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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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davon ab, ob wir Wosnizyn finden oder nicht! Er ist meine letzte Rettung!«
    »Serjoscha«, sagte Max schwer und blickte zu Boden, »und wenn er … nicht deine Rettung ist? Wenn er zum Beispiel gestorben ist … Oder sonst was?«
    Jetzt sprach er mit Sergej, aber noch immer waren seine Augen auf Denis gerichtet. Und die des Jungen auf ihn. Es sah aus, als wollten sie sich gegenseitig hypnotisieren, ihre Kräfte messen. Keiner wich aus – sie waren starke Gegner. Und Sergej konnte sehen, wie bei seinem Sohn das schutzlose Kind zurücktrat und ein anderer die Führung übernahm: jener Mensch, der heilen, in die Zukunft sehen und andere Leute seinen Absichten unterwerfen konnte.
    »Was macht ihr da?« Sergejs Frage klang kläglich. »Es reicht! Kommt jetzt. Da vorne ist die Station.«
    Mit einiger Kraftanstrengung riss Max seinen Blick vom Gesicht des Jungen los und richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf Sergej. Der kniff die Augen zusammen und wandte sich ab.
    »Merk dir eins«, sagte Max dumpf. »Ich hab es versucht. Zum ersten und zum letzten Mal.«
     
     
    Die Schosse Entusiastow war, wie man Sergej erklärte, eine reine Wohnstation. Die Leute fuhren täglich auf mehreren Draisinen und in Begleitung von Wachleuten zu den Stationen Perowo und Awiamotornaja . Anfangs waren sie einige Male mit dem »Drachenhauch« zusammengestoßen, und alle, die nicht rechtzeitig ein Versteck gefunden hatten, waren
umgekommen. Aber später gewöhnten sie sich daran und fanden heraus, dass der »Drachenhauch« sich frühzeitig ankündigte, so dass man ihn vorausahnen und ihm aus dem Weg gehen konnte.
    Die kleine, schmale Schosse Entusiastow mit dem kurzen Bahnsteig, dem niedrigen Gewölbe und den geschmacklosen, quadratischen Säulen war ungeeignet für die Einrichtung von Produktionsplätzen. Selbst der Wohnraum reichte nicht für alle.
    Sergejs Gesicht war angeschwollen, sein Kopf schmerzte, sein ganzer Körper fühlte sich taub an. Hauptsache, wir schaffen es bis zur Ploschtschad Iljitscha , dachte er, dort würden sie … Im selben Moment überkam es ihn siedend heiß: Ja, was war dort? Würde sich, wenn sie dort angekommen waren, augenblicklich aufklären, wohin Wosnizyn verschwunden war? Unsinn … Wenn sie ihn bis jetzt nicht gefunden hatten, war er vermutlich tot. Entweder vom »Drachenhauch« zu Asche verbrannt, von den Kommunisten in irgendein Loch verschleppt, wo er langsam zugrunde ging, oder irgendetwas Ähnliches … Ach Gott, alles war möglich! Folglich blieb ihm noch ein Tag zum Leben. Im besten Fall. Vielleicht aber auch nur ein paar Stunden. Es waren nur noch wenige Sandkörnchen im Glaskolben übrig. Sie rieselten vor sich hin, eines nach dem anderen, das letzte war schon von den anderen zu unterscheiden.
    Der Gedanke daran, wie nah der Tod war, traf ihn mit voller Wucht und ließ ihn innerlich gefrieren. Er spürte förmlich, wie er immer kälter wurde, wie eine dünne Eisschicht sich um sein Herz bildete und der Frost in sein
Herz eindrang, in die Lungen … Es fiel ihm schwer zu atmen, seinem Mund entstieg dichter Dampf … Dies war das Vorspiel des Todes. Der Prolog. Eine erste Abkühlung.
    Der Sensenmann würde seine langen, knochigen Fingerglieder nach Sergejs Kehle ausstrecken. Sie umfassen, zudrücken. Das Leben aus ihm herauspressen und ihn fortwerfen. Bald schon, bald.
    Die Soldaten am Wachposten blickten die drei Wanderer neugierig und überrascht an. Sie begriffen augenblicklich, dass die drei Besucher mit dem »Drachenhauch« zusammengestoßen und nur durch ein Wunder am Leben geblieben waren.
    »Was schaut ihr so?«, sagte Max. »Erst schickt ihr uns ehrbaren Bürgern diese Feuersbrunst auf den Hals, und dann glotzt ihr noch … Wollt ihr etwa behaupten, dass ihr nichts damit zu tun habt? Dann solltet ihr vielleicht mal eine Feuerspritze aufstellen. Wahrscheinlich entstehen die Flammen hier irgendwo ganz in der Nähe … Sobald sie auftauchen, verpasst ihr ihnen einen ordentlichen Guss. Dann wird der Drache es sich beim nächsten Mal genau überlegen, ob er haucht oder nicht …«
    Der Arzt, der Sergej einen kühlenden Verband im Gesicht anlegte und seine verletzte Schulter untersuchte und neu bandagierte, sprach beruhigend auf ihn ein. Aber Sergej hörte nicht zu. Er glaubte an nichts mehr.
    Sie ruhten sich eine halbe Stunde aus. Max war in dieser ganzen Zeit unterwegs, aber diesmal war es Sergej völlig gleichgültig.
    Als Max zurückkam, sah er besorgt aus und drängte zum Aufbruch.
    Die

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