Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Titel: Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Wickert
Vom Netzwerk:
verhaftet«, sagte der Kommissar lakonisch. »Nehmt ihn mit. Im Bademantel!«
    »Und das Mädchen?«
    Insgeheim fand Jean Mahon die Lage amüsant, denn er wusste, was er anrichtete. Draußen stand ein Dutzend Fotografen und Kameraleute. Die Durchsuchung des Privathauses des ehemaligen Ministers, der lange Jahre auch Bürgermeister von Fréjus gewesen war, hatte sich längst rumgesprochen.
    »Das Mädchen im Morgenmantel nehmt ihr auch mit.«
    Er schaute einen seiner ältesten Mitarbeiter durchdringend an, ohne eine Miene zu verziehen. Der verstand den Blick. Wenn der Morgenmantel des Mädchens ein wenig verrutscht, werden sich die Fotografen freuen.

Verhaftung im Militärhospital
    » S o ein Zimmer hat sonst nur ein General«, sagte die Ärztin, die Jacques Ricou zu Georges Hariri führte. Man merkte ihr an, dass sie den Untersuchungsrichter bewunderte.
    »Wie geht’s ihm denn?«
    »Seinem Verhalten nach? Ich würde mal sagen: äußerst depressiv.« Dabei schaute sie Jacques mit einem ironischen Blick von unten an. Vielsagend.
    »Ich verstehe das nicht so recht. Die Beinverletzung ist doch kontrollierbar.«
    »Aber zwischen den Beinen fehlt jetzt die Kraft.« Sie lachte.
    »Wieso?«, fragte Jacques.
    »Nicht nur der Oberschenkel war zerquetscht«, sagte die Ärztin und legte ihre Hand auf Jacques’ Arm, »sondern auch seine Murmeln. Der wird seine Manneskraft nicht wiederfinden. Da helfen dann auch keine blauen Pillen mehr.«
    »Oh je! Wenn er das ’mal psychisch überlebt!«
    Jacques hatte sich mit großer Entourage ins Militärkrankenhaus aufgemacht. Martine begleitete ihn als Protokollantin, zwei Polizisten ließ er auf dem Gang vor der Zimmertür warten. Die sollten auch bis auf weiteres bleiben. Zum Schutz von Hariri.
    Georges Hariri selbst hatte seinen Anwalt Philippe Tessier gebeten, während des Besuchs des Untersuchungsrichters anwesend zu sein. Zu seinem eigenen Schutz.
    »Sie scheinen es eilig zu haben, Monsieur le Juge«, sagte Tessier. »Mein Mandant ist vor gerade einmal zwei Tagen operiert worden.«
    »Monsieur Tessier, es geht diesmal nicht um Steuerfragen, für die Sie Spezialist sind, sondern um Mord. Genauer gesagt um mindestens vier Tote.« Jacques beschloss, den direkten Weg einzuschlagen. Die Ärzte hatten ihm nur eine halbe Stunde Besuchszeit zugestanden.
    Tessier warf Hariri einen Blick zu. Der Kranke saß von mehreren Kissen gestützt im Bett, sein operiertes Bein hing an einem Galgen. Der linke Arm war an eine Infusion angeschlossen. Auf dem Nachttisch lagen in einer nierenförmigen Schale Spritzen.
    »Monsieur Hariri. Wann haben Sie Mohammed Arfi zum letzten Mal gesprochen?«
    »Monsieur le Juge, das ist eine Weile her. Dazu müsste ich in meine Unterlagen schauen, aber ich vermute, die befinden sich, nach Ihrer Durchsuchung heute früh, im Palais de la Justice. Sie können es dort feststellen.«
    »Was war der letzte Auftrag, den er für Sie erledigt hat?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Dann will ich genauer fragen. Mohammed Arfi, seine Frau, ein Begleiter und ein unbeteiligter Radfahrer wurden vor wenigen Tagen im Wald von Ville-d’Avray erschossen. Morgens gegen neun Uhr. Haben Sie davon gehört?«
    »Ja.«
    Jacques überlegte kurz, ob er nicht doch Umwege nehmen sollte, um eine befriedigende Antwort auf seine nächste Frage zu provozieren. Doch dann sah er die Arroganz in den Augen von Anwalt Tessier und den Hochmut in der Haltung von Millionär Hariri, und ihm fiel ein, was ihm Ali über diesen Mann erzählt hatte, der nur an sich dachte, erinnerte sich an die Geschichte, wie Hariri die schwangere Freundin von Dati nicht nur ausgespannt, sondern auch zur Abtreibung gezwungen hatte. Den würde er nur packen, wenn er ihn frontal anginge.
    »Weshalb haben Sie Mohammed zu der Verabredung in den Wald bestellt?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Mohammeds Tochter lebt. Das werden Sie wissen. Sie hat ausgesagt.«
    Tessier machte eine Handbewegung. Hariri schwieg.
    »Wo waren Sie zur Tatzeit?«
    »In meinem Büro in Paris.«
    »Mit Zeugen?«
    »Mit vielen Zeugen.«
    »Wir haben bei Ihnen zu Hause heute früh eine große Waffensammlung gefunden. Aber keinen Waffenbesitzschein.«
    »Den wird Ihnen mein Anwalt vorlegen können.«
    »Seit wann sammeln Sie alte Handfeuerwaffen?«
    »Das tut nichts zur Sache«, warf Tessier ein.
    »Monsieur Hariri, besitzen Sie auch eine Luger, die für die Schweizer Armee hergestellt worden ist?«
    Hariri gab Tessier, der gerade den Mund öffnete, um zu

Weitere Kostenlose Bücher