Das Matarese-Mosaik
Legree.«
»Wovon reden Sie eigentlich?«
»Das ist Kolonialcode«, sagte Pryce. »Unser Pilot kocht Tee, den er in den Hafen von Southampton werfen möchte.«
»Ich verstehe kein Wort.«
»Die stehen beide unter Streß«, schaltete sich jetzt Leslie ein. »Gehen wir, Kinder.«
Als Pryce, Leslie und der Mann des MI5 mit schnellen Schritten auf dessen Fahrzeug zugingen, jagte ein zweiter Wagen mit vorgezogenen Vorhängen auf den Bristol Freighter zu.
»Das muß der oder die geheimnisvolle Unbekannte sein«, sagte Leslie.
»Falls mein Blick nicht trügt«, stellte Pryce fest, »ist es ein junger Mann.«
»Roger Brewster?« flüsterte Leslie, als sie beide auf dem Rücksitz Platz genommen hatten. »Aber was soll das, und wo bringen sie ihn hin?«
»In Südspanien auf eine Ranch, auf der Stiere gezüchtet werden. Sie gehört einem unserer Kollegen aus der Zeit der Baskenaufstände. Und Sie haben recht gehabt, Cameron«, sagte Geoffrey Waters in seinem Büro im MI5-Gebäude zu Pryce und Leslie gewandt. »Er hat mit dem alten Coleman Verbindung aufgenommen, weil er, wie Sie ganz richtig angenommen hatten, sonst niemanden kennt, an den er sich hätte wenden können.«
»Du lieber Gott, du bist wirklich gut«, sagte Leslie und warf Pryce einen bewundernden Blick zu.
»Eigentlich nicht, ich habe nur versucht, mich in seine Lage zu versetzen. Was konnte er denn tun, allein und ohne Hilfe? Aber er muß einen dringenden Grund gehabt haben, dort auszubrechen und hierher zurückzukehren.«
»Den hatte er tatsächlich«, sagte Waters. »Eine Frau in High Holborn, von der wir nichts wußten.«
Sir Geoffrey Waters berichtete, was er von dem jungen Roger Brewster und Oliver Coleman erfahren hatte. Dann zeigte er die Briefe und das Wichtigste, den Block aus Myra Symonds Wohnung. »Amsterdam, Pryce! Der Kopf der Schlange muß in Amsterdam sein!«
»Sieht so aus, nicht wahr? Aber der Drahtzieher in Amsterdam, der diese ganze Geschichte in Gang hält, ist ein Manager, ein Bürokrat, nicht die eigentliche Macht. Es muß jemand geben, der hinter dem oder der Betreffenden steht.«
»Weshalb sagst du das, Cam?« fragte Leslie.
»Ich weiß, du wirst mich jetzt für blöd halten oder so etwas, aber auf dem College habe ich immer gern Shakespeare gelesen oder mir Aufnahmen seiner Theaterstücke angehört. Albern, nicht wahr? Aber eine Stelle habe ich mir immer gemerkt
– ich kann mich bloß nicht erinnern, aus welchem Stück die stammt.«
»Und wie hieß diese Stelle, mein Lieber?«
»›Bis zur Vollführung einer furchtbarʹn Tat vom ersten Antrieb ist die Zwischenzeit wie ein Phantom, ein grauenvoller Traum.‹«
»Ich glaube, das ist aus Macbeth «, sagte Waters. »Und wo sehen Sie die Verbindung?«
»Das ›Phantom‹, denke ich. Hinter Amsterdam steht jemand oder etwas.«
»Aber Amsterdam ist doch ganz eindeutig unsere oberste Priorität, oder?«
»Natürlich, Geof. Ganz eindeutig. Aber würden Sie mir einen Gefallen tun? Holen Sie Scofield herüber. Ich glaube, wir brauchen Beowulf Agate.«
THE NEW YORK TIMES
(Titelseite)
VERBLÜFFENDE ENTWICKLUNG
IM GESUNDHEITSWESEN
Über neunhundert bislang gemeinnützige Krankenhäuser
an Konsortium verkauft
NEW YORK, 16. Oktober – Neunhundertzweiundvierzig ehemals gemeinnützige Krankenhäuser in den Vereinigten Staaten, Kanada, Mexiko, Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien sind soeben an Carnation Cross International verkauft worden, eine Krankenhausbetreibergesellschaft, deren Zentrale sich in Paris befindet. Die Transaktion erfolgte völlig überraschend und hat in einschlägigen Kreisen Verblüffung hervorgerufen. Der Sprecher des Konsortiums, Dr. Pierre Froisard, hat folgende Erklärung abgegeben:
»Endlich ist der Traum der medizinischen Welt Realität geworden, Project Universal, wie wir es nennen, ist Wirklichkeit geworden. Jetzt, da diese Häuser sich in privater Hand befinden, werden wir in Anbetracht der kostengünstig angebotenen globalen Kommunikationsmöglichkeiten die Qualität der Krankenhauspflege
überall, wo wir dazu in der Lage sind, deutlich verbessern. Indem wir unsere Ressourcen, unsere Erkenntnisse und unsere Erfahrungen zusammenlegen, können und werden wir die beste Pflege zur Verfügung stellen, die uns der Stand der medizinischen Wissenschaft ermöglicht. Ich wiederhole, Project Universal, woran wir in aller Stille jahrelang gearbeitet und wofür wir erhebliche finanzielle Mittel aufgewendet haben, ist jetzt Wirklichkeit geworden
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