Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)
angenommen haben. »Wir haben ein Problem. Dame Bramimonde hat Fisher Four verlassen.«
»Mutter!«, sagt Ebi. Vienne misst sie mit einem scharfen Blick.
»Ich habe Lust, sie den Dræu zu überlassen, aber wie es aussieht, folgt Jean-Paul ihr, und so gern ich ihm seinen dünnen kleinen Hals umdrehen möchte, er ist immer noch ein Akolyth und damit einer von uns. Vielleicht.«
»Mutter, wie konntest du!«, sagt Ebi und senkt eilends den Kopf. Ihre Stimme klingt ein wenig seltsam. »Chief, ich schäme mich für ihre Taten. Ich schwöre ...«
»Später«, unterbreche ich sie, denn ich kaufe es ihr nicht ab. »Wir haben zu arbeiten. Vienne und Ebi, ihr folgt dem Haupttunnel nach draußen und geht dann etwa einen halben Klick weiter in nordwestlicher Richtung. Sucht nach Spuren, aber geht nicht weiter als einen halben Kilometer, verstanden?«
»Jawohl, Chief«, sagt Vienne.
»Dann ab mit euch.«
Ich wende mich Fuse und Jenkins zu. »Ihr zwei – gleiche Entfernung. Aber ihr sucht fünfzehn Grad weiter Richtung Norden. Bleibt in den Haupttunnels. Keine Nebengänge, keine Sandflohlöcher. Solltet ihr in Schwierigkeiten geraten, ruft mich.«
»Das könnte ein Hinterhalt sein, Chief«, sagt Fuse.
»Haltet eure Augen und Ohren offen, Fuse. Denn genauso könnte es sein.« Es könnte aber auch eine bösartige alte Vettel sein, die im schlimmstmöglichen Moment das Schlimmstmögliche tut.
»Ja, Chief«, sagt Fuse. »Komm schon, Jenkins. Und hör auf, diese Kettenkanone herumzuschleppen. Das Gequietsche bringt mich noch um.«
»Mimi«, sage ich, als sie die Zhao-Zhou-Brücke überquert haben. »Überwach sämtliche Signaturen. Sollte irgendjemand außer Reichweite geraten, will ich das noch in derselben Sekunde erfahren.«
Dann öffne ich einen persönlichen Vid-Link zu Vienne. »Sag mir Bescheid, falls dir irgendetwas seltsam vorkommt.«
»Ja, Chief.«
»Ich meine es ernst, Vienne. Behalte jeden um dich herum im Auge. Traue niemandem. Nicht einmal mir.«
KAPITEL 33
H ÖLLENKREUZ , A USSENPOSTEN F ISHER F OUR A NNOS M ARTIS 238. 4. 0. 00:00
Zuallererst höre ich das Echo der Schüsse. Es scheint aus dem Haupttunnel zu kommen, aber bei der Akustik hier kann ich nicht sicher sein. Zwanzig Minuten lang habe ich allein im Kreuz verbracht und auf einem umgekippten Raumfahrstuhlcontainer gehockt. Die stehende Luft lastete schwer auf mir, und die stinkenden Gebeine des Feuers plagten mich, während ich darauf wartete, von meinen Leuten zu hören.
Nach einundzwanzig Minuten erhalte ich eine von Störungen unterbrochene Botschaft von Vienne. »Chief, wir sind ... Feuer ...«
»Wiederholen«, befehle ich und warte erneut.
Nichts. Nur ein Klingeln in meinen Ohren und die Furcht, einen großen taktischen Fehler begangen zu haben, da die Dræu jeden Moment auf uns hereinhageln können. »Mimi«, sage ich, »Umgebung scannen. Sind noch alle in Reichweite?«
»Ja, Chief, alle relevanten ... Moment mal. Ich empfange jetzt auch die Signaturen von Jean-Paul und Dame Bramimonde.«
»Position genau lokalisieren.«
»Ich kann nicht. Zu viele Störgeräusche in der Umgebung. Ich ... oh-oh.«
»Oh-oh? Was oh-oh? «
»Das wird dir nicht gefallen.«
»Es gefällt mir jetzt schon nicht.« Ich trete an den Rand des Containers, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen. »Spuck’s aus.«
»Ich fange multiple unbekannte Signaturen am Rande meines Empfangsbereichs auf. Dutzende. Es sind die Dræu. Sie haben nicht darauf gewartet, dass die Frist abläuft.«
» Jumalauta! Ich hasse es, wenn die Gäste zu früh zur Party erscheinen.«
Ich schwinge mich an einer Metallstange zu Boden und betätige einen Alarmschalter. Das Sirenengeheul lockt die Minenbewohner aus ihren Quartieren. Während sie herbeieilen, schlüpfen sie in Stiefel und Overalls. Spiner und Jurm sind unter den Ersten, die am Kreuz erscheinen.
»Sag mir, dass das nur eine Übung ist«, keucht Spiner.
»Es ist keine Übung«, entgegne ich. »Die Dræu greifen an.«
Jurm schirmt seine Augen ab. »Wo? Ich habe niemanden gesehen, als ich mir die Unterhose angezogen habe.«
»Die Regulatoren«, sagt Spiner, ohne auf Jurms Worte einzugehen. »Sind sie schon in Position?«
»Nein«, antworte ich. »Ich habe sie zu einer Kundschaftermission rausgeschickt. Sie sind noch nicht zurück.«
»Kundschaftermission? Wozu?«, fragt Jurm.
»Dame Bramimonde wird vermisst.«
»Du hast Soldaten beauftragt, einer nutzlosen alten Schachtel nachzuspüren?«, jault Jurm. »Wozu
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