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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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Lippen gekommen, als Vienne dazwischengeht. »Chief«, sagt sie. »Das ist mein Kampf.«
    »Nein, Vienne.« Es muss mein Kampf sein, denn ich trete ebenso gegen die Minenbewohner an wie gegen Ockham. »Nicht dieses Mal.«
    »Ich bin deine Nummer zwei«, erwidert sie stur. »Es ist mein Recht, mich mit jedem zu messen, der deinen Posten anstrebt.«
    Ich will gerade anfangen, mit ihr darüber zu diskutieren, als Mimi sich einmischt. »Wenn du ihr das verweigerst, entehrst du sie.«
    »Das weiß ich!«
    »Wenn du sie entehrst, wird sie es dir nie vergeben.«
    »Das weiß ich auch!«
    »Aber wenn du sie an deiner Stelle kämpfen lässt, werden die Minenbewohner dich nie akzeptieren.«
    »Ja! Ja! Ich hab’s kapiert! Das ist eine dieser gŏu pì bù t ōn g- Situationen, in die ein Chief schon mal reingerät. Ich weiß, ich bin am Arsch, wenn ich es tue. Aber ich bin ebenso am Arsch, wenn ich es nicht tue. In Ordnung?«
    »Ich wollte mich nur vergewissern«, sagt Mimi.
    Wäre sie kein Flash-Clone in meinem eigenen Gehirn, ich würde sie schlagen, bis sie Sterne sieht.
    Ich atme tief durch und sehe, dass sich alle Augen auf mich und Vienne richten, die neben mir steht, in der Saluthaltung eines Regulators erstarrt, und ich beschließe, sie zu kränken.
    »Du kannst gehen, Vienne. Ich werde gegen Ockham kämpfen.«
    Sie erbleicht. Dann reißt sie sich zusammen und verbeugt sich. Nur ich kenne die Wahrheit: Meine Worte brennen wie Batteriesäure. Es dauert kaum ein paar Sekunden, und ich spüre, wie sich zwischen uns eine Kluft auftut.
    »Jawohl, Chief«, sagt sie. »Wie du wünschst.«
    Ich kann sie nicht anschauen, also wende ich mich ab, ehe ich mich bis auf die Unterwäsche entkleide. Dann baue ich mich gelassen vor Ockham auf. Mein Körper ist schlank und zäh, und meine Bauchmuskulatur spannt sich erkennbar, als ich mein Chi wecke.
    Ockham wirft den Kopf zurück und lacht. »Hübsches Bäuchlein, schöner Knabe. Aber du solltest lieber nicht damit rechnen, dass ich es dir leicht ... argh!«
    Ein schneller Schlag gegen seine Luftröhre bringt ihn mitten im Satz zum Schweigen. Ockham greift sich an die Kehle und stolpert zurück, versucht, wieder zu Atem zu kommen. Ich nutze meinen Vorteil, klemme seinen Kopf in eine Schere und reiße ihn zur Seite, ehe ich mich zu Boden kauere, sein Knie mit den Händen packe und mich zur Seite fallen lasse.
    Der alte Kämpe landet schwer auf dem Hinterteil. Ächzt. Als ich ihm einen Tritt in die Rippen verpassen will – ein Schlag, mit dem Vienne vor meinen Augen schon Männer zum Krüppel gemacht hat –, rollt Ockham sich weg. Mein Fuß knallt auf den Steinboden, und der alte Mann springt auf.
    »Zu langsam«, sagt er und lacht über sein Entkommen.
    Er atmet keuchend, schafft es aber noch, Verteidigungshaltung einzunehmen. Ich erhole mich schnell und setze zu einem Roundhouse-Kick an die Seite seines Kopfes an – ein mörderischer Tritt –, aber Ockham fängt meinen Fuß mühelos mit seiner schwieligen Hand ab, zieht ihn an seinen Bauch, stößt hart zu und schickt mich kreiselnd zu Boden.
    »Wieder zu langsam. Du solltest lieber dein Schätzchen deine Kämpfe ausfechten lassen.«
    Für einen Moment sieht es so aus, als würde ich mit dem Kopf zuerst auf dem Steinboden aufschlagen, aber ich drehe mich wie ein Bohrer in der Luft und lande auf den Zehen. Meine Fußsohlen klatschen auf die Steine, ein Geräusch, das in meinen Ohren nachhallt.
    Verdammt. Ich muss dem ein Ende machen. Jetzt.
    Noch ehe das Geräusch verklungen ist, greife ich wieder an. Dieses Mal mit einer Serie rasend schneller Tritte gegen Ockhams Brust. Die ersten drei wehrt er mit dem Unterarm ab. Aber ich treibe ihm eine felsenharte Ferse in den Solarplexus und lande weich im Staub, während er würgt und nach Atem ringt. Sein Körper klappt zusammen wie eine mittig geschmolzene Metallstange. Die Muskeln in seinem Gesicht erschlaffen, die Haut an seinen Wangen rötet sich, als hätte er eine Verbrennung erlitten. Seine Augen verlieren ihren Glanz, schließen sich halb, und seine Pupillen sind geweitet.
    Ich schlüpfe hinter ihn. Als er auf ein Knie fällt, keuchend und schnaufend, setze ich dazu an, ihm den Gnadenstoß zu verpassen – einen Hieb in den Nacken, ausgeführt mit der Rechten, den Vienne mir beigebracht hat. Genauso heißt er auch: Nackenschlag. Klingt eigentlich ganz harmlos, aber Vienne ist alles andere als das, und ihre Schläge sind bisweilen tödlich.
    Meine Güte, was tue ich da?
    »Nein!«,

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