Medikament zu erfinden, dass das Immunsystem des menschlichen Körpers wirkungsvoll und langfristig stärkte. Schon
vor der Katastrophe hatte er sich damit beschäftigt, aber ein Durchbruch war ihm nicht rechtzeitig gelungen. Was noch? Ein Stimulationspräparat für das menschliche Gehirn. Wosnizyn hatte immer gesagt: In jedem von uns schläft ein Genie – man muss es nur zu wecken wissen.
    Sergej las, und die Zeit verrann – Körnchen um Körnchen. Die Petroleumlampe wurde schwächer, und auch Sergej erlosch langsam für immer.
    Denis machte ein Nickerchen in der Ecke.
    Die Geräusche des Lebens auf der Station hinter den Zeltwänden verstummten. Die Nacht war angebrochen.
    Max trat ein. Sergej hob den Kopf. Das Gesicht des kräftigen Kerls war blass.
    »Liest du noch?«, fragte er. »Hast du irgendetwas Brauchbares gefunden?«
    »Noch nicht. Max, ich fühle mich schlechter. Ich weiß nicht, ob ich es bis zum Morgen schaffe … Kennst du einen gewissen Wikinger?«
    Max’ Kopf zuckte zurück, als hätte er einen Schlag erhalten.
    »Woher kennst du diesen Namen?«, fragte er dumpf.
    »Aus Wosnizyns Notizen.« Sergej blickte seinen Gefährten neugierig an.
    »Dieser Idiot … Dabei haben sie ihm doch gesagt … Ich werde es dir erzählen. Bald ist alles vorbei. Und was unseren geheimnisvollen Begleiter angeht … Ich habe da einen Plan.«
    Mit diesen Worten nahm er Sergej den Packen dicht beschriebener Papiere aus der Hand, legte ihn auf den Tisch und

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