Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

der zu dem geschlossenen Tunnel führt.
    Endlich erreiche ich den Kran. Tauche hinter den Gleisketten ab – einen Augenblick, bevor eine heranrasende Plasmaladung neben dem Führerhaus hochgeht, woraufhin Spiner vollends überrascht mit weit ausgebreiteten Armen zurückspringt. »Raus!«, schreie ich, als ich die Tür aufreiße. Ich zerre Spiner aus dem Führerstand. »Unten bleiben!«
    Ich halte mich am Führersitz fest und schwenke den Kran herum, bis der Haken über dem Container schwebt. Dann lasse ich den Haken ab. Der Magnet haftet. Ich hebe den Container hoch und schwinge ihn herum, sodass er zwischen dem Kran und dem Loch in der Luft hängt und uns Schutz vor dem nächsten Bombardement bietet. »Bleibt in Deckung«, weise ich Vienne und Ebi über den Vid-Link an. »Das Ding wird gleich kräftig schaukeln.«
    Das Drahtseil des Krans ächzt, als der Container hin und her pendelt. Ein Klotz von drei Tonnen Gewicht. Ich bremse brutal, und der Container segelt hoch in die Luft und trifft auf die Höhlendecke. Gewaltige Gesteinsbrocken regnen herab.
    »Kusottare!« , schreie ich. »Daneben!«
    Nun, da ihnen der Container nicht mehr im Weg ist, feuern die Dræu auf meinen Kran. Vom Boden aus erwidern Vienne und Ebi das Feuer und geben mir so eine weitere Chance, den Container zu schwingen. »Mimi«, sage ich, »kannst du mir mal unter die Arme greifen?«
    »Ich fürchte, dazu müsstest du mir deine Hände leihen.«
    »Du weißt genau, was ich meine. Kalibriere einen Winkel, der diesen Stahlbrocken in das Loch rammt. Und dann benutzt du die Symbipanzerung, um meine Hand zu führen.«
    »Das wird wehtun.«
    »Tut mir leid, wenn es dir Schmerzen bereitet.«
    »Nicht mir, Cowboy. Countdown. Drei, zwei, eins ...«
    Mein Rücken krümmt sich unter der Rüstung, die plötzlich steif wird und meinen Körper an Ort und Stelle festnagelt. Es tut weh, und ich stöhne leise. Nur mein Arm und meine Hand bewegen sich noch, führen den Steuerknüppel, sodass der Container acht Mal wie ein Pendel hin und her schwingt. Unter seinen enormen Gewicht ächzen Ausleger und Stahlseil des Krans gleichermaßen.
    Beim letzten Schwung lässt der Magnet los. Der Raumfahrstuhlcontainer schießt geradewegs zur Decke, kracht in das Loch und nimmt dabei mehrere Dræu mit. »Wenn das nicht eine Quadratur des Kreises ist«, sage ich und versuche, die Nachwirkungen von Mimis Machtübernahme über meinen Körper abzuschütteln. »Du leistest gute Arbeit, Mimi.«
    »Eigentlich ist das kein Quadrat, sondern ein Rechteck. Trotzdem danke. Ein Mädchen freut sich immer über ein Kompliment.«
    »Wie dem auch sei, das wird diese Schweinebacken eine Weile beschäftigen.« Ich springe hinaus und renne zurück zu Ebi und Vienne, die immer noch im Wohnhof sind. »Bemannt eure Posten in den Minaretten, ihr zwei.«
    Vienne dirigiert Ebi zur Scharfschützenstellung auf dem Minarett, während ich in die entgegengesetzte Richtung laufe, durch den Tunnel zur Zhao-Zhou-Brücke.
    Bumm-ba-bumm!
    Eine Explosion lässt die Höhle erbeben. Die Erschütterung reißt mich von den Füßen. Staub rieselt auf mich herab.
    »War das Fuses Werk?«, fragt Vienne per Vid-Link.
    »Das hoffe ich«, sage ich.
    Am Ende des Tunnels entdecke ich den Ursprung der Explosion. Ein fünfzehn Meter langer Abschnitt der Zhao-Zhou-Brücke fehlt. Er wurde mit Fuses Hilfe und zwei Ladungen C-42 in der Schlucht versenkt.
    Die Hauptstreitmacht der Dræu steht auf der anderen Seite der Schlucht, was vorteilhaft ist. Aber sie haben zwei Motorschlitten, was unvorteilhaft ist, denn auf jedem Schlitten sitzt ein Schütze, und beide decken die Minenbewohner mit Kugeln ein.
    »Jenkins«, sage ich per Vid-Link. »Lagebericht.«
    »Fuse sagt, ihr sollt bitte auf die Schürfer schießen, die auf uns feuern.«
    »Wird gemacht.« Ich rufe Vienne und Ebi. »Scharfschützen, erledigt die Schützen.«
    Durch mein Omnokular beobachte ich, wie sie synchron ihre Armalites heben, einen Schützen anvisieren und den Abzug betätigen. Jede Kugel findet ihr Ziel an der Schädelbasis eines Dræu, und die Zielobjekte brechen über den Läufen der Kettenkanonen zusammen. Twip! Twip! Twip! Twip! Vier weitere Dræu auf Schlitten hat es erwischt; dann erledigt Vienne auch die verbliebenen zwei.
    »Sie hat mir meinen Abschuss geklaut«, beschwert sich Ebi.
    »Gewöhn dich dran«, sage ich.
    Über die Dächer mehrerer Container renne ich weiter, bis ich den nächsten Kran erreicht habe. Áine sitzt an der Steuerkonsole. »Zeit