Das Matarese-Mosaik
Frankreich, ohne Widerspruch.«
»Nein, nicht Frankreich, Roger«, sagte Waters. »Dort drüben haben wir Minuten nach deinem Verschwinden dichtgemacht. Was ich da gesagt habe, junger Mann, war mein voller Ernst. Du hast das Leben der anderen durch das Chaos, das du erzeugt hast, wirklich in Gefahr gebracht. Leute reden, und andere Leute hören zu; und wenn irgendwo im Ausland eine geheime Regierungsoperation aufgedeckt wird, spricht sich das schnell herum.«
»Es tut mir wirklich leid, Sir.«
»Also, nimm es dir nicht zu sehr zu Herzen. Der Sergeant Major hat recht. Du hast uns außergewöhnlich nützliche Informationen gebracht. Mehr als dir vielleicht bewußt ist … Soviel will ich dir immerhin sagen: Wir glauben, hier in London einen Matarese-Agenten identifiziert zu haben. In Verbindung mit dem, was du herausgefunden hast, könnte es sein, daß wir einen Schritt nähergekommen sind.«
»Wem nähergekommen, Geof?«
»Der Seele der Schlange, das hoffe ich zumindest aufrichtig. Wir sind noch nicht am Ziel, aber ein Schritt ist ein Schritt.«
»Und wo komme ich hin?« fragte Roger.
»Nach Süden, mehr brauchst du nicht zu wissen.«
»Und wie komme ich dorthin?«
»Wir benutzen nur einen Piloten und ein Flugzeug. Wenn ich es mir richtig überlege, war das für den armen Teufel ein ziemlich anstrengender Tag. Na schön, er ist jung und kräftig.«
27
L ieutenant Luther Considine, US Navy, setzte wieder einmal zum Landeanflug an, diesmal auf eine Diplomaten vorbehaltene Landepiste auf dem Flughafen von Heathrow. »Das soll wohl ein Witz sein«, rief er in das Mikrophon seines Funkgeräts. »Ich fliege seit fünf Uhr morgens mit diesem Oldtimer herum, und jetzt ist es beinahe fünf Uhr nachmittag! Ich würde wirklich gern mal Pause machen, zu Mittag essen beispielsweise!«
»Tut mir leid, Lieutenant, das sind meine Befehle, und ich gebe sie nur weiter, ich mache sie nicht. Sie erhalten den Flugplan von einem Beamten des MI5.«
»Okay, okay, Tommy. Sagen Sie dem Fahrer des Tankwagens, er soll sich beeilen und den Passagier gleich mitbringen. Ich möchte bis Mitternacht wieder in London sein. Ich habe eine Verabredung mit einem Einzelbett und einem ordentlichen Abendessen.«
»Was ist denn los?« wollte Cameron Pryce wissen, der neben Leslie dicht hinter dem Cockpit saß.
»Ich setze Sie beide hier in Heathrow ab und nehme einen Unbekannten auf, der Wert auf volle Treibstofftanks legt. Und dann habe ich zwanzig Minuten Zeit, mir zusammenzureimen, wo es hingehen soll.«
»Sie sind Spitze, Luther«, sagte Leslie und erhob dazu ihre Stimme, um den Motorenlärm zu übertönen. »Deshalb hat man Sie ausgewählt.«
»Yeah, das habe ich schon mal gehört. ›Viele sind berufen, aber wenige auserwählt.‹ Ich möchte bloß wissen, warum es ausgerechnet ich sein mußte?«
»Das hat der Colonel Ihnen ja gerade gesagt«, schrie Pryce, als der Pilot bei der Landung auf Schubumkehr ging. »Weil Sie Spitze sind!«
»Mittagessen wäre mir lieber«, sagte Considine und rollte die Piste hinunter.
Dann lief alles wie nach einer exakten Choreographie ab. Considine rollte zu einem vorherbestimmten abgelegenen Standplatz. Ein Tankwagen raste aus einem Hangar, und während zwei uniformierte Mechaniker Schläuche für die beiden Tragflächentanks ausrollten, kam ein dritter Mann in Zivilkleidung auf das Flugzeug zu. Considine öffnete die Klappe im Leitwerk des Bristol Freighter, und der Mann sagte: »Hier ist Ihr Flugplan, Lieutenant. Studieren Sie ihn, und falls Sie irgendwelche Fragen haben, wissen Sie, wen Sie anrufen müssen.«
»Vielen herzlichen Dank«, sagte Considine und nahm den Umschlag entgegen. »Hier ist Ihre Fracht«, fügte er dann hinzu und deutete auf Pryce und Leslie.
»Ja, das habe ich schon vermutet. Wenn Sie beide mich bitte begleiten wollen, unser Wagen steht unmittelbar hinter dem Tankwagen.«
»Wir haben Gepäck«, erklärte Pryce, »ich brauche einen Augenblick, um es zu holen.«
»Lieutenant«, sagte der MI5-Beamte, »wenn Sie uns vielleicht behilflich sein könnten.«
Luther Considine blickte auf den Fremden hinab. »Ich putze keine Fenster«, erklärte er ruhig und selbstbewußt, »und ich wasche keine Wäsche, und damit Sie es wissen, Sie Chiffrierknecht, ich bin auch kein Dienstmann aus diesen alten Filmen.«
»Wie bitte?«
»Schon gut, Kumpel«, sagte Pryce, »unser Freund steht ein wenig unter Streß. Ich habe die Koffer schon.«
»Vielen Dank, Chicken Little.«
»Aber gern, Mr.
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