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Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Titel: Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Wickert
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Tageszeitung. Es eilt eigentlich. Ich hatte gehofft, Sie heute zu sehen. Am liebsten mittags, denn ich arbeite an einer großen Serie für unsere morgige Ausgabe. Zur Not auch abends, wenn es nicht anders geht.«
    »Das wird knapp, ich muss Sie zurückrufen.«
    Chefredakteur Jean-Marc Real ließ es sich nicht nehmen, die Konferenz zu leiten. Wieder steckte er eine Gitane zwischen die Lippen, zündete sie nicht an und grinste Margaux zu. Sie tat, als nähme sie davon keine Kenntnis.
    Real eröffnete die Konferenz mit einem Lob für Margaux und das Team, die bisher außerordentlichen Wirbel mit der Serie erzeugt hatten. Dann gab er Margaux das Wort. Sie berichtete, ohne die Quelle zu nennen, von den Einzelheiten der Durchsuchung bei Ronsard. Aber jeder im Raum ahnte, woher sie so viel wusste.
    Margaux’ Handy vibrierte. Sie hatte es vor sich auf den Tisch gelegt und laut erklärt, sie erwarte einen dringenden Anruf in ihrer gemeinsamen Sache.
    Der Name Dati erschien auf dem Bildschirm.
    Sie legte einen Finger an die Lippen und hob ab.
    »Ich weiß jetzt nicht, ob Sie das schaffen, Margaux. Aber bei mir geht nur ein frühes Mittagessen um zwölf Uhr im ›Laurent‹.«
    »›Restaurant Laurent‹ in der Avenue Gabriel?«, fragte Margaux und die mithörenden Kollegen schauten sich an und nickten bewundernd. »Das schaffe ich gerade noch. Ich bin gegen zwölf da.«
    Die Radionachrichten am Mittag machten mit der Durchsuchung bei dem ehemaligen Innenminister Louis de Ronsard auf. Aber Margaux hörte die Meldung nicht mehr zu Ende, sie fuhr in diesem Augenblick beim Restaurant »Laurent« vor, stieg aus und ließ den Motor laufen, weil ein Wagenmeister ihr die Mühe abnahm, den Wagen zu parken. Das Restaurant »Laurent« liegt in einem eleganten Pavillon in den Gärten im unteren Teil der Champs-Élysées. Es ist vielleicht das teuerste Restaurant von Paris.
    Der Maître d’hôtel erkannte Margaux, sagte, sie werde schon erwartet und führte sie vorbei an dem großen Saal in einen Eckraum mit Blick in den Park. Alexandre Dati saß auf einer Chaiselongue, als sie eintrat und las Nachrichten auf seinem Smartphone.
    »Phantastisch! Endlich ist Ronsard dran«, sagte er und begrüßte Margaux mit Handkuss.
    Keine Coupe de Champagne. Keinen Alkohol mittags. Einen Salat. Na gut, einen Hummer. Aus der Bretagne. Nicht aus Maine oder Portugal. Nein, ein französischer.
    Margaux legte ihr Notizbuch und einen Stift neben das Besteck und sagte: »Sie haben mir von Hariri und Ronsard erzählt. Ich habe ein wenig recherchiert. Ich kenne die Geschichte von Hariris Frau.«
    Margaux beobachtete ihr Gegenüber. Dati reagierte nicht, sondern schaute auf seinen Teller.
    »Sie scheinen Ronsard gut zu kennen, sind aber nicht sein Freund. Es liegt nun an Ihnen, Monsieur Dati, ob Sie mir vertrauen. Ich kann Sie völlig aus dem Spiel lassen. Ich habe Fragen, die auch durch den Brief des Corbeau ausgelöst wurden, über den ich in den letzten Tagen geschrieben habe.«
    »Das habe ich alles mit Interesse gelesen. Sie sind eine gute Schreiberin, Margaux. Mein Kompliment. Ich kann Ihnen wahrscheinlich einiges von dem erklären, was gerade passiert. Aber ich stelle zwei Bedingungen. Erstens haben wir nie miteinander gesprochen. Zweitens kommt mein Name in keiner Ihrer Geschichten vor. In keiner.«
    »Das kann ich Ihnen zusagen.«
    »Auch wenn Sie feststellen, dass mein Name hier oder da im Mittelpunkt des Geschehens auftaucht?«
    »Wenn Sie nicht der Mörder sind, dann verspreche ich es.«
    Dati lachte. Nein, der Mörder sei er nun wirklich nicht. Und darüber wisse er auch nichts.
    Dati erzählte, Margaux unterbrach ihn nur selten mit Fragen.
    Er war der Corbeau. Das gab er zu. Einen Brief hatte er an den Untersuchungsrichter geschickt, den zweiten an Margaux, weil er auf das Dreigestirn Ronsard, Hariri und Mohammed Arfi aufmerksam machen wollte. Mindestens von Ronsard fühlte er sich böse hintergangen.
    Die Geschichte begann mit dem TGV -Vertrag zwischen Paris und Rabat.
    Weder er noch Hariri hatten irgendetwas mit dem Zustandekommen des Abkommens zu tun. Doch zwei Tage vor Unterschrift rief ihn der Premierminister, mit dem er seit Jahren befreundet war, an. Er werde Dati als Vermittler in den TGV -Vertrag eintragen. Das sei logisch wegen Datis Beziehungen zum Maghreb. Dafür erhalte er zwei Prozent der Vertragssumme. Es werde auf Wunsch von Innenminister Louis de Ronsard ein zweiter Vermittler eingetragen, Georges Hariri. Der erhalte auch zwei

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