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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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Schwachpunkt sein, Cowboy?«
    Während Mimis Worte in meinem Kopf nachhallen, schüttele ich die Erinnerung ab. Seit mir Mimis Hirnströme zur Kontrolle der Nanobots in meinem Körper eingepflanzt wurden, sind meine Erinnerungen viel lebhafter als zuvor. Viel realer.
    »Das war eigentlich meine Erinnerung«, sagt Mimi.
    »Das zu unterscheiden wird immer schwieriger«, erwidere ich.
    »Geht mir auch so, Cowboy.«
    Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Was soll das heißen, es geht ihr auch so?
    Ein weiterer Vorstoß von Jean-Paul zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Dort, wo sich das Seil in seine Haut gegraben hat, ist Blut an seinem Fußgelenk, und die Minenbewohner werden immer gemeiner. Sie rücken näher und näher heran, um ihn zu quälen.
    Zeit, dem Spielchen ein Ende zu machen. Ich winke Vienne zu, sich hinter Ockham zu postieren. Nur für den Fall, dass etwas nicht so läuft, wie es soll. »Jean-Paul bezahlt dein Honorar, Ockham«, sage ich.
    »Und?«, grunzt Ockham.
    »Du solltest ein Interesse daran haben, dass er am Leben bleibt. Zumindest, bis er dich bezahlt hat.«
    »Darüber mache ich mir keine Sorgen. Der Bengel hat mächtige Eier im Sack.«
    »Mächtige Eier geben umso größere Ziele ab«, sage ich. »Vielleicht wäre es besser, wenn er etwas mehr als nur einen Lendenschurz trüge.«
    Ockham lacht. Klopft mir auf den Rücken. »Wusste gar nicht, dass du Sinn für Humor hast, Chief.«
    » Er hat Sinn für Humor«, sagt Vienne. »Ich nicht.« Sie rammt Ockham mit der Schulter, um ihn an ihre Anwesenheit zu erinnern.
    »Weist eure Grubenleute an, sie sollen aufhören«, sage ich zu Áine und Maeve.
    Áine schürzt die Lippen. Ich sehe ihr an, dass sie nicht gerade erfreut ist. »Was die Minenbewohner tun, ist ihre Sache«, verkündet sie schmollend. »Die brauchen keinen Chief, der ihnen sagt, wo es langgeht.«
    Aua!
    »Umso weniger, wenn es sich für uns auszahlt«, fügt Jurm hinzu.
    »Auszahlt?« Verärgert wende ich mich Ockham zu. »Du hast sie bezahlt, damit sie einen Jungen verprügeln?«
    »Nicht ich«, sagt Ockham und fängt an zu lachen, verstummt jedoch, als niemand einstimmt. »Mein Akolyth hat sie selbst bezahlt.«
    »Er hat w ...?«
    Ein Schrei unterbricht mich. Als ich mich seiner Quelle – Jean-Paul – zuwende, greift der Minenbewohner mit dem Schweißbrenner gerade wieder an. Er schwingt ein langes, abgewinkeltes Stück Schweißdraht über seinen Kopf und schlägt nach Jean-Paul, der sich tief duckt, das Gewicht gleichmäßig auf beide Fußballen verteilt, die Hände in Abwehrhaltung.
    »Stopp!«, schreie ich, aber es ist zu spät, den Mann noch aufzuhalten. Roll dich ihm entgegen, dränge ich im Geiste Jean-Paul, das Gewicht und den Schwung des Minenbewohners gegen ihn selbst einzusetzen.
    Aber der Junge rührt sich nicht. Stattdessen verharrt er, wartet auf den Hieb. Erst im allerletzten Moment wirft er sich nach vorn, um dem Schweißdraht auszuweichen.
    Der Minenbewohner stolpert. Seine Beine verheddern sich in denen des Jungen, und in einem Durcheinander rudernder Gliedmaßen stürzen sie gemeinsam zu Boden. Was beweist, dass keiner von beiden ein ausgebildeter Kämpfer ist. Der Minenbewohner ist zuerst wieder auf den Beinen und reißt erneut den Schweißdraht hoch, bereit, Jean-Pauls Rücken mit Schlägen einzudecken, als der Junge sich auf Hände und Knie stemmt und verzweifelt nach Luft schnappt.
    »Halt!«, brülle ich und springe die Stufen hinunter. »Aufhören! Sofort!«
    Der Minenbewohner blickt verwirrt drein, als ich in den Kreis trete. Er dreht sich erst zu Áine um, dann zu Ockham. Offenbar hofft er, dass einer der beiden ihm sagt, was er tun soll. Ich nutze die Gelegenheit und entreiße ihm den Schweißdraht.
    Die Lippen des Jungen sind aufgeplatzt. Blut rinnt ihm über Brust und Bauch und versickert im schmutzigen weißen Lendenschurz.
    Ich schüttele ihn kräftig durch. »Was hast du dir dabei gedacht? Der Mann hätte dich umbringen können.«
    Bramimonde zeigt sich starrsinnig und entreißt mir seinen Arm. »Ich will so ausgebildet werden wie jeder Regulatorenakolyth!«
    »Ach ja? So sollten Akolythen aber nicht ausgebildet werden«, entgegne ich. »Sie treten im Training nicht gegen erwachsene Männer an. Erst recht nicht gegen Männer, die Werkzeuge als Waffen schwingen.«
    »Ach, wir hätten ihn nicht so schlimm verletzt«, sagt Jurm. »Er hat uns dafür bezahlt, dass wir gegen ihn kämpfen, also dachten wir uns, wir liefern ihm einen guten

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