Das Matarese-Mosaik
tatkräftigen Unterstützung durch Don Silvio Togazzi berichteten.
»Mein Gott«, schaltete Scofield sich ein, »jetzt ist Togazzi ein ›Don‹ und Geof ein gottverdammter ›Sir‹! Vermutlich wird Silvio bald König von Italien und unser Dickerchen hier Premierminister. Die Welt ist wirklich verrückt geworden!«
»Du bist zu liebenswürdig«, schmunzelte Waters. »Also, die Ereignisse in Como lassen vermuten, daß die Macht der Matarese in Italien jetzt zusammengebrochen ist – und darüber hinaus wissen wir, daß ein Paravacini Kardinal ist und im Vatikan Einfluß hat.«
»Zusammenbruch ist vielleicht etwas stark«, sagte Leslie. »›Charlie‹ Paravacini hat zweifellos eine schlagkräftige und effiziente Organisation aufgebaut.«
»Das wissen wir nicht«, sagte Scofield, »und selbst, wenn wir das annehmen, dann war er der eigentliche Machtfaktor. Nach allem, was wir von Togazzi gehört haben, hat er ja nicht viel delegiert.«
»Wenn das der Fall ist«, bemerkte Waters, »dann ist die Organisation vielleicht nicht zusammengebrochen, aber sie ist jedenfalls jetzt instabil und damit verletzbar.«
»Einverstanden«, sagte Pryce, »und genau das ist es, was wir suchen – Angriffspunkte und verletzbare Stellen. Wenn wir über genügend Fakten verfügen, Beweise, die auf eine Verschwörung von globalen Ausmaßen innerhalb der Industrieländer deuten, können wir zuschlagen.«
»Indem wir die Verschwörung aufdecken?« fragte Scofield und zog die Augenbrauen skeptisch nach oben.
»Das ist eine Möglichkeit«, sagte Waters, »aber vielleicht nicht die zweckmäßigste.«
»Wie meinst du das?« sagte Antonia.
»Wir wollen die Matarese aus der internationalen Finanzwelt eliminieren und nicht die Wirtschaft der ganzen Welt ins Chaos stürzen.«
»Und wie willst du das anstellen, ohne die Machenschaften der Matarese aufzudecken?«
»Auf die schmutzige Tour, Toni«, antwortete Pryce für ihn. »Wir schlagen die Köpfe dieser vielen Schlangen ab und sehen dann zu, wie sie sich herumwinden und gegenseitig erwürgen.«
»Aber Cam, das ist ja richtig poetisch formuliert, Junge«, sagte Scofield. »Sie hätten in Harvard Literatur belegen sollen.«
»Ich wußte nicht, daß es so etwas dort gibt.«
»Wir sollten vielleicht die Kinder bitten, ihre Sandkastenspiele zu beenden«, erklärte Leslie Montrose entschieden und wandte sich dem MI5-Mann zu. »Geof, ich glaube, Toni hat da etwas Wichtiges gesagt. Wie stellen wir es an, die Matarese zu vernichten, ohne alles publik zu machen?«
»Die Frage werde ich beantworten, nachdem wir von Brandon alles gehört haben. Jetzt bist du dran, du altes Relikt. Gibt es, abgesehen von Atlantic Crown, worüber wir informiert sind und wofür wir dir widerstrebend Lob zollen, sonst noch Fortschritte?«
»Sag du es ihnen, Liebes«, sagte Scofield und wandte sich Antonia zu. »Sie führt Buch, und wenn man mir so kommt, habe ich keine Lust.«
»Selbst ich war beeindruckt«, räumte Antonia ein. »Er hat aus dem Material, das er in den Akten von Atlantic Crown gefunden
und fotografiert hat, und mit Hilfe einer Computeranalyse noch bevorstehender Fusionen und Aufkäufe gemeinsam mit Frank Shields in dem Hotel in New York einen echten Coup gelandet.« Antonia Scofield berichtete, wie ihr Mann sich mit insgesamt vierzehn möglichen Matarese-Größen aus den einflußreichsten Bereichen der amerikanischen Wirtschaft getroffen hatte. »Vier der Hauptakteure, die sich angeblich überhaupt nicht kannten, haben sich in einem abgelegenen Restaurant in New York getroffen, nachdem sie mit Bray gesprochen hatten. Frank Shields Leute haben sie aus der Ferne fotografiert. Das ist jetzt aktenkundig.«
»Gut gemacht, Brandon!« lobte Waters. »Und jetzt werde ich Sie darüber unterrichten, was hier in London passiert ist.« Waters ging ans Fenster und zog die Jalousien zu. Er trat an einen Diaprojektor am Kopfende des Tisches und schaltete ihn ein; auf einer Leinwand an der Schmalseite des Raums erschien ein weißes Quadrat. Waters drückte einen Knopf, und das erste Dia wurde sichtbar. Es zeigte einen Mann, der auf einer Londoner Straße weglief und sich dabei umdrehte. Es war ein ziemlich großer, schlanker Mann mit auffällig langen Beinen, der einen konservativ geschnittenen Anzug trug. Sein schmales Gesicht zeigte einen Ausdruck, in dem sich Überraschung und Angst mischten. Auf weiteren Dias konnte man sehen, wie er weiterrannte, wobei er sich noch zweimal umsah und sein Gesichtsausdruck
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